Hamburg. Indoor-Open-Air mitten im Winter: Bei dem ausverkauften Konzert in Hamburg entfesselt die Rockband Madsen kollektive Energie.
Das Dach im Hamburger Mehr! Theater liegt so hoch, dass mit ein wenig Fantasie der Eindruck entstehen kann, es handele sich um den offenen Nachthimmel. Und wer am Sonnabend dort das zweistündige Konzert von Madsen erlebt, der wird das Gefühl nicht los, womöglich mitten im Winter in einem Open-Air gelandet zu sein.
Während ihrer ausverkauften Show entfesselt die Rockband aus dem Wendland eine kollektive Energie, wie sie auf Freiluftfestivals gerne mal erst nach drei Nächten Feiern entsteht. Die 3500 Fans singen selig ganze Songteile ohne musikalische Unterstützung mit. Sie bilden Kreise in der Hallenmitte, um sich lustvoll in diese hineinzustürzen. Sie tanzen und toben. Manche werfen ihr Shirt von sich. Und die meisten Umarmungen erhält wohl das Sicherheitspersonal, das im Bühnengraben mit freundlicher Gelassenheit all jene entgegennimmt, die sich crowdsurfend von der Menge auf Händen tragen lassen.
Madsen feiert nächstes Jahr 15. Jubiläum
Um diesen wunderbaren Irrsinn anzufachen, beginnen die sechs Musiker mit „Wenn es einfach passiert“. Schub nach vorn. Mehr hart als Rock. Nächstes Jahr feiert Madsen 15. Jubiläum. Und dieser Auftritt macht überdeutlich: Leiser oder mittelaltersmilde will da niemand werden. „Schwitzen, singen, glücklich sein“ gibt Sänger und Gitarrist Sebastian Madsen als Motto vor. Und die Band geht mit allerbestem Beispiel voran.
Bei „Rückenwind“ fegt Sebastian Madsen vor lauter Euphorie sein Mikro von der Bühne. Kurz darauf kommt sein Bruder Sascha hinterm Schlagzeug hervor und wirft sich ins Publikum, um den Hit „Nackt baden“ anzustimmen. Johannes Madsen wiederum spielt an der Gitarre Klaus Lages „1000 und 1 Nacht (Zoom!)“ an. Der Sound ist gut, Durchdrehen ist Programm.
Madsen bedeutet auch: Flagge zeigen
Madsen, das sind schroffe Akkorde und gedehnte Vokale. Madsen bedeutet aber auch: Flagge zeigen. Den Song „Du schreibst Geschichte“ widmet Sebastian Madsen all den „mutigen Flüchtlingen“. Und er ergänzt: „Es ist an uns, Empathie und Liebe zu geben.“ Das geschieht am Ende der Show ganz unmittelbar: Ein Fan macht seiner Freundin einen Heiratsantrag. Nach dem „ja“ gilt dann nur noch eines: „Lass die Musik an“. Bei diesem Indoor-Open-Air mitten im Winter.
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