Hamburg. Carsten Brosda will die Hamburger Ausstellungshäuser neu positionieren und damit gutes Personal locken.

Kultursenator Carsten Brosda (SPD) hat noch bis Jahresende alle Hände voll zu tun. Es geht immerhin um die Neubesetzung des wichtigsten Museumspostens in Hamburg: Anfang 2019 will Christoph Martin Vogtherr die Kunsthalle in Richtung Berlin verlassen. Höchste Zeit also, um über die Nachfolgeregelung zu sprechen.

Herr Brosda, was war Ihr erster Gedanke, als Sie hörten, dass Christoph Martin Vogtherr nach nur zwei Jahren die Kunsthalle verlassen will?

Carsten Brosda: Schade. Wir hatten eigentlich noch einiges miteinander vor. Aber vor dem Hintergrund seines persönlichen Werdegangs kann ich die Entscheidung auch nachvollziehen. Zumal die Schlösserstiftung mit über 500 Mitarbeitern und zahlreichen bedeutenden Kulturstätten eine herausragende Position in der Museumslandschaft hat.

Wann wird Herr Vogtherr nach Berlin wechseln?

Brosda: Darüber werden wir in der kommenden Woche in einer Stiftungsratssitzung entscheiden. Für eine Übergangsphase wird dann zunächst der Leiter der Kuratorischen Abteilung mit in die Verantwortung gehen.

Wie ist der aktuelle Stand bei der Stiftung Historische Museen? Börries von Notz geht ebenfalls weg aus Hamburg.

Brosda: Wir haben uns auf einen Zeitpunkt im Frühsommer geeinigt. Einen Nachfolger für ihn zu finden ist eine besondere Herausforderung, da kaufmännische Expertise und inhaltliche Verantwortung für die Stiftung gefordert sind. Die Stellenausschreibung ist vergangene Woche rausgegangen. Jetzt sind wir gespannt auf die Bewerber.

Eigentlich hätten Sie beide gerne in Hamburg gehalten, oder?

Brosda: Ja. Wobei Herr von Notz aus privaten Gründen geht. Dem konnte ich nichts entgegensetzen. Bei Herrn Vogtherr ist es seine Entscheidung, wenn er den Job in Berlin spannender findet als den in der Kunsthalle. Es ist deshalb schade, weil Herr Vogtherr viele gute Ideen für das Haus hatte: die Fokussierung auf die Sammlung, die Entwicklung moderner Ausstellungsformate, die Positionierung des Museums als Ort, an dem die Stadt die ihr wichtigen Dinge verhandelt. All das werden wir nun mit jemand anderem fortführen. Entscheidend wird sein, dass man das Haus auch nach innen in den Prozess einbindet, sodass alle Beteiligten das Gefühl haben, am gleichen Projekt zu arbeiten.

Wie sucht man einen Museumsdirektor?

Brosda: Indem man mit ganz vielen Leuten spricht. Viele Gespräche führe ich persönlich, aber auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Behörde. Es kommen viele Tipps von Kollegen. Wir sind als Behörde gut vernetzt, und es gibt viele Menschen, die der Hamburger Kunsthalle wohlgesonnen sind.

Dennoch dürfte die Besetzung nicht erst seit Vogtherrs Entschluss schwierig werden. Immerhin klagen viele Museumsmacher über das ewige Geldeintreiben für Sonderausstellungen. Wie wollen Sie die Direktoren zukünftig entlasten und dafür sorgen, dass gute Leute nach Hamburg kommen und dann auch länger bleiben?

Brosda: Ich nehme die Sorgen der Direktorinnen und Direktoren ernst. Das Entscheidende ist, dass die Museen die finanziellen Mittel haben, um ihre Programme umzusetzen. Daran arbeiten wir. Von diesem auf das nächste Jahr haben wir eine Steigerung der für Museen zur Verfügung stehenden Mittel von fast 14 Prozent; davon sind 2,5 Millionen Euro für Innovationen für Museen vorgesehen. Hinzu kommen weitere 140 Millionen für Investitionen in Gebäude und Ausstellungen, an denen sich auch der Bund beteiligt. Sicher ist auch, dass wir den Schulden-Rucksack der Kunsthalle abbauen müssen. Aber dass wir einen eigenwirtschaftlichen Anteil in den Häusern haben, ist nicht nur in Hamburg, sondern überall so. Gerade auch inhaltlich passende Partner für Sonderausstellungen zu finden wie derzeit im Museum der Arbeit mit der Ausstellung „Out of Office“ in Kooperation mit der „Zeit“-Stiftung halte ich grundsätzlich für einen sehr guten Weg.

Warum haben die Museumsdirektoren das Gefühl, nicht an erster Stelle in der Behörde zu stehen?

Brosda: Es ist vielleicht auch die typische Hamburger Haltung, sich selbst schlechter wahrzunehmen, als man ist. Die Wahrnehmung von außen ist, dass sich die Kulturstadt Hamburg sehr vielfältig entwickelt. Wir hatten gerade einen Workshop mit Kollegen aus Basel, wo die Museen sehr stark vermarktet werden. Daran wollen wir auch in Hamburg arbeiten.

Also sich nicht immer nur auf die Elbphilharmonie konzentrieren?

Brosda: Wenn ich mir angucke, wo wir in diesem Haushalt im Kulturbereich die größte Dynamik haben, dann sind das ganz klar die Museen. Wir haben uns in den vergangenen Jahren sehr stark um die Vermarktung der Musikstadt Hamburg gekümmert und es geschafft, dass die Leute nicht nur wegen Kiez und Musical an die Elbe kommen. Das hat sicherlich mit dem Konzerthaus am Hafen zu tun. Jetzt wollen wir daran arbeiten, dass wir durch die große Aufmerksamkeit der Elbphilharmonie eine wechselseitige Verstärkung bekommen.

Das heißt, neben der Musikstadt wird Hamburg bald auch Museumsstadt?

Brosda: Kulturstadt, würde ich sagen.

So viele neue Stellen wie derzeit mussten Sie in Ihrer nun zweijährigen Amtszeit noch nicht suchen. Macht es mehr Spaß, als immer nur Verträge zu verlängern?

Brosda: Grundsätzlich finde ich, dass man die richtigen Leute halten sollte, anstatt grundlos neues Personal zu suchen. Mein Gefühl ist, dass Hamburg stark genug ist, um gute Leute zu bekommen.