St. Pauli. In diesen Minuten beginnt Deutschlands wichtigstes Musik-Fest für Rock, Pop et cetera. Livestream, Videos und Hörproben hier.
Die Experten sprechen bereits von Europas tollstem Musikfestival. Und in der Tat ist das Reeperbahn-Festival 2016 eine der spannendsten Veranstaltungen im berühmtesten Stadtteil der Welt. Auf St. Pauli haben von diesem Mittwoch an vier Tage lang die Musiker wieder das Zepter übernommen, ob im Docks, auf der Großen Freiheit oder in einer Kirche! Wo die Beatles, Jimi Hendrix und andere sich ausprobierten und Weltkarrieren starteten, sind nun wieder Klänge zu hören, die die Welt verändern könnten.
Mit dabei ist auch Vivie Ann, Singersongwriterin, die zuletzt im Newsroom des Hamburger Abendblatts ein Privat-Konzert gab. Und es wird ein neuer Musikpreis vorgestellt, der „Anchor“-Award. Die Juroren, darunter David-Bowie-Produzent Tony Visconti, begutachten während des viertägigen Spektakels ausgewählte Acts, der Gewinner wird zum Abschluss am Sonnabend gekürt.
Zudem feiert Matthias Arfmann am Mittwochabend (21.30 Uhr) gemeinsam mit den Hamburger Symphonikern die Uraufführung seines „Ballet Jeunesse“ im Schmidts Tivoli.
Video: Vivie Ann live in Concert
Reeperbahn-Festival: Hier geht's zum Livestream
Bis zur Nacht zum Sonntag erwarten die Organisatoren bis zu 40.000 Festivalbesucher. In mehr als 70 Clubs, Bars und Kiez-Kneipen spielen 460 Bands und Künstler aus mehr als 40 Nationen. Dazu gibt es eine Fachkonferenz zu Themen der Kreativ- und Digitalbranche. Inspiriert vom South-By-Southwest-Festival im texanischen Austin ging das Reeperbahnfestival erstmals 2006 über die Bühne.
Tipps zum Reeperbahn-Festival von Tino Lange
Das 11. Reeperbahn Festival ist ein Musik-Marathon, die viel zitierte Pralinenschachtel in „Forrest Gump“: Man weiß nie, was man bekommt, wenn Pop- und Kiezkultur sich vier Tage und Nächte vereinen. Hier ein Leitfaden für den entspannten Festival-Bummel.
Große Namen meiden „Ich kenne da keine Band“, hört man oft beim Thema Reeperbahn Festival, und so geht es auch Pop-Profis. Aber genau diese Bands sind die Seele des Festivals. Sie spielen, um Fans, Applaus, Verträge, um Tourneen an Land zu ziehen. Sie spielen um ihr Leben. Man kann natürlich auch wie bei Deichkind, Cro und Beatsteaks in den Vorjahren oder dieses Jahr bei Maxim oder Boy ewig anstehen für etablierte Bands, die sicher gut abliefern. Aber: Man kann es auch lassen.
Youtube: Vimes live
Langmut Da hat man sich durch das Programm geflöht und genau geplant, wer wann und wo zu sehen ist ... und dann wirft ein Einlass-Stopp an der überfüllten Prinzenbar oder am Molotow den ausgetüftelten Plan über den Haufen. Der richtige Zeitpunkt, um zu improvisieren, unbekanntere Clubs wie Kukuun, Headcrash oder Pooca Bar, Terrace Hill oder Schulmuseum zu besuchen und zu schauen, was läuft.
Drei Songs, kein Blitz Wenn eine Band nach drei Songs nicht flasht, wird sie es auch nach sechs nicht tun. Dann kann guten Gewissens weitergezogen werden. Einfach unter leichten Verbeugungen rückwärts den Saal verlassen und unauffällig verschwinden.
Respektiert die Künstler Auch wenn Hip-Hop- und Electrokünstler ein Trend-Schwerpunkt in diesem Jahr sind, bleiben Sänger und Songschreiberinnen, einsame Herzen mit Gitarren, verhuschte Lyrik-Zausel und skandinavische Popelfen en vogue. Laute Gespräche und Debatten über Bier, Bands oder Berlin sollte man sich daher eher für lautere Bands wie Fjørt am Freitag im Gruenspan aufsparen.
Youtube: Alex Vargas live
Sitzfleisch Einige Spielorte wie das Imperial Theater oder die St. Pauli Kirche sind bestuhlt. Schnelles Kommen und Gehen ist dort besonders schwierig und auch unhöflich. Dort sollte man sich auf längere Aufenthalte einstellen.
Junggesellenabschiede Nicht jede Gruppe, die sich besonders am Sonnabend auf der Meile breitmacht, ist eine Touristenführung oder ein Kegelclub. Hier eine Spielidee zum Zeitvertreib: Einfach die Junggesellenabschiede bei einem Gang von U St. Pauli zur Großen Freiheit zählen. Unser Rekord ist 26.
Drogen Manche Menschen, die einen leise rund um die Bernhard-Nocht-Straße anflüstern, fragen nicht nach dem Weg, sondern arbeiten im illegalen Einzelhandel. Das wissen auch die Männer und Frauen in der Davidwache, und wer will dort schon – in Hamburgs teuerstem und komfortlosesten Hotel – übernachten? Finger weg.
Fremdgetränke Es mag verlockend sein, sich beim Discounter für den kleinen Durst zu versorgen. Daher der Hinweis: Auf dem Kiez herrscht am Wochenende Flaschenverbot, Türsteher hassen Fremdgetränkeschmuggler (sicher ein Thema bei der „Türsteherlesung“ am Mittwoch in der Alten Liebe), und nicht wenige Clubs überleben nur durch ihren Getränkeumsatz. Trinkt also fair und nicht zu viel, denn wer will schon in Hamburgs teuerstem ...
Essen Die Kiez-Gastronomie hat mehr zu bieten als McDonald’s und Burger King. Rund um den Spielbudenplatz wird für jeden Geschmack aufgefahren. Und bei Grilly Idol, Pizza Bande und acht weiteren Bistros und Cafés gibt es Sonderangebote für Festivalbesucher.
„Hey Süßer“ Auf der Burger-King-Seite der Davidstraße und auf dem Hans-Albers-Platz flattern die Bordsteinschwalben. Die haben gewiss keine Sonderangebote für Festivalbesucher. Man sollte höflich die Avancen ablehnen, aber – um Himmels willen! – nicht beleidigen. Auch nicht, wenn man eine sehr gute Krankenversicherung hat.
Schnorrettis Straßen-Punks und andere auf Mildtätigkeit angewiesene Paulianer sind zahlreich und manchmal anhänglich. Ein Tipp, auch für Nichtraucher: Über ein, zwei Kippchen freut sich eigentlich jeder. Alle glücklich.
Reeperbahn Festival Mi 21.9. bis Sa 24.9., diverse Clubs und Bühnen auf St. Pauli,
Tagestickets zu 25,- (Mi), 35,- (Do), 40,- (Fr), 45,- (Sa), 2-Tagestickets zu 72,- (Fr+Sa), 3-Tagestickets zu 82,-(Do-Sa), 4-Tagestickets zu 92,- im Vvk.; www.reeperbahnfestival.com