Hamburg. Weil nicht genug Platz im Theaterzentrum am Wiesendamm ist, geht für Opernloft und Lichthof die Suche nach neuen Räumen weiter.

Der ganz große Wurf sollte es werden. Entweder sollte ein großes Theaterzentrum in der Gaußstraße in Altona entstehen, wo das Thalia in der Gaußstraße bereits residiert und das Junge Schauspielhaus und die Theaterakademie in Provisorien hausen. Oder es hätte sich am Wiesendamm, neben dem Veranstaltungsort der „Wiese“, ein umfassender Standort etabliert. Übergreifend sogar mit Jungem Schauspielhaus, Theaterakademie, Lichthof Theater und Opernloft. Aus beidem wird nun nichts. Stattdessen wird es eine „kleine Lösung“.

Die Theaterakademie und das Junge Schauspielhaus werden am Wiesendamm 26-30 tatsächlich eine neue Heimat finden. Beide zeigen sich froh und erleichtert darüber, auch wenn sie wiederholt versucht haben, den Standort Altona auszubauen. „Wir wären gerne in Altona geblieben. Das wäre ein prima Standort gewesen, aber die Verhandlungen sind nun mal gescheitert“, so Schauspielhaus-Geschäftsführer Peter Raddatz. „Probleme wie Brandschutz, Statik, Stellplätze und mangelnde Planung waren nicht lösbar. Der neue ist ein guter Standort mit guter Infrastruktur und besserer Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr.“

„Die Halle eignet sich gut“

Rund 4000 Quadratmeter wird das Junge Schauspielhaus dort zur Verfügung haben und einen Theatersaal mit 200 Plätzen gegenüber aktuell 120. Die Theaterakademie wird auf etwa 6000 Quadratmetern residieren. Hinzu kommen allgemeine Nutzungsflächen. „Wir glauben, dass wir dort eine gute Zukunft haben und das Junge Schauspielhaus weiterentwickeln können“, so Raddatz.

„Die Halle eignet sich gut. Nachdem die Verhandlungen in der Gaußstraße gescheitert waren, verblieb nur dieser Standort“, heißt es aus der Kulturbehörde. Das Proben- und Theaterzentrum soll Ende 2018 fertiggestellt werden. Die Baukosten sind mit 3,3 Millionen Euro angesetzt. Die Planung läuft. Die Sprinkenhof GmbH, die als Vermieter auftritt, will aber das gesamte Grundstück nicht ausschließlich für eine kulturelle Nutzung vorsehen. So wird die Feuerwehrleitstelle dort mit einziehen.

Verlierer dieser kleinen Lösung sind Opernloft und Lichthof Theater. Vor allem für das Opernloft, das seit 2014 nach der Kündigung ihrer Räume in der Fuhlentwiete durch den Verlag Axel Springer ohne festes Haus dasteht und jüngst den „Sängerkrieg“ ins Ernst Deutsch Theater verlegt hat, wird es eng. Lange Zeit ohne Haus, ohne die Chance, ein Repertoire aufzubauen und zu pflegen, läuft es Gefahr, aus dem Gedächtnis des Publikums zu verschwinden.

Als die Verhandlungen sich hin­zogen, haben sich die Opernloft-Macherinnen Yvonne Bernbom, Inken Rahardt und Susann Oberacker nach Zwischenlösungen umgeschaut. Noch vor Kurzem verfügten sie über drei Optionen, neben dem Wiesendamm das alte Englandfährterminal in Altona, das ebenfalls der Sprinkenhof GmbH gehört, sowie das ehemalige Fernsehstudio von Johannes B. Kerner der Jahr-Gruppe am Rothenbaum.

Alle drei Optionen zerschlagen

Nun haben sich alle drei Optionen zerschlagen. Im Wiesendamm ist kein Platz, das Terminal soll für Veranstaltungen dienen, und das Fernsehstudio soll gar nicht mehr vermietet werden. „Zwei Jahre lang waren wir am Wiesendamm dran, haben uns auf die Idee konzentriert und waren blockiert, denn auch für eine Zwischenlösung muss man längerfristige Mietverträge unterschreiben und Geld investieren“, sagt Susann Oberacker vom Opernloft. Der Frust ist groß, die Zukunft des Opernlofts ungewiss. „Da wartet man jahrelang. Immer wurde gesagt, da sei so viel Platz, da könnten noch mehr Theater rein, und jetzt hat sich auf einmal alles zerschlagen.“

Dazu Pressesprecher Lars Vieten von der Sprinkenhof GmbH: „Nach Bemessung der Flächen für die beiden einziehenden Institutionen war leider einfach nicht mehr Platz.“ Dem Opernloft bleibt vorerst die Gastfreundschaft von Isabella Vértes-Schütter am Ernst Deutsch Theater, wo in der kommenden Spielzeit „Carmen“ herauskommen wird. Aber eine solch einmalige Gastproduktion hilft nur bedingt und kostet im Zweifelsfall mehr, als sie einbringt. Zu allem Überfluss laufen im Juni die Verträge im Axel-Springer-Haus für Büros und Fundus aus. Und auch die von Springer gewährte Abfindung geht zur Neige. „Wir rappeln uns wieder auf, aber derzeit wissen wir nicht, wie es weitergeht“, so Oberacker.

Lage für Lichthof Theater weniger prekär

Etwas weniger prekär ist die Lage für das Lichthof Theater. Aber dort gibt es Probleme mit Nachbarn, die dem Theater 25 aus Lärmschutzgründen spielfreie Tage im Jahr aufnötigen. Lichthof-Leiter Matthias Schulze-Kraft ist auf der Suche nach neuen, größeren Räumen. „Am Wiesendamm ist eine riesige kulturpolitische Chance vergeben worden. Man hätte dort ein einzigartiges Projekt zwischen Staatstheater, Ausbildungsinstitution, Privat- und Off-Theater modellhaft ausprobieren können“, so Schulze-Kraft. „Wir haben gute Arbeitserfahrungen sowohl mit dem Jungen Schauspielhaus als auch mit der Theaterakademie. Da hätte man schauen können, was man gemeinsam verwirklicht.“

Tatsächlich hätten sich hier starke Synergien ergeben. Das Lichthof Theater ist in Hamburg der Ort für freie Theaterproduktionen unterhalb von Kampnagel geworden, zuletzt von beachtlich gesteigerter Qualität. „Die Verhandlungen in der Gaußstraße waren ja schon einmal abgebrochen worden, das ist eigentlich das Ärgerliche. Die Weiterentwicklung der Pläne für den Wiesendamm wurde im Sommer 2016 gestoppt. Die Sprinkenhof GmbH hat ihrerseits den Wiesendamm in der Zeit weiterentwickelt. Nach dem endgültigen Scheitern des Standorts Altona gab es im Wiesendamm keine Zukunft mehr für das Lichthof Theater.“

Schulze-Kraft will sich aber keinesfalls unterkriegen lassen. „Das ist erst einmal ein Schlag für uns, aber wir sind jetzt dabei, die nächsten Optionen zu entwickeln.“

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