Hamburg. Die New-Wave-Band bewies: Die Elbphilharmonie wird mit härterem Stoff als den großen Sinfonien von Bruckner und Mahler fertig.
Der Name der Band war nicht nur Programm, sondern auch eine geschickt zur Werbung genutzte, konzertgewordene Pointe, mit der Generalintendant Christoph Lieben-Seutter unüberhörbar beweisen wollte, dass die Elbphilharmonie auch mit härterem Stoff als den großen Sinfonien von Bruckner oder Mahler unbeschadet fertig werden kann.
Gut eine Woche nach dem Eröffnungskonzert trat die seit Jahrzehnten als ewige Avantgarde gefeierte Band „Einstürze Neubauten“ am Sonnabend im Großen Saal des neuen Hamburger Konzerthauses auf, gleich zwei Mal hintereinander, weil der Ansturm der Fans auf die jeweils 2100 Karten so groß war. Natürlich fiel keine der gefrästen Gipsfaserplatten der „Weißen Haut“ von der Wand, und natürlich war es ein Konzert-Ereignis, wie man es von Blixa Bargeld & Co. erwarten durfte: sensationell eigenartig, dröhnend pathetisch und interessant gestrig.
Blixa Bargeld steht mit stoischer Eleganz am Mikro
Hin und wieder wurde auch, soviel Renomeepflege muss sein, effektvoll auf Baustellen-Gerümpel eingeschlagen, das so aussah, als hätten Arbeiter von Hochtief es in irgendeinem Elbphilharmonie-Abstellraum vergessen. Bargeld selbst stand, wie es sich für ihn gehört, mit stoischer Eleganz am Mikro, links von ihm – ebenfalls barfuß – peitschte Bassist Alexander Hacke den Rhythmus der gut bestückten Schlagwerk-Abteilung nach vorn.
Das Programm hatte die Band dem Konzept ihres aktuellen Albums „Greatest Hits“ entnommen, auch das ein kleines ironisches Späßchen, denn echte Hits – Chart-Erfolge, tonnenweise verkaufte Alben, Autogrammkarte und so – hatten die Herren Neubauten als Subkultur-Stars natürlich nie. Gleich als zweiter Song wurde lieblich dröhnende Repertoire-Altbau „Haus der Lüge“ vorgeführt (wahrscheinlich keine Anspielung auf die überstandenen Glaubwürdigkeits-Krisenjahre der Elbphilharmonie-Baustelle), danach folgte eine kurzweilig sortierte Zusammenstellung von Titeln, die sich clever in die Philosophie dieses Konzertsaals einfügten.
Die Band
Die Einstürzenden Neubauten wurden 1980 gegründet. Mit ihrem Einsatz von Schrott und Alltagsgegenständen zur Geräuscherzeugung war die Band stilbildend und Teil der internationalen Industrial-Szene, zu der auch Test Department und SPK gehörten. Mitte der 80er-Jahre lieferten die Neubauten den Soundtrack zum Stück „Andi“, das Peter Zadek am Schauspielhaus inszenierte, nur eines von vielen Theater-Engagements. Elbphilharmonie-Intendant Christoph Lieben-Seutter ist seit Jahrzehnten ein großer Fan der Einstürzenden Neubauten.
Auch Wiener Philharmoniker im Live-Stream
Die andere Seite dieser Spannbreite ist am Montag zu sehen. Dann geben die Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Ingo Metzmacher von 20 Uhr an ein Konzert in der Elbphilharmonie. Auch davon wird es einen Livestream geben.