HamBurg. Festivalchef Alex Schulz über einen neuen Nachwuchspreis – und einen Konzertflop
Alex Schulz, 49, gehört zu den Gründern des Reeperbahn Festivals, das in diesem Jahr zum elften Mal stattfindet und mit ein paar Neuerungen aufwartet.
In diesem Jahr wird erstmals der „Anchor“ verliehen, ein Nachwuchspreis, um den acht Bands kämpfen. Was hat es damit auf sich?
Alex Schulz: Dieser Preis soll ein Gütesiegel sein und den Fans in der immer unübersichtlicheren Musikwelt ein wenig Orientierung bieten: Wer in Hamburg mit dem „Anchor“ ausgezeichnet wird, den muss man sich anhören. Im Idealfall läuft das wie im Filmgeschäft mit der Goldenen Palme oder dem Goldenen Bären, die bringen ja auch Publikum in die Kinos. Dabei setzen wir bei unserer Empfehlung nicht auf Algorithmen, sondern auf die Erfahrung und den Geschmack von Menschen, deshalb unsere hochkarätige Jury mit Leuten wie David-Bowie-Produzent Tony Visconti, Sängerin Emiliana Torrini und Moderator Ray Cokes.
Im Juni hat sich das Reeperbahn Festival in New York präsentiert. Hat die Reise was gebracht?
Für die Unternehmen, die mit uns gereist sind, schon, die hatten viele Gespräche, konnten gut networken. Unser Konzertabend in Manhattan mit sechs Bands war hingegen ein Flop. Wir hatten gerade mal 40 zahlende Besucher. Da war zu merken: New York hat nicht auf uns gewartet. Wir haben Lehrgeld gezahlt, aber bereits viele neue Ideen und planen, 2017 wieder hinzufahren.
Mit Klassik-Cross-over-Projekten hat das Reeperbahn Festival bereits Erfahrung, in diesem Jahr gibt es aber auch Klassik pur, etwa am Donnerstag und Freitag im Resonanzraum. Ein Experiment?
Eigentlich spiegeln diese Konzerte nur wieder, was gerade passiert: Die musikalischen Interessen mischen sich, die Bandbreite dessen, was Leute sich anhören wird immer größer. Das lässt sich etwa an Spotify-Playlists ablesen. Wir flankieren diesen Klassikvorstoß mit einigen Veranstaltungen im Konferenzbereich des Festivals und sind gespannt auf die Reaktion des Publikums.