Hamburg. Die beiden Bände, die im Backstage-Bereich für Musikerinnen und Musiker bereitliegen, stecken voller Überraschungen.

Von außen sehen sie aus wie ganz normale Fotoalben. Doch das täuscht. Inzwischen – wir sind kurz vor dem zweiten „Geburtstag“ der Elbphilharmonie – ist Band eins bereits voll, und im zweiten Band ist auch nicht mehr viel frei.

Etliches sucht man allerdings vergeblich in den beiden Folianten: Es gibt keine Einträge zu den Eröffnungskonzerten vom 11. und 12. Januar 2017; der erste dokumentierte Abend aus dieser Startphase ist erst das Gastspiel von Riccardo Muti mit dem Chicago Symphony Orchestra am 15. Januar. Kein launiges „Wer die Elbphilharmonie nicht liebt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren“-Sprüchlein von Karl Lagerfeld als Erinnerung an seine glamouröse Modenschau. Keine Royals, weder aus Großbritannien noch aus Schweden, kein Bill Murray und kein Woody Allen (die waren ja alle auch da).

Auch keine Schauspielerinnen, nicht mal wenigstens einer der drei „Engel“, die neulich noch für „Charlie“ für Hollywood vor der ­Kamera standen. Und gleich gar nichts vom G-20-Beethoven-neun-Konzertabend mit Merkel, Trump, Putin & Co., allesamt im zentral gelegenen Bereich E platziert, der sich ganz anders ins Ewige Buch der Stadt einbrannte.

Kalligrafie-Gewitter von Blixa Bargeld

Warum das alles fehlt: Die Handhabung der Bände war so geregelt, dass sie ausschließlich bei Eigenveranstaltungen von Hamburg Musik ausgelegt wurden. Die Ursprungsidee für dieses etwas andere Poesiealbum-Konzept geht auf das Jahr 2015 zurück. Das anfängliche Schreibgerät der Wahl soll aus dem Hause Montblanc gewesen sein, und nicht immer sei es hinterher ­sofort auffindbar gewesen, heißt es.

Viele der Einträge zeigen charakterliche Gemeinsamkeiten mit dem jeweiligen Urheber: Maurizio Pollini, Pianistenlegende: nur der Name, kein freundliches „War schön hier, mille grazie, ich komme bald wieder!“. Muss genügen, sagt dieses Allernötigste zwischen seinen fehlenden Zeilen.

Blixa Bargeld, einer der Kunstkrachmacher bei den Einstürzenden Neubauten, hat über gleich zwei Seiten ein formschönes Kalligrafie-Gewitter inszeniert. Mezzosopranistin Cecilia Bartoli, Riesen-Fan des Großen Saals, betonte ihr Lob neben dem von ihr gemalten Riesenherz mit „FANTASTICA!!“. Als sie das Gästebuch erstmals zu Gesicht ­bekam, soll sie entzückt gewesen sein, weil Handgeschriebenes auf Papier so hübsch „old fashioned“ ist. Und der Dirigent Teodor Currentzis, eher nicht als Freund unnötiger Bescheidenheit bekannt, zog bei seiner Signatur einmal komplett quer über die Seite. „From Teo“. Also: alles so schön meins hier.