Hamburg . Noch ist er Generalmusikdirektor der Oper Stuttgart. Doch mit der Spielzeit 2018/19 wird der 69-Jährige Nachfolger von Jeffrey Tate.

Auf die Frage, was er 2018 nach seinem Weggang aus Stuttgart machen wolle, hatte der französische Dirigent Sylvain Cambreling in einem Interview geantwortet: „Ich werde leben.“ Nun ist klar, dass ein wichtiger Teil dieses Lebens in Hamburg stattfinden wird. Denn Cambreling, derzeit noch Generalmusikdirektor der Oper Stuttgart, wird mit Beginn der Spielzeit 2018/19 neuer Chefdirigent der Symphoniker Hamburg.

In einem ersten Statement sagte Cambreling zu seinen Gründen für diese neue Aufgabe: „Die Laeiszhalle atmet nicht nur eine reiche Tradition, sondern gehört zu den am schönsten klingenden Sälen der Welt. Es ist eine Ehre und berührt mich, als Chefdirigent meinem Freund Jeffrey Tate nachzufolgen.“ Vor wenigen Tagen erst hatte der 69 Jahre alte Cambreling in einem Interview erklärt, es sei noch viel zu früh für die Pension, und dass er mehr Konzerte und weniger Oper dirigieren wolle.

Er gilt als Spezialist für das französische Repertoire

Cambrelings Vita ist beeindruckend: 1975 wurde er Generalmusikdirektor in Lyon, von 1981 an hat er der Brüsseler Oper La Monnaye gemeinsam mit dem damaligen Intendanten Gérard Mortier zu internationalem Renommee verholfen. Diese Zusammenarbeit setzten Cambreling, der später an die Oper Frankfurt wechselte, und sein Lebensgefährte Mortier auch bei den Salzburger Festspielen fort. Gemeinsam gaben sie dem Musik-Programm der Ruhrtriennale vielbeachtetes Profil, dessen Gründungsintendant Mortier war.

Cambreling gilt als Spezialist für das französische Repertoire, aber auch als kreativ im Umgang mit programmatischen Konzepten jenseits der gängigen Kombinationen. In seiner Amtszeit wurde die Frankfurter Oper „Opernhaus des Jahres“, ein Erfolg bei der Kritik, an den Cambreling mit seinem Wechsel an die Oper Stuttgart von 2012 an anknüpfen konnte, die er zum Ende dieser Spielzeit verlässt. Zu den wichtigen Führungspositionen in Cambrelings Lebenslauf gilt auch die Arbeit als Chefdirigent des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg, wo er 1999 die Nachfolge von Michael Gielen angetreten hatte und bis 2011 blieb. Seit 2010 ist er Chefdirigent des Yomiuri Nippon Symphony Orchestra in Tokio, 1997 wurde er Erster Gastdirigent vom Klangforum Wien.

Personalie eine wunderbare Perspektive für die Musikstadt Hamburg

Für Symphoniker-Intendant Daniel Kühnel endet damit die lange Suche nach einem Nachfolger für den 2017 verstorbenen Sir Jeffrey Tate: „Nach einem sehr intensiven und spannenden Findungsprozess sind wir voller Vorfreude auf die Zusammenarbeit mit einem großen Künstler, der Publikum und Orchester gleichermaßen zu begeistern weiß und der mit enormem musikalischen Wissen und menschlicher Integrität die Symphoniker Hamburg zu neuen Höhepunkten führen wird.“

Kultursenator Carsten Brosda sagte zu diesem Engagement: „Dass die Symphoniker Sylvain Cambreling als Chefdirigenten gewinnen konnten, unterstreicht die gute Entwicklung, die das Orchester unter Sir Jeffrey Tate genommen hat. Auch der Laeiszhalle und der ganzen Musikstadt Hamburg eröffnet diese Personalie eine wunderbare Perspektive. Die Verpflichtung von Cambreling wird dazu beitragen, den Erfolgskurs des Residenzorchesters der Laeiszhalle fortzuführen.“

Symphoniker nehmen Abschied von Dirigent Sir Jeffrey Tate

Symphoniker nehmen Abschied von Dirigent Sir Jeffrey Tate

Der Intendant der Hamburger Symphoniker, Daniel Kühnel, spricht während eines Abschiedskonzerts für ihren Dirigenten Sir Jeffrey Tate
Der Intendant der Hamburger Symphoniker, Daniel Kühnel, spricht während eines Abschiedskonzerts für ihren Dirigenten Sir Jeffrey Tate © dpa | Daniel Bockwoldt
Die Symphoniker Hamburg spielten zu ehren des Dirigenten am Sonntag in der Laeiszhalle ein Abschiedskonzert – Tate war am 2. Juni im Alter von 74 Jahren gestorben
Die Symphoniker Hamburg spielten zu ehren des Dirigenten am Sonntag in der Laeiszhalle ein Abschiedskonzert – Tate war am 2. Juni im Alter von 74 Jahren gestorben © dpa | Daniel Bockwoldt
Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) trägt sich in ein Kondolenzbuch ein
Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) trägt sich in ein Kondolenzbuch ein © dpa | Daniel Bockwoldt
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