Hamburg. Das Monsun-Theater zeigt „Aufzeichnungen aus dem Kellerloch“ als Kammerspiel. Konventionelles Schauspielertheater.

Im Dunkeln liegt einer. „Ich bin ein kranker Mensch!“, jammert er. „Ich bin ein böser Mensch. Ein abstoßender Mensch bin ich.“ Braucht jemand Hilfe? Nein, der Protagonist in Dostojewskis 1864 erschienenem Roman „Aufzeichnungen aus dem Kellerloch“ lebt zwar prekär, aber wirklich krank ist der 40-Jährige nicht, höchstens erkrankt an seiner Umgebung. Ein ehemaliger Beamter, der sich aus freien Stücken entschieden hat, der Welt zu entsagen und jetzt im Souterrain haust. Und jammert.

Clemens Mägde hat den kurzen ­Roman am Monsun Theater als Zweipersonenstück inszeniert, nah an der Vorlage, aber eingedampft auf das mal traurige, mal egomane Geschimpfe des Protagonisten, den Stefan Schießleder mit so viel Selbstbewusstsein gibt, dass das anfängliche Mitleid mit dem Kellerlochmenschen ziemlich schnell in ­Abneigung umschlägt: Diesem Typen geht es zwar nicht gut, aber dass der sich für so viel reflektierter hält als die gesamte restliche Menschheit, kann einen schon auf die Palme bringen. Nur: Wer ständig vor sich hin brabbelt, der bleibt nicht lange alleine. Auch wenn es nur das eigene Unterbewusstsein ist, dass da in Gestalt von Irene Benedict im Kellerloch auftaucht.

Erotisches Moment

Das Unterbewusstsein jedenfalls ­widerspricht. Es bestätigt, es lästert, es reizt, es lärmt, vor allem nervt es ziemlich. Was dem Stück Gelegenheit zu hübsch komödiantischen Schlenkern gibt, und auch ein erotisches Moment taucht auf, angesichts der masochistischen Freude des Protagonisten am eigenen Leid. Nur um dann in eine ganz konkrete Situation zu münden: dem entsetzlich missglückten Treffen mit alten Schulfreunden und einem zwischen Selbst- und Fremddemütigung schillernden Ausflug ins Bordell.

Mägdes sparsame Inszenierung ist so im Grunde konventionelles Schauspielertheater. Aber: Das Stück ist fein gearbeitet und beweist eine ernste Auseinandersetzung mit dem auch auf Hamburger Bühnen regelmäßig präsenten Dostojewski, entsprechend: Menschenfeindlichkeit erfindet das Theater nicht neu. Aber auch Konvention lohnt von Zeit zu Zeit.

„Aufzeichnungen aus dem Kellerloch“
wieder am 30.11., 1.12., 30. und 31.1.,
Monsun Theater, Friedensallee 20, Karten
unter 390 31 48, Infos: www.monsun.theater