Hamburg. Der bisherige Standort bleibt erhalten – neben dem geplanten Neubau soll das Museumsschiff seinen Platz finden. Wann der Bau beginnt.
So viele strahlende Gesichter sah man selten bei einer Landespressekonferenz: Mit großer Freude verkündete Carsten Brosda (SPD) am Dienstagmittag im Rathaus, dass sich der Senat für die westliche Spitze des Grasbrooks als Standort für das Deutsche Hafenmuseum entschieden hat. „Ein hochattraktiver Standort, weil dieser noch sehr junge Hamburger Stadtteil die Schnittstelle zwischen Stadt und Hafen ist“, so der Kultursenator. Hier könne man hervorragend „Geschichte(n) vom Hamburger Hafen erlebbar und vermittelbar machen“.
Auch die Viermastbark „Peking“, die momentan auf der Peters Werft in Wewelsfleth restauriert und in der ersten Hälfte des kommenden Jahres nach Hamburg zurückkehren soll, wird nahe des Grasbrooks mit einer extra gebauten Kaianlage an die Pier gelegt. Die „Peking“ wird die Freilichtabteilung des künftigen Museums bilden.
Das "kleine" Hafenmuseum wird zur musealen Außenstelle
Ein zweiter Standort – etwa einen Kilometer Luftlinie entfernt – wird im Hansahafen errichtet: Die gesamte Schuppenhälfte 50A, die das heutige „kleine“ Hafenmuseum beherbergt, soll künftig für eine museale Außenstelle mit historischen Schiffen und Kränen genutzt werden. Dafür soll die Pontonanlage erneuert und das gesamte Gebäude modernisiert werden; dies betrifft die Verbesserung der Barrierefreiheit, eine Temperierungsanlage, die Erneuerung der Ausstellung sowie die Einrichtung eines Schaudepots.
Geplant ist eine Haus-in-Haus-Lösung für Museumspädagogik, Modellbauwerkstatt und Gastronomie. Das Deutsche Hafenmuseum soll ganzjährig geöffnet sein. Um möglichst vielen Besuchern den Zugang zu ermöglichen, wird es eine eigene Bushaltestelle sowie einen Parkplatz geben. Geplant ist zudem ein Barkassenanleger am künftigen Hafenmuseum, von dem aus Schiffe zur Außenstelle ablegen.
Hafenmuseum kann vom Standort Grasbrook profitieren
Ein weiterer Vorteil des Standortes Grasbrook sei laut Senator, dass der Stadtteil ohnehin gerade verkehrstechnisch und infrastrukturell erschlossen würde. Davon könne das neue Museum profitieren. Dass sich der Senat zumindest in Teilen der ursprünglich gedachten Idee der Schuppennutzung anschließt, freut auch Börries von Notz besonders: „Diese Entscheidung ist ein Meilenstein in einem langen Prozess, und ich bin sehr froh, dass sie noch in meiner Amtszeit passiert. Dafür trage ich gerne die Verantwortung“, sagte der Vorstand der Stiftung Historische Museen Hamburg (SHMH), der Ende Juni ausscheidet. Die Stiftung war, ebenso wie die Behörde für Kultur und Medien, maßgeblich an den Analysen und Abstimmungen beteiligt. „Alle weiteren konzeptionellen und inhaltlichen Arbeiten hängen stark vom Standort ab.“ Die Einbeziehung der 50er-Schuppen sei ein „klares Bekenntnis der Stadt zu ihren historischen Gütern“.
Der Ausbau sichert eine Anlage mit großer hafengeschichtlicher Bedeutung; der Schuppen 50A ist die letzte noch erhaltene Umschlagsanlage aus der Kaiserzeit. Für den Ausbau sind zehn Millionen Euro veranschlagt; die Arbeiten könnten laut Carsten Brosda „unverzüglich beginnen“.
Wann der Neubau des Museum fertig werden könnte
Etwas mehr Geduld wird man für das Hafenmuseum brauchen: Die Voraussetzung für den Baubeginn will die HafenCity GmbH bis 2023 schaffen. Börries von Notz rechnet mit einer anschließenden Bauphase mit Park- und Kaianlage von gut zwei Jahren. Frühestens 2025 könnte die Stadt eines der „modernsten und großartigsten Museumsprojekte der Welt“ besitzen. Jetzt sind Architekturbüros aufgefordert, ihre Entwürfe einzureichen.
Der Kultursenator verwies noch einmal auf den ungewöhnlichen und langen Prozess des Projekts: „Wir hatten zuerst das Geld und fingen dann mit der Planung an. Normalerweise ist es umgekehrt.“ 2015 hatte der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages der Stadt für die Errichtung eines Deutschen Hafenmuseums sowie für die Rückholung und Sanierung der „Peking“ 120 Millionen Euro zur Verfügung gestellt (davon werden 35 Millionen Euro für die Instandsetzung und Ausstattung des Museumsschiffes veranschlagt).
Die "Peking" könnte vorläufig im Hansahafen festmachen
2016 beauftragte die Stiftung das Planungsbüro Albert Speer + Partner (AS+P) mit einer umfassenden Standortpotenzialanalyse, in deren Rahmen mehrere Standorte für das Deutsche Hafenmuseum geprüft und abschließend alle verworfen wurden. Als möglicher Hauptstandort rückte zum ersten Mal 2017 das Gelände des früheren Überseezentrums auf dem Kleinen Grasbrook in den Fokus. Bei drei internationalen Symposien wurden die Themen des künftigen Hafenmuseums festgelegt: Weltwirtschaft und Hafen, See- und Binnenhäfen in Deutschland, Arbeit und Technik, Mythos Hafen sowie Industrie und Hafen.
2018/2019 suchten die Behörde und die SHMH gemeinsam mit der Hamburg Port Authority, der HafenCity GmbH und der Stiftung Hamburg Maritim nach einem geeigneten Liegeplatz der „Peking“. Vorläufig könnte der einstige Frachtsegler im Sommer im Hansahafen oder im Sandtorhafen festmachen, um der Öffentlichkeit gezeigt zu werden – sozusagen als Appetithappen für die Hauptspeise Hafenmuseum.