Hamburg. Die Pop-Legende über das Gefühl, das eigene Leben auf der Bühne vorbeiziehen zu sehen, und ihre Vorfreude auf die Hamburg-Premiere.
Mit Songs wie „Private Dancer“ und „The Best“ wurde Tina Turner ein Weltstar. Doch das Leben der US-amerikanischen Sängerin war von vielen Höhen und Tiefen geprägt. Ihren gewalttätigen Ehemann Ike Turner, mit dem sie in den 1960er-Jahren Erfolge feierte, verließ sie später. Mit 45 Jahren gelang ihr 1984 ein grandioses Comeback. Im Interview erzählt die Sängerin, warum sie zunächst von der Idee eines Musicals über ihr Leben nicht begeistert war und wie sich ihre Einstellung änderte.
Was war Ihr erster Gedanke, als Sie von der Idee eines Musicals über ihr Leben hörten?
Tina Turner: Als mein Ehemann Erwin ein Musical vorschlug, dachte ich zuerst: Das brauch ich nicht! Nach 50 Jahren auf der Bühne bin ich froh, im Ruhestand zu sein. Ich brauche keine neue Show, ich brauche kein Musical! Aber ich bekomme immer noch so viele Karten und Briefe von meinen Fans, die mir sagen, ich habe ihnen Hoffnung gegeben. Dieses Musical ist für sie, als Erinnerung an meine Arbeit.
Ist es nicht schwierig, ein ganzes Leben mit all seinen Höhen und Tiefen in ein Musical zu packen?
Turner: Ja, das war es. Und es war sehr wichtig für mich und die Produzenten, dass wir die schwierigen Zeiten nicht auslassen und dass wir mein Leben ehrlich schildern, mit all seinen Höhen und Tiefen. Unser Ziel war es, dass die Zuschauer das Theater am Ende jeder Vorstellung begeistert und inspiriert verlassen, mit erhobenem Kopf, bereit, jede Herausforderung anzunehmen.
Wie waren Sie in die West-End-Produktion eingebunden?
Turner: Es war eine besondere Erfahrung, über vier Jahre lang so eng eingebunden gewesen zu sein – mit den Produzenten, unserer Autorin Katori (Hall) und Regisseurin Phyllida (Lloyd) – besonders beim Buch, beim Casting und bei der Choreografie. Ich bin bereit für noch mehr Tanzstunden mit der deutschen Besetzung.
Was waren Ihre Eindrücke nach der Premiere in London?
Turner: Es war wirklich etwas Besonderes, mein Leben auf der Bühne zu sehen. Es macht mich glücklich, dass sie jeden aus meiner Vergangenheit so gut getroffen haben. Und ich war bewegt - sie fanden die Liebe, die das Herz meiner Geschichte ist.
Werden Sie in die Hamburger Produktion auch eingebunden sein?
Turner: Ja, diese Show ist so eine persönliche Reise für mich. Genauso wie in London bin ich schon sehr gespannt, welche Sängerin meine Rolle übernehmen wird. Ich bin außerdem sehr gespannt darauf, welche meiner Songs wir ins Deutsche übersetzen werden.
Sprechen Sie ein bisschen deutsch?
Turner: Ich habe einige Deutsch-Stunden genommen, aber es ist immer noch eine Herausforderung, so wie für die meisten Menschen.
Gibt es etwas, dass Sie an Deutschland besonders mögen?
Turner: Ich liebe das Wasser und die frische Brise beim Besuch des Hamburger Hafens.
Video: Tina Turners "River deep"
Werden Sie auch zur Premiere im März nach Hamburg kommen?
Turner: Ja, ich freue mich schon sehr auf diesen besonderen Abend für mich und meinen Mann.
Sie sind ein Symbol für Frauen-Power, Unabhängigkeit und Mut. Es ist schwer, sich vorzustellen, dass das nicht immer so war. Wie haben Sie diese große innere Stärke entwickelt?
Turner: Am Anfang war Ike Turner der Star. Und ich war Aschenputtel. Und für Tina blieb nichts übrig. Und es gab viele Male, da hat es mich voll erwischt. Manchmal stand ich auf der Bühne und hatte unvorstellbare Schmerzen. Aber du musst da durch. Du musst leiden, du musst es durchstehen. Woher kommt diese Stärke? Die kommt vom Himmel.
Welchen Ratschlag würden Sie jungen Frauen auf den Weg geben, damit sie stark und unabhängig werden?
Turner: Es ist möglich, aus Gift Medizin zu
machen.