Hamburg. Traditionsreiche Stühle werden nach 33 Jahren erneuert – Patenschaften ab 450 Euro. Die neuen Sitze entsprechen der alten Form.
„Achtung!“, hallt es laut durch den Saal. Kurz darauf schwebt eine Stuhlreihe an einer Seilwinde vom Oberrang übers Parkett bis auf die Bühne der Hamburger Kammerspiele, auf der bereits weitere Stühle gestapelt liegen. „Es ist ein berührender Moment, dabei zu sein“, sagt Intendant Axel Schneider. „Ich bin erstaunt, wie schnell das geht.“
Nach 33 Jahren werden die Theatersitze des traditionsreichen Hauses, die während der Intendanz Ida Ehres eingebaut wurden, erneuert. Statt grau leuchten sie künftig rot, passend zur Wandfarbe. 300.000 Euro kostet die Erneuerung insgesamt. Die Hälfte der Kosten werden von der Kulturbehörde übernommen, ein Viertel trägt Kammerspiele-Inhaber Jürgen Hunke, die restlichen 75.000 Euro will der neu gegründete Verein Freunde der Hamburger Kammerspiele aufbringen. Dafür werden nun Sitzpaten gesucht. Ab 450 Euro kann eine Sitzpatenschaft erworben werden. Die Preise richten sich dabei nach der Saalplatzierung. Am teuersten sind die Sessel in den ersten drei Reihen im Parkett, für die der Verein 750 Euro aufruft. Wer einen Sitz erworben hat, wird namentlich mit einer Messingplakette auf der Sesselrückseite gewürdigt.
„Zurzeit haben wir 26 Sitzpaten“
„Zurzeit haben wir 26 Sitzpaten“, sagt die 2. Vorsitzende des Vereins, Manuela Rousseau. 410 Sitze fasst das Theater insgesamt. Neben der Suche nach Stuhlpaten für die neuen Stühle, können sich auch Liebhaber des traditionsreichen Alt-Mobiliars finanziell an der Erneuerung beteiligen. Für 50 Euro pro Sitzeinheit können die historischen Theaterstühle einzeln oder in Zweier- bis Dreier-Elementen erworben werden. Ein schönes Beispiel dafür, dass an diesen einiges an Erinnerungen haftet, weiß Axel Schneider zu erzählen: „Ein Ehepaar, das sich auf diesen Stühlen kennengelernt hat, hat sich bei uns gemeldet, um exakt diese Stühle zu erwerben.“
Aufgrund der baulichen Begebenheiten entsprechen die neuen Sitze der alten Form. „Es war uns wichtig, keine Plätze zu verlieren“, betont Intendant Schneider und verspricht: „Es bleibt kuschelig, aber wird gemütlicher.“ Weitere positive Nebeneffekte: kein lautstarkes Klacken durch das Hochschnellen der Sitzfläche beim Aufstehen und kein Wackeln der gesamten Reihe durch Bewegungen der Nachbarn mehr. „Es fühlt sich sehr gut an“, versichert Kabarettist und Kammerspiele-Urgestein Hans Scheibner beim Probesitzen auf einem provisorisch angebrachten neuen Stuhl. Auch er und seine Frau haben bereits Patenschaften übernommen. Am 1. September werden die neuen Theatersitze mit einem Benefizkonzert offiziell eingeweiht – pünktlich zur neuen Spielzeit.