Hamburg. Eine neue Reihe in Bahrenfeld stellt originelle und gesellschaftsrelevante Themen in den Fokus. Halbstündige Präsentationen.
Immer häufiger im Theater zu sehen: Bürgerinnen und Bürger. Nicht als Zuschauer allerdings, sondern auf der Bühne. Alida Breitag hat als künstlerische Leiterin Erfahrung mit Bürgerproduktionen. „Uns beschäftigt die Frage, wie wir den Theaterraum noch mal anders genutzt und geöffnet bekommen? Wie können wir die Stadt ins Theater holen?“ sagt Breitag. Es lässt also aufhorchen, wenn das Lichthof Theater als privates Haus für die Freie Szene ab dem 26. April über drei Wochenenden die von Breitag initiierte Reihe „Stadttheater“ auflegt. „Ich glaube, dass die Freie Szene mit ihren eigenen Arbeitsweisen andere Ästhetiken, Ideen und damit Synergieeffekte bringen kann“, sagt sie.
Dafür hat Breitag nicht einfach Laien gecastet, die Lust verspüren, auf einer Bühne zu stehen. Die Inhalte sollten im Zentrum stehen. „Wir haben überlegt, wie wir Kontakte zu Menschen herstellen können, die nicht unbedingt Zugang zum Theater haben, für die das normalerweise kein Raum ist.“
Originelle Ansätze
Mit dem Lichthof Theater bereits verbundene Künstlerinnen und Künstler – die Choreografin Véronique Langlott zum Beispiel, der Theaterregisseur Helge Schmidt, aber auch Lichthof-Debütanten – haben sich Institutionen für Kooperationen gesucht. Entstanden sind neun ganz unterschiedliche Produktionen. Die Ansätze lesen sich originell: Langlott etwa hat für „Quadratmeter abschaffen. Jetzt“ über einen Aufruf das Institut für Quadratmeter gegründet, um mit den Beteiligten einen Parcours zu Fragen des Wohnraumes zu entwickeln. Der Tänzer Frank Koenen hat sich für „Kleidungsstück“ mit der Wohltätigkeitsorganisation Hanseatic Help zusammengetan. Charlotte Pfeifer hat für „Pendeln“ mit Berufspendlerinnen im Auto ausführliche Interviews geführt. Regisseur Helge Schmidt ist für „8 Cent Leben“ Flaschensammlerinnen und Flaschensammlern begegnet.
An drei Wochenenden werden die künstlerischen Ergebnisse in rund halbstündigen Präsentationen zu sehen sein. Bei Alida Breitag laufen die Fäden zusammen. Die gebürtige Hamburgerin, Jahrgang 1988, hat nach ihrem Leipziger Dramaturgiestudium schon einige Theaterabende mit Publikums- und Bürgerbeteiligung realisiert, zuletzt „Staging Democracy“, ebenfalls im Lichthof Theater. „Ich denke, das Theater kann noch mehr zu einem Ort werden, an dem gesellschaftliche Themen anders reflektiert werden können“, sagt Breitag. „Im Idealfall kann es zu einem Versammlungsort werden, einem Ort, mit dem man sich identifizieren kann und möchte.“
Stadttheater #1 26.4., 20.15, 27.4., 20.15, 28.4., 18.00, Stadttheater #2 3.5., 20.15, 4.5., 20.15, 5.5., 18.00, Stadttheater #3 10.5., 20.15, 11.5., 20.15, 12.5., 18.00, Lichthof Theater, Mendelssohnstraße 15, Karten unter T. 01806/7007 33; www.lichthof-theater.de