Hamburg. Auf 40 Bühnen können Hamburger heute einen Vorgeschmack auf die neue Saison erleben. Opern-Übertragung am Jungfernstieg.

Lange Nacht der Museen? Gab es schon. Lange Nacht der Literatur? Sollte erst ein Jahrzehnt später kommen. Weil die Nacht aber weder zum Betrachten noch zum Lesen geschweige denn allein zum Schlafen da ist, initiierten einige positiv verrückte Hamburger Theater-Intendanten wie Christian Seeler (ehemals Ohnsorg) oder Nils Loenicker (noch immer Lustspielhaus) 2004 die Theaternacht. Sie hat viele Höhen und nur selten Tiefen wie den Zuschauerrückgang im Vorjahr erlebt. Damals kamen am zweiten September-Sonnabend parallel zum Megakonzert der Rolling Stones im Stadtpark und den Cruise Days im Hafen „nur“ etwa 10.000 Besucher.

Das komplette Programm der Theaternacht

Zur 15. Auflage starten mit dem Thalia („Orpheus“) und der Staatsoper („Cosi fan tutte“) zwei große Staatstheater direkt vor respektive in der Theaternacht in die neue Spielzeit. Mit dabei sind sie dennoch – wie einige andere Bühnen mal engagierter und inspirierter, mal weniger. Thalia-Intendant Joachim Lux etwa begrüßte die Besucher um 19.30 Uhr im Großen Haus, es folgen im Wechsel Ausschnitte der neuen Produktionen „Orpheus“, „Der Sturm. Al Lullaby Of Suffering“ und „Panikherz“. Staatsoper und Hamburg Ballett laden nach Hamm ins Ballettzentrum (Caspar-Voght-Str.), um dort Einblicke in Ausbildungs- und Probenarbeit zu geben. Nur das Schauspielhaus macht umbaubedingt noch Pause.

Weil die Theaternacht eine Gemeinschaftsveranstaltung von Staats- und Privatbühnen ist, öffnen erneut 40 Häuser – im Jahr 2004 waren es nur 27. Speziell die kleinen Theater locken. Auch dank der fünf Shuttle-Buslinien (401 bis 405), die am Jungfernstieg starten und enden, lässt sich mit einem Ticket (auch für HVV) erneut die bundesweit einzigartige Hamburger Theatervielfalt erfahren. Ob Drama, Tanz, Musiktheater, Komödie oder Kabarett – alle Genres sind im Angebot.

Im Opernloft stellen sich Kandidaten dem „Sängerkrieg“

Das wohl spannendste Projekt ist die Neueröffnung des Opernlofts (Linie 402) im Ex-Fährterminal Altona. Ab 19 Uhr stellen sich an der Van-der-Smissen-Straße männliche und weibliche Kandidaten zum kultigen „Sängerkrieg“-Marathon: Je 90 Sekunden müssen reichen, das Publikum mit einer Mini-Arie zu überzeugen.

Sechs Bühnen bieten bereits von 16 bis 18 Uhr ein Kinderprogramm: Nach einer Pause mischt das Hoheluftschiff wieder mit. Das mehrfach ausgezeichnete und über Hamburg hinaus bekannte Fundus Theater in Eilbek widmet sich wie gewohnt der künstlerischen Forschung. Das MuT! in Eimsbüttel (Linie 402) folgt gleich zweimal seinem multikulturellen Ansatz: am Nachmittag mit der Kindervorstellung „Bestimmt wird alles gut“, abends beim „Blindflug“ als einem türkisch-deutschen Annäherungsversuch.

Das Hamburger Puppentheater (Linien 403/404) präsentiert Abendangebote für Erwachsene wie „Nikki und Clarissa“. Zudem wartet „Herr Huber“ mit einer Riesenschildkröte auf Gäste. Wer’s idyllischer mag: Das Theater im Zimmer an der Alsterchaussee (Linie 403/404) ist erstmals bei der Theaternacht dabei, mit Ausschnitten des neuen Krimistücks „Die Therapie“, das am 28.10. Premiere hat.

Zuvor gilt es erst mal, die lange Nacht des 8. September zu überstehen – und die offizielle Aftershow-Party: Die beginnt um 24 Uhr im Foyer der Staatsoper.

15. Theaternacht Sa 8.9., 19.00–ca. 1.00 in 40 Spielstätten, Kinderprogramm ab 16.00, Zentrum am Jungfernstieg (U/S Jungfernstieg), Karten: 16,40/erm. 15,- (Ak. 17,-), in Begleitung 4 Kinder bis 14 J. frei; www.theaternacht-hamburg.org