Hamburg. Die Saisonvorschau für 2019/2020 verspricht am Altonaer Theater außerdem Romanadaptionen von Joachim Meyerhoff und Harry Mulisch.

Einen Shakespeare wollte Axel Schneider schon immer mal am Altonaer Theater aufführen. Doch das Motto des Theaters „Wir spielen Bücher“ stand dem Wunsch des Intendanten entgegen. Bislang. Doch nun findet der elisabethanische Dramatiker doch einen Weg auf die Bühne an der Museumstraße, denn Schneider hat seinen Leitfaden erweitert: „Wir spielen (auch) Drehbücher“, heißt er jetzt. „Shakespeare In Love“ war 1998 ein riesiger Kinoerfolg mit Joseph Fiennes und Gwyneth Paltrow in den Hauptrollen. Der Film nach einem Drehbuch von Tom Stoppard und Marc Norman erzählt von einer Schreibblockade, die den großen Dramatiker Shakespeare heimgesucht hat. Sein Kollege Christopher Marlowe versucht ihm auf die Sprünge zu helfen, doch erst die Liebe zu der schönen Viola de Lesseps bringt ihn zurück in die schriftstellerische Spur und zu „Romeo und Julia“. Franz-Joseph Dieken wird das Stück am Altonaer Theater Inszenieren. Bei der Vorstellung des Spielplans für die kommende Saison gaben Schneider und Dieken den 27. Oktober als Premierentermin bekannt.

Eine weitere Leinwandvorlage bringt Dieken bereits im nächsten Juli auf die Bühne in Altona. Als Sommer-Musical wird er „Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs“ nach dem Film von Pedro Almodóvar inszenieren. „Wir orientieren uns mehr am Film als an der Broadway-Fassung. Das Stück hat fünf tolle Frauenrollen, viel Tempo und ein paar verrückte Figuren. Es ist gutes Entertainment mit Tiefgang“, beschreibt der Regisseur das Stück, das er wie einen Screwball-Film inszenieren möchte. „Es geht um Tempo, Tempo, Tempo“, sagt er und scheint sich in seinem Enthusiasmus selbst anzufeuern. Eine der Hauptrollen soll Lisa Huk spielen, die bisher vor allem am Schmidts Tivoli in verschiedenen Rollen geglänzt hat.

Jubiläumsfeier für Axel Schneider

In der kommenden Spielzeit wird am Altonaer Theater auch ein Jubiläum gefeiert: Axel Schneider ist seit 25 Jahren Intendant am Haus und will das im Dezember mit einer Aufführung von „Wie im Himmel“ feiern. Als Jubiläumsgeschenk macht er sich selbst die Dramatisierung eines Romans von Harry Mulisch. „Die Entdeckung des Himmels“ gehört zu seinen Lieblingswerken. Schneider will daraus eine Textfassung für die Bühne schreiben und die außergewöhnliche Geschichte, in der es um Freundschaft, Liebe, Familie, aber auch um Wissenschaft geht, zum Theaterleben erwecken.

Ähnlich anspruchsvoll wie Mulischs Roman, ist auch Bodo Kirchhoffs „Widerfahrnis“, in dem es um die Italienreise eines älteren Paares geht, das sich ineinander verliebt und einem Flüchtlingsmädchen begegnet. Die Arbeit ist eine Zusammenarbeit mit dem Studio Theater Stuttgart und dem Regisseur Christof Küster, der bei den Hamburger Privattheatertagen bereits dreimal einen der begehrten Monica-Bleibtreu-Preise gewonnen hat.

Die Lebensgeschichte von Joachim Meyerhoff

Weiter geht es am Altonaer Theater auch mit Joachim Meyerhoffs Lebensgeschichte. Am 15. März 2020 feiert „Alle Toten fliegen hoch – Amerika“ Premiere. Es ist die letzte Dramatisierung, aber eigentlich der erste autobiografische Roman des Schauspielers, der seine Zeit als Austauschschüler in einer streng religiösen Familie in Wyoming erzählt. Georg Münzel wird inszenieren.

Auch der Kempowski-Zyklus geht in der kommenden Saison zu Ende. Nachdem es bereits Vorpremieren im Zusammenhang mit dem „Kempowski-Marathon“ gegeben hat, wird „Herzlich willkommen“, der vierte Teil der „Deutschen Chronik“ von Walter Kempowskis Familiensaga, am 20. September offiziell uraufgeführt. Als Weihnachtsstück geistert „Das kleine Gespenst“ von Otfried Preussler vom 28. November an über die Bühne.

Abonnentenzahl ist stabil geblieben

Zur Saisonvorschau gehört auch immer ein Rückblick auf die noch laufende Spielzeit. Axel Schneider zeigte sich sowohl mit den künstlerischen Ergebnissen als auch mit der wirtschaftlichen Situation des Altonaer Theaters zufrieden. Gegenüber dem Vorjahr wird das Theater eine leichte Steigerung der Zuschauerzahlen auf 110.000 erreichen. Das entspricht einer Auslastung von 67 Prozent. Auch die Abonnentenzahl ist mit 550 stabil geblieben. Die Kulturbehörde unterstützt das Privattheater jährlich mit 1,09 Millionen Euro, 200.000 Euro steuert das Tourneegeschäft zum Etat bei. „Wir spielen Bücher“ funktioniert weiterhin – auch wenn das Motto zugunsten Shakespeares leicht modifiziert worden ist.