Hamburg. An mindestens einem Sonntag im Monat soll der Besuch kostenlos sein – das will die SPD 2020 umsetzen. Vorbild ist eine andere Stadt.

Nach einem ersten Gratis-Testlauf am Reformationstag 2018 könnte es künftig mindestens einmal im Monat einen Sonntag mit freiem Eintritt in den staatlichen Museen der Hansestadt geben. Zumindest, wenn es läuft, wie die Hamburger SPD es auf ihrem Landesparteitag am Freitag (23. August) beschließen will. Ob und wie private Museen wie das Bucerius Kunst Forum sich diesem Konzept anschließen, ist ihnen überlassen.

Um diese Maßnahme zu finanzieren, sollen den staatlichen Museen aber keine Einschnitte in ihren jeweiligen Haushalten drohen, auch der Kultur-Etat soll in dieser Hinsicht unangetastet bleiben. Das Geld, zwischen einer halben und einer Million Euro, soll als neugierbildende und hemmschwellensenkende Maßnahme aus dem Etat der Stadt kommen. Findet diese Gratis-Aktion Anfang 2020 im Rathaus eine Mehrheit, soll zu Beginn der nächsten Legislaturperiode damit begonnen werden, kündigte Kultursenator Carsten Brosda (SPD) an.

Freier Eintritt ins Museum: Vorbild Berlin

Neu oder gar einzigartig ist dieses Konzept allerdings nicht: Anfang August erst hatte Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) angekündigt, dass von April 2020 an in allen „landeseigenen“ Museen der Bundeshauptstadt der Eintritt an einem Sonntag monatlich umsonst sein werde. „Die machen das auch, wir machen das jetzt auch“, so Brosdas Kommentar zum Kollegen an der Spree. „Da haben wir die Idee aber nicht her“, fügte er hinzu, „das Thema treibt auch hier viele schon länger um.“

Lederer hatte in Berlin außerdem versprochen, neun Stellen für „Vermittler“ an den Museen und Gedenkstätten zu schaffen, um potenzielle Neubesucher gezielt anzusprechen und von den Angeboten zu überzeugen. So weit will Brosda in und für Hamburg derzeit nicht gehen. „Wir haben den Museumsdienst, mit dem wir darüber sprechen, wie wir seine Arbeit noch besser und wirksamer machen. Aber ja: Es wird eine Investition auch in die Vermittlung geben“, betonte der Kultursenator.

Was sagen die Hamburger Staatstheater?

Kultursenator Carsten Brosda (SPD) im Museum für Hamburgische Geschichte.
Kultursenator Carsten Brosda (SPD) im Museum für Hamburgische Geschichte. © picture alliance/dpa | dpa Picture-Alliance / Felix König

Den Einwand, dass eine Investition in die Attraktivität von Ausstellungen und Sammlungen womöglich Vorrang vor einer Rabatt-Aktion haben sollte, mag Brosda nicht gelten lassen. „Das haben wir ja. Mit dem aktuellen Doppelhaushalt haben wir 2,5 Millionen Euro pro Jahr extra zur Verfügung gestellt, mit denen wir auf die Attraktivität der Sammlungen abzielen.“ Dazu kämen die Investitionen in bauliche Ertüchtigungsmaßnahmen. „Jetzt geht es darum, den Zugang zu erleichtern, und das wird noch mit einer gezielten inhaltlichen Ansprache verbunden.“

Auf die Wahrscheinlichkeit angesprochen, dass sich zeitnah Intendanten von Theatern oder Orchestern in der Kulturbehörde melden, um für ihre Häuser und Ensembles ebenfalls eine Gratis-Karten-Kostenerstattung durch den Senat zu bestellen, antwortete Brosda: „Bei den Museen haben wir einen besonderen, anders gelagerten Fall. Und bei den Theatern haben wir bereits viele Aktionen, um Barrieren zu senken. Gerade bei den Museen wird darüber mit besonderer Schärfe diskutiert, es ist klug, da ein Angebot in die Stadtgesellschaft hineinzugeben.“

Also sind die Museen das größte Sorgenkind der Kulturbehörde? „Das hat nichts mit Sorgen zu tun“, entgegnete Brosda. „Wir sind gut beraten, solche Orte zu stärken, in einer Gesellschaft, in der die Frage ,Wo reden wir über das, was wichtig ist?’ so virulent wird. Dazu können Museen einen entscheidenden Beitrag leisten."