Hamburg. “Lauwarm“: Mathias Spaan inszeniert Sergej Gößners expliziten Jungs-Monolog. Manche Szenen sind leider arg platt geraten.

Die Pubertät ist eine gemeine Zeit im Leben. Als Heranwachsender weiß man nicht so richtig wohin mit sich und dem sich verändernden Körper, die Hormonen spielen verrückt und dann soll man auch noch Top-Leistungen in der Schule bringen. Dem (Anti-)Helden in „Lauwarm“ geht es da nicht anders. Nur, dass er nicht weiß, ob er nun lieber Männer oder Frauen mag. Oder vielleicht beides?

Nur ein Putzeimer als Requisite

Die Inszenierung „Lauwarm“ im Rangfoyer des Schauspielhauses ist ein Schauspielerprojekt. Autor Sergej Gößner ist als profilierter Spieler im Ensemble des Jungen Schauspielhauses bekannt. Gößner ist aber auch Autor, sein Stück „Mongos“ wurde beim Heidelberger Stückemarkt ausgezeichnet. Regisseur Mathias Spaan, Student der Theaterakademie Hamburg, begann ebenfalls als Schauspieler. Und Fabian Dämmich, der auf der Bühne steht, spielt, als gehe es um Leben und Tod. Dabei steht ihm in diesem einstündigen Monolog nur sein eigener Körper zur Verfügung, den er kaum hinter der dicken, von der Decke hängenden Glasscheibe (Bühne ebenfalls Mathias Spaan) verbergen kann. Ein Eimer mit Putzmitteln dient als Requisite.

Dämmich spielt ein „Sonntagskind, ein Olympiababy, eine Zangengeburt“. Als Sohn einer jungen Mutter und eines erfolgreichen Ringer-Vaters wächst er in Hassloch auf, das er kurzerhand in „Poloch“ umbenennt, weil er das griffiger findet. Das ist, zugegeben, wenig originell und dieses Niveau steigert sich im Laufe des Monologes auch leider kaum.

Thema Bisexualität bietet Denkstoff

Der junge Heranwachsende mag Cowboyfilme, aber eben auch Elfen. Und damit fangen die Probleme an. „Hauptsache du fühlst dich wohl“, sagt die wohlmeinend-behutsame Oma. Aber die Umwelt macht aus ihm einen, der aus der Reihe fällt. „Die Unterschiede macht doch ihr“, sagt er. Er befindet sich in einem Dazwischen, das ihn mal mit Stolz, aber auch mit Angst und Unsicherheit erfüllt. Das Thema Bisexualität, vielleicht auch Transgender, bietet reichlich Denkstoff für ein Jugendstück ab 14 Jahren.

Sergej Gößners Text ist dann am stärksten, wenn er sehr offen die verwirrte Gefühlswelt seines Protagonisten offenlegt. Wenn er zwischen den Zeilen vermittelt, dass Sexualität sehr politisch aufgeladen sein kann. Dass der Druck, eine Norm zu erfüllen, weiterhin groß ist, auch wenn man in einer freiheitlichen Gesellschaft heranwächst und nicht in einem repressiven Staat, wo gleichgeschlechtliche Liebe heutzutage – siehe Brunei – sogar lebensbedrohlich sein kann.

Weiß eingesprühte Scheibe sorgt für Lacher

Allerdings setzt Gößner auf viele Wort-Wiederholungen und explizite Geschlechtsthematik. Vom Eltern-Sex bis zu exzessiven Mastubier-Erfahrungen. Und wenn dann Regisseur Spaan seinen Hauptdarsteller die Scheibe weiß einsprühen lässt, ist das doch ein arg plattes Bild. Lacher findet der Effekt trotzdem. Auf diese Weise aber wird aus einem Thema mit Dringlichkeit und einem sehr engagierten Schauspieler ein etwas lauwarmes Theatererlebnis.