Hamburg. Das Hamburger Theaterfestival wird um vier Monate vorverlegt. Festivalchef erklärt Neuerungen. Nun gibt es Karten.

Da sieht man doch vor dem inneren Auge sofort, wie sich nicht nur das bürgerliche Publikum genussvoll durch die Besetzungen raunt. Ulrich Matthes, aaah, Caroline Peters, natüüürlich, Sophie von Kessel, wunderbar, Sophie Rois, jaaa, Maria Happel, hach, und Catrin Striebeck, hmmm... Die so hochkarätige wie prominente Besetzung der eingeladenen Produktionen gehört gewissermaßen zur DNA des Hamburger Theaterfestivals. Im mittlerweile elften Jahr lädt Festivalchef Nikolaus Besch Inszenierungen aus dem deutschsprachigen Theaterraum nach Hamburg ein, Regisseure, die Furore machen, Schauspieler, die das Publikum verehrt, Bühnen, deren Ruf für das Festival wie eine Art Gütesiegel wirken.

Einiges allerdings ist trotzdem anders im Festivaljahrgang 2019, den Besch nun im Marmorsaal des Schauspielhauses präsentierte: Der Inszenierungsreigen wird nicht im Herbst, sondern im Frühsommer stattfinden. Bereits ein gutes halbes Jahr nach dem Ende der letzten Ausgabe feiert die nächste Auftaktproduktion schon am 6. Mai Premiere. Bis zum 13. Juni, komprimierter also als in den vergangenen Jahren, kommen Ensembles aus Wien (Burgtheater und Theater in der Josefstadt), München (Residenztheater) und Berlin (Deutsches Theater).

Terminverlegung auf Wunsch von Kultursenator und Theatern

Kultursenator Carsten Brosda und die beiden großen Staatsbühnen Thalia und Schauspielhaus hätten um eine Verlegung der Festivalmonate gebeten, erklärt Besch den Terminwechsel. Aus nachvollziehbaren Gründen: Im Herbst war der Hamburger Kulturkalender fast schon absurd voll geworden – schon der reguläre Saisonbeginn an allen Theatern und Konzerthäusern sorgt im September und Oktober regelmäßig für einen Premierenmarathon. Hinzu kommen – unter anderem, versteht sich – das Harbour Front Literaturfestival, das Reeperbahn Festival und das Filmfest Hamburg.

Die Entscheidung, dem Theaterfestival im Kulturjahr einen weniger bedrängten Raum zu gönnen, ist eine, die also nicht nur die Logistik des Festivals und der als Gast oder Gastgeber beteiligten Bühnen entlastet, sondern von der vor allem auch das Publikum profitieren dürfte.

Theaterfestival bringt erstmals Eigenproduktion

Und noch eine Neuerung kündigt Nikolaus Besch an: Erstmals plant das Festival eine Eigenproduktion. Matthias Hartmann, früherer Burgtheaterintendant und als Regisseur ohnehin Stammgast beim Hamburger Theaterfestival, wird am 31. Mai sowie am 1. und 2. Juni ein „Projekt“ auf Kampnagel zeigen. Was genau das sein wird, bleibt noch ein wenig nebulös: „Etwas von Shakespeare“, soviel weiß Besch schon, besetzt sind neben Catrin Striebeck und Oliver Masucci auch „andere“, die die das Programmheft jedoch noch verschweigt.

Sicher ist: Es soll kein Werkstattprojekt werden und auch keine öffentliche Leseprobe, sondern eine fertige Inszenierung. Aufführungsort ist Kampnagels bescheidenste Bühne k2. Nicht allein der verkürzten Planungs- und Vorbereitungszeit dürfte es also geschuldet sein, dass in diesem Jahr etwas weniger Inszenierungen im Portfolio sind als sonst, sondern auch der Tatsache, dass eine Eigenproduktion in der Regel mehr Budget verbraucht als eine Gastspieleinladung.

Das finanzielle Gesamtvolumen nämlich bleibt gleich: Eine „knappe Million Budget“ nennt Besch, davon stammt rund die Hälfte aus Spenden und Sponsorengeldern, die andere Hälfte sollen die Ticketeinnahmen liefern. Man sei „notorisch optimistisch“, dass die Summe auch in diesem Jahr zusammenkommen werde – zumal es mit 15 statt wie zuletzt 17 Vorstellungstagen nur unwesentlich weniger sind als gewohnt. Was auch daran liegt, dass alle Stücke mehrfach gezeigt werden.

Vielversprechendes Programm beim Festival

Und das Programm ist in der Tat vielversprechend: Den Auftakt macht „Die Orestie“ vom Wiener Burgtheater in der Inszenierung von Antú Romero Nunes. Der junge Regisseur arbeitet in Hamburg regelmäßig am Thalia Theater, schon Ende Februar feiert er dort mit „Eine Familie“ seine nächste Premiere. „Die Orestie“ allerdings, lobte beispielsweise die „FAZ“ nach der Wiener Premiere, sei Nunes’ „bislang beste Arbeit“. Auf der Bühne steht unter anderem die fantastische Caroline Peters, früheres Ensemblemitglied am Schauspielhaus in Hamburg, die außerdem mit einer spektakulären „Medea“ von Simon Stone, ebenfalls ein Burgtheater-Abend, beim Festival gastieren wird. „Caroline Peters“, jubelt Besch, „ist in der Höchstform ihres Lebens“.

Vom Residenztheater in München kommt Daniel Kehlmanns „Heilig Abend“, ein Zwei-Personen-Stück, dessen Bühnenbild-Bedürfnisse eigens an das kleinere St. Pauli Theater angepasst werden. Sophie Rois gastiert mit René Pollesch, Ulrich Matthes liest Schiller, Olli Dittrich plaudert mit „Stern“-Autor Kester Schlenz, und mit Marcus Bluhm gibt es ein Wiedersehen in „Der einsame Weg“ vom Wiener Theater in der Josefstadt. Spannend dürfte hier vor allem die Entdeckung der Regisseurin Mateja Koleznik sein, deren Arbeit in Hamburg bislang nicht zu sehen war.

Ein bisschen schade – und ebenfalls, so Besch, der kürzeren Vorbereitungszeit geschuldet – ist es, dass bislang keine Einführungen geplant sind. Die Podiumsgespräche, in denen Regisseure, Dramaturgen oder Schauspieler Einblicke in die Probenarbeit gaben oder die Hintergründe der jeweiligen Stücke erläuterten, waren in den vergangen Spielzeiten meist ausgesprochen gut besucht.

Karten und das Programm gibt es ab sofort unter www.hamburgertheaterfestival.de

Die fünf größten Stars des Hamburger Theaterfestivals

  • Ulrich Matthes, Schauspieler, u.a. Deutsches Theater
  • Caroline Peters, Schauspielerin, u.a. Burgtheater
  • Sophie von Kessel, Schauspielerin, u.a. Residenztheater München
  • Antú Romero Nunes, Regisseur, u.a. Burgtheater und Thalia Theater
  • Catrin Striebeck, Schauspielerin, u.a. Burgtheater