Hamburg. Am Wiesendamm sollen im Herbst 2020 alle bühnenrelevanten Studiengänge unter einem Dach vereint werden.
Was lange braucht, wird langsam sichtbar. Vor 15 Jahren hatte Elmar Lampson, Präsident der Hochschule für Musik und Theater, die ersten Ideen für einen Standort, der alle theaterrelevanten Studiengänge unter einem Dach vereinen sollte. Nun ist es so weit, das Theaterzentrum Wiesendamm feiert Richtfest. Und die Freude über den Fortschritt ist allen Beteiligten anzumerken.
Noch stolpert man über einen unebenen Betonboden, und die Industriekonstruktion der ehemaligen Werkzeugmaschinenfabrik Heidenreich & Harbeck ähnelt einem aufgebrochenen Gerippe, doch im Innern sind schon etliche Wände im Rohbau hochgezogen. Ein noch nackt betonierter Theatersaal lässt erahnen, dass hier gerade etwas Großartiges entsteht.
Kultursenator: „Lange Irrfahrt“ geht zu Ende
Im September 2018 hatte der Hamburger Senat grünes Licht für das neue Theaterzentrum Wiesendamm gegeben. Auf einer Fläche von rund 9000 Quadratmetern sollen das Junge Schauspielhaus, die Theaterakademie und das Institut für Kultur- und Medienmanagement der Hochschule für Musik und Theater (HfMT) jeder für sich und doch gemeinsam residieren. Den Stadtteil Barmbek noch einmal anders beleben und auch voneinander profitieren. Für 36,4 Millionen Euro entstehen derzeit Räume für Aufführungen, Proben, Lehre und Forschung. Schon im Herbst 2020 soll der Bau so weit fertiggestellt sein, dass die künftigen Mieter mit der Ausgestaltung ihrer Räume beginnen können.
Eine „lange Irrfahrt“ gehe nun zu Ende, erklärt Kultursenator Carsten Brosda. Demnächst sei es dem Jungen Schauspielhaus auch räumlich möglich, auf Augenhöhe mit der inhaltlichen Qualität arbeiten zu können, das Provisorium (das letzte in einer langen Reihe) auf der großen Probebühne im Schauspielhaus hinter sich zu lassen. Dass das nun durch die Sprinkenhof GmbH (als Bauherr und Eigentümer) an einem modernisierten Industrieort und nicht mit einem Neubau geschehe, sei auch architektonisch zu begrüßen. Hamburg sei eine Hafen- und Industriestadt, aber eben auch eine Stadt, die von großer Kreativität und künstlerischer Ausdruckskraft lebe.
Besondere Stärke des Konzepts
Für Klaus Schumacher, Leiter des Jungen Schauspielhauses, öffnete sich mit der Entscheidung ein „utopischer Raum“. Es sei ein Privileg, an der Ausgestaltung mitzuarbeiten: „Ich habe einen der schönsten Jobs in dieser Stadt.“ Das Junge Schauspielhaus sei ein Kunst-Ort für alle Generationen, der die Gegenwart reflektiere. „Wir brauchen Stimmen, die die Gesellschaft als veränderbar begreifen, diese wollen wir hörbar machen.“
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Die Verbindung aus Wissenschaft und Kultur ist für Elmar Lampson die besondere Stärke des Konzepts. Auch die Nachbarschaft zu Kampnagel, dem Museum der Arbeit, der Zinnschmelze und dem Ernst Deutsch Theater dürfte für neue Impulse in dem sich wandelnden Stadtteil Barmbek sorgen.
Für den Höhepunkt des Richtfests sorgt Regisseur Moritz Beichl, Absolvent der Theaterakademie Hamburg, der gerade den Theaterpreis „Nestroy“ in der Kategorie „Bester Nachwuchs – männlich“ erhalten hat. Eine seiner ersten Arbeiten war Hermann Hesses Erzählung „Demian“ am Jungen Schauspielhaus; jetzt verteilen sich die Ensemblemitglieder im Rohbau und spielen Szenen aus der Inszenierung. Auch dies soll, ähnlich den Bräuchen der Zimmerleute, dem künftigen Theaterzentrum Glück bringen.