Hamburg. In der Staatsoper wird erneut Gustav Mahlers „Dritte Sinfonie“ getanzt. Restkarten gibt es für die Aufführungen noch.
15 Ballette nach Musik von Gustav Mahler hat John Neumeier im Laufe seines langen Choreografenlebens auf die Bühne gebracht, das jüngste war dessen „Lied von der Erde“ im Dezember. Anlässlich eines nahenden Gastspiels in Florenz hat er nun, nach dreieinhalb Jahren Pause, wieder sein allererstes Mahler-Werk ins Programm genommen: Die getanzte „Dritte Sinfonie“ ist in dieser Woche dreimal zu sehen, und Restkarten gibt es für die drei Aufführungen auch noch.
1975, als er das Ballett uraufführte, hatte Neumeier diese damals völlig unübliche Idee noch durchsetzen müssen, „anfangs gegen große Widerstände hier im Haus. Weil man meinte, das sei undurchführbar. Das Orchester musste zum Beispiel erst verkleinert werden, um in den Orchestergraben zu passen“, erinnert er sich. Der Erfolg gab ihm recht: In den gut 40 Jahren hat das Hamburg Ballett 46 Gastspiele mit Mahlers „Dritter Sinfonie“ gegeben, weltweit.
Kein Selbstgänger
Und das mit einem abstrakten Ballett, das beileibe kein Selbstgänger ist. Nachgetanzt wurde es vom Royal Swedish Ballet, dem Ballett der Pariser Oper und dem Boston Ballet – mit „riesigem Erfolg“, so Neumeier, der das zu erklären versucht: „Dieses Ballett verkörpert etwas, das wesentlich ist am Tanz.“ Einerseits sei es realistisch, weil der menschliche Körper das Instrument des Ausdrucks sei, zugleich aber „spricht es etwas Universelles an, das in Worten nicht ausgedrückt werden kann. Und im Kopf entstehen viele Bilder.“ Er selbst wolle gar nicht viele Worte darüber verlieren, um die „emotionale Geschichte“, die jeder Zuschauer erzählt bekomme, nicht einzugrenzen.
Gustav Mahler hatte versucht, der Natur in seiner Musik eine Stimme zu geben. Im ersten Satz hört der Choreograf etwa „einen urmenschlichen Konflikt zwischen aggressiven Tendenzen einerseits und positiven metaphysischen Kräften andererseits“.
Neutrale Trikots
An vielen Balletten, wie etwa am „Sommernachtstraum“, arbeitet Neumeier stetig weiter. An der „Dritten Sinfonie“ hat er dagegen keinen Schritt verändert: „Das ist das Wunder am Tanz. Dass ein so reicher Bewegungstext durch jeden neuen Tänzer anders klingt, anders aussieht.“ Nur die ursprünglichen Kostüme hat Neumeier geändert: „Sie entsprachen zu sehr der damaligen Mode.“ Jetzt tanzt die Compagnie in neutralen Trikots.
„Dritte Sinfonie“ Do 26.1. und Fr 27.1., je 19.30, So 29.1., 18.00. Karten T.: 35 68 68.