Hamburg. Die Odyssee ist zu Ende: Die Musiktheater-Bühne ist nun im Alten Fährterminal am Elbufer. Neuer Spielplan beginnt mit der „Tosca“.

Nah ans Wasser gebaut, das ist in Hamburg neuerdings nicht die schlechteste Idee für die Ansiedlung einer erfolgreichen Kultur-Immobilie. Obwohl: Die neue und nun hoffentlich letzte Adresse für das Opernloft war längst fertig, bevor die Spezialbühne für handlich eingedampftes Musiktheater dort vor Anker ging. Von nun an aber ist die ehemalige Eingangshalle im ehemaligen Fährterminal der Ort, wo kurzweilige Anderthalbstunden-Opern geboten werden. Sogar Wagners „Ring“ bekommt man dort auf die Länge eines Fußballspiels komprimiert hin.

Nachdem das Opernloft in den vergangen Jahren einiges an Hin und Her, Rein und Raus durchmachen musste, ist seit Sonnabend dank eines 20-Jahre-Mietvertrags mit der Sprinkenhof GmbH klar: Van-der-Smissen-Straße 4, Altona, ist die künftige Heimstatt. Auf den wasserblauen T-Shirts des Service-Personals steht deswegen auch „ElbEr­Operung“ neben einem Anker.

Kein Tippfehler. Angekommen, um zu bleiben. Oder, um jenen Teil der launigen Rede von Kultursenator Carsten Brosda zu zitieren, in dem es noch nicht um Country-Songs der „Pistol ­Annies“ und den Loriot-Sketch mit der durchaus ernst zu nehmenden Frage „Gibt es eigentlich auch eine Oper mit Hunden?“ ging: „Es ist vollbracht.“ Später schwärmte Brosda von den „drei Heldinnen“, den drei Chefinnen des Hauses, die sich durch nichts und niemanden unterkriegen ließen. Altonas Bezirksamtsleiterin Liane Melzer ­sekundierte: „Oper trifft auf Schifffahrt, Kultur auf Wirtschaft. Wir sind glücklich, dass Sie hier sind.“

Ende einer dreijährigen Odyssee

Wie es sich für derartige Kraftakte gehört, war alles nur sehr kurz vor knapp fertig. In der Nacht des Eröffnungstags um 2.15 Uhr war Feierabend und alles, wo es hingehörte, erzählte Geschäftsführerin Yvonne Bernbom kurz vor Beginn der Gala. Am 1. April hatten die Umbauarbeiten begonnen, einige Monate und rund 500.000 Euro später, Kostensoll eingehalten, steht ­alles und jeder in den Startlöchern.

Mit diesem Einzug endet eine dreieinhalbjährige Odyssee, wie sie wohl keine andere Bühne in der Stadt hinter sich hat: Begonnen 2007 in Wandsbek, später für rund fünf Jahre im Springer-Haus an der Fuhlentwiete. Danach Theater-Asyl im Ernst Deutsch Theater, vielleicht weiter nach Barmbek zum Wiesendamm und dann doch nicht, und währenddessen und nebenbei die Suche nach einer neuen, dauerhaften Bleibe. Die ist nun gefunden, mit so ziemlich ­allem Drum und Dran. Flott ist es geworden auf den 700 Quadratmetern: Mit Tischen ist vor der Bühne Platz für etwa 180 Menschen, ­ohne für rund 250.

Nach Carmen folgt Don Giovanni

Gastronomie im ­Foyer, und jede Menge Deckenhöhe. Im Abendlicht mit voller Hafenwirtschafts-Beleuchtung ist schon jetzt klar, dass die Inszenierungen auf der Bühne durch das Panorama hinter der Glasfront starke Aufmerksamkeitskonkurrenz haben werden. Andererseits: Selbst im Großen Saal der Elbphilharmonie hat es gerade mal zwei gut versteckte Fensterchen, hier gibt es die volle Breitseite.

Doch entscheidend ist aufm Platz. Und dort soll von nun an so einiges passieren. Natürlich weiterhin die Spezialitäten des Hauses, die 90-Minuten-Opern: In knapp zwei Wochen beginnt der neuer Spielplan mit der bewährten „Tosca“, ein Kurz-„Werther“ ist für Frühjahr in der Planung, dann folgt „Carmen“, im nächsten Herbst ein „Don Giovanni“. Und dazu die Krimi-Oper „Tod im Terminal“, Premiere am 18. Januar.

Bevor dieser Alltag begann, zeigten die Macherinnen mit einigen Stamm-Sängerinnen und Sängern auf der Bühne, was die Kundschaft demnächst an Spielfreude und Stimmstärke erwartet. Zunächst wurde die Tour der Leiden im Schnelldurchlauf anhand von Opern-Hits nachgesungen: Toscas „Vissi d’arte“ für den Moment der Kündigung, „Sempre libera“ aus „La Traviata“ für das Happy End. Anschließend ging es mit einem Potpourri zu diversen Opern-Spielorten. Wer sie erriet, bekam als Belohnung einen Schnaps auf die Faust. Der Rest, nach dem Schlussapplaus, war nicht schweigen, sondern feiern.

Wiederaufnahme-Premiere: „Tosca“ am 16.11. Weitere Infos: www.opernloft.de