Hamburg. Mehr als eine halbe Million Menschen haben 2016 die Kunsthalle besucht, mehr als jemals vorher in der Geschichte des Hauses.

Der Umbau und die Modernisierung haben der Hamburger Kunsthalle im vorigen Jahr die höchste Besucherzahl seit ihrer Eröffnung 1869 beschert. 562.000 Gäste wurden gezählt, davon allein 205.000 in den vier Wochen nach der Wiedereröffnung, als der Eintritt frei war. Besuchermagneten seien die Ausstellungen über Edouard Manet und «Surreale Begegnungen» mit Werken von Max Ernst, Salvador Dalí und Joan Miró (bis 22. Januar) mit jeweils rund 130.000 Besuchern gewesen, sagte Geschäftsführer Stefan Brandt am Mittwoch bei der Vorstellung der Jahresbilanz. Etwa ein Drittel der Gäste habe die ständige Sammlung besucht.

Rund 22 Millionen Euro wurden in die Kunsthalle investiert, um den historischen Haupteingang am Gründungsbau wieder zu öffnen und ein repräsentatives Foyer zu gestalten. Außerdem wurden die Sammlungsbereiche erneuert. Nach den Eröffnungsfeierlichkeiten Anfang Mai stand bei freiem Eintritt vier Wochen lang jeweils eine Kunstepoche im Fokus.

Kunsthalle stellt neue Ausstellungen vor

Die venezianische Malerei des 16. Jahrhunderts ist Thema einer Ausstellung, die am 23. Februar eröffnet wird. Im Zentrum steht der Maler Paris Bordone (1500-1571), ein Schüler Tizians. Der Lehrmeister selbst ist mit einigen Portraits vertreten. «Das Licht der Campagne» präsentiert ab 13. Oktober Zeichnungen des französisch-italienischen Künstlers Claude Lorrain (1604/05-1682), die das British Museum in London ausleihen wird. Parallel dazu sind Werke von Horst Janssen (1929-1995) zu sehen, die von Lorrain inspiriert wurden.

Weiterer Schwerpunkt ist 2017 nach den Worten von Kunsthallen-Direktor Christoph Maria Vogtherr zeitgenössische Kunst. Gezeigt wird vom 17. Februar an die Ausstellung «Warten». 23 internationale Künstler werden auch die politische Dimension des Wartens beleuchten. Gefragt werde, so Vogtherr, «wer lässt wen warten?» Dies lasse sich etwa beim Arbeitsamt oder im Krankenhaus beobachten. «Art and Alphabet» beschäftigt sich ab 21. Juli mit Buchstaben, Sprachen und Schriftsystemen.

Die Hamburger Künstlerin Anita Rée (1885-1933) erhält nach den Worten Vogtherrs noch immer nicht die gebührende internationale Aufmerksamkeit. Eine Gesamtschau ab 6. Oktober soll dies ändern. Dazu werden Werke aus den Beständen der Kunsthalle sowie aus Privatsammlungen in Europa und den USA gezeigt.

Neue Wege will die Kunsthalle mit dem Projekt «Open Access» gehen. 15 Personen, die zwischen 1945 und 2016 nach Hamburg gezogen sind, werden ihre unterschiedlichen Blickwinkel auf ausgewählte Kunstwerke der Sammlung erläutern. Audios und Videos werden ab 12. Mai die Entscheidungsprozesse dokumentieren.