Hamburg. Die Komödie Winterhude präsentiert 2019/20 außer dem Bühnen-Beau auch eine Fassung des Kinoerfolgs „Willkommen bei den Hartmanns“.

Am Dienstagvormittag gehörte ihr die große Bühne mal ganz allein. Sich inszenieren musste Britta Duah, ohnehin eine ausgewiesene Teamarbeiterin, in der mallorquinischen Veranda-Kulisse der aktuellen Produktion „Kerle im Herbst“ indes nicht. „Mein Kleid sagt alles“, verwies die Leiterin der Komödie Winterhuder Fährhaus auf ihr sportlich-legeres Outfit. Es trug die Aufschrift „Perfect“.

Nahezu perfekt, bei 90 Prozent, sind auch die bisherigen Auslastungszahlen des unsubventionierten Privattheaters in der noch laufenden Spielzeit. Mitverantwortlich dafür: das Stück „Die Tanzstunde“ (Auslastung: 98 Prozent) mit den Fernseh- und Theaterlieblingen Tanja Wedhorn und Oliver Mommsen, das Vorweihnachts-Gastspiel der Söhne Hamburgs (100 Prozent) und Christian Bergs Familienmusical „Frau Holle“ (97 Prozent).

Herbert Herrmann und Ehefrau Nora sind die Zugpferde

Ganz genau konnte die vertriebserfahrene Komödien-Chefin, die ihr Amt 2017 von Michael Lang (jetzt Ohnsorg-Intendant) übernommen hatte, die sich abzeichnende Steigerung gegenüber der Saison 2017/18 mit durchschnittlich 67 Prozent Auslastung noch nicht deuten: „Hätte ich eine Erklärung dafür, würde ich das Rezept sofort nachkochen“, sagte Britta Duah. „Es muss wohl an unserer Mischung liegen, Stars hautnah zu präsentieren und dem Publikum eine Auszeit vom Alltag zu bieten.“ Die sehr stabile Zahl von 6200 Abonnenten und insgesamt 9000 „Dauerkunden“ (Duah) sprechen für sie und ihre Mannschaft.

Die Zugpferde der vorigen Spielzeit, Boulevard-Beau Herbert Herrmann und Ehefrau Nora von Collande (in „Als ob es regnen würde“), werden vom 17. April 2020 an zum zehnten Mal gemeinsam in Winterhude spielen: Im Stück „Alles was sie wollen“ aus der Feder der französischen Erfolgsautoren Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière („Der Vorname“) agiert Herrmann wie gewohnt als Protagonist und Regisseur, von Collande spielt eine renommierte Theaterautorin mit Schreibblockade.

Playmobil-Familie als Requisit

Britta Duah nutzte bei Programmpräsentation dafür auf ihrem Tisch symbolisch ein weißes Blatt Papier. Für „Ein Satz zu viel“ von Eric Assous, noch so ein französischer Top-Autor, diente eine Playmobil-Familie als Requisit. In der deutschen Erstaufführung am 5. Juni 2020 wird in Meike Hartens Regie TV-Star Paul Frielinghaus („Ein Fall für zwei“) in Winterhude debütieren; seine Frau soll Fernsehdame Angela Roy („Rote Rosen“) spielen, den Sohn ihr Hamburger Kollege Anton Pleva.

Aus Berlin kommen in Januar erneut zwei Publikumslieblinge: In „Monsieur Pierre geht online“ gibt Walter Plathe einen Witwer, der das Internet entdeckt, an seiner Seite Manon Straché. Folke Braband inszeniert die Fassung nach dem Film von Stéphane Robelin ebenso wie „Ladies Night“, mit der die Komödie Winterhude am 13. September die neue Spielzeit eröffnet. Die Mutter aller Auszieh-Komödien über sechs englische Behelfs-Stripper spielte zuletzt 2016 in Hamburg, in einer Platt-Version im Ohnsorg. Populär war das Stück durch den Kino-Hit „Ganz oder gar nicht“ geworden.

Willkommen bei den Hartmanns – Premiere am 1. November

Populär dank eines Film ist auch die einzige Regie von Martin Woellfer 2019/20 in Hamburg: Der in Berlin ansässige künstlerische Leiter des Winterhuder Fährhauses inszeniert „Willkommen bei den Hartmanns“ (Premiere: 1. November). Simon Verhoevens Komödie um ein gut situiertes Ehepaar mit zwei erwachsenen Kindern, das einen Geflüchteten aufnimmt, sahen in den deutschen Kinos fast vier Millionen Besucher. Woelffer bringt das Stück in einer Fassung des Eehemaligen Thalia-Dramaturgen John von Düffel heraus. Rufus Becks Sohn Jonathan gibt sein Winterhuder Debüt, erläuterte Britta Duah.

Weil Martin Woelffer wegen Proben in Berlin fehlte, stellte sie auch das sechste und letzte Hauptstück der kommenden Saison allein vor: In „Begleiterscheinungen“ feiert die Hamburger Fernseh-Schauspielerin Eva Habermann („Küstenwache“) im Juli 2020 ebenfalls ihre Komödien-Premiere.

Weihnachtsmärchen verspricht ein Publikumsrenner zu werden

Christian Bergs zehntes Weihnachtsmärchen in Winterhude, „Die kleine Meerjungfrau – Das große Blubbern“ (22.11 bis 30.12.), verspricht zur Musik Jan-Christof Scheibes ein Publikumsrenner zu werden. Und mit der Wiederaufnahme von „Komplexe Väter“ (mit Hugo Egon Balder und Jochen Busse) im Februar und dem Winterhuder Debüt von Hardy Krüger Jr. in „Arthur & Claire“ im März 2020 findet sich im Spielplan noch Platz für weitere Lieblinge.

„Es brennt“, meinte Britta Duah angesichts der guten Zahlen und des prallen Programms in der warmen Veranda-Kulisse. „Kerle im Herbst“, sprich Horst Janson, Christian Wolff und Max Schautzer, kommen schon jetzt auf fast 80 Prozent Auslastung, spielen indes noch bis zum 9. Juni. Eine Sommerpause gibt es in Winterhude wie üblich weder in diesem noch im nächsten Jahr.