Hamburg . Mittwoch startet das Hamburger Reeperbahn Festival. Premiere hat der „Anchor“-Award – er soll die „Goldene Palme“ der Musik werden.

Zehntausende Besucher und 460 Bands aus mehr als 40 Nationen in Dutzenden Kiez-Clubs: Beim 11. Hamburger Reeperbahn Festival, das am Mittwoch startet, gibt es wieder jede Menge neue Musik zu entdecken – und auch ein paar Besonderheiten. Bis Sonnabend erwarten die Organisatoren bei dem Spektakel auf St. Pauli bis zu 40.000 Besucher, darunter 4000 Fachgäste.

In mehr als 70 Clubs, Bars und Kneipen spielen 460 Bands und Künstler aus über 40 Nationen. Fans verschiedenster Genres kommen auf ihre Kosten – von Indie, Pop, Rock, Elektro, Hip-Hop, Soul bis zu Folk. Aus Deutschland sind unter anderem Soul-Sängerin Joy Denalane, Goth-Popper Drangsal oder das Frauen-Duo Boy mit dabei, das in Hamburgs berühmtester Kirche – dem Michel – auftreten wird.

In der Jury sitzt Produzenten-Legende Tony Visconti

Sänger Clueso präsentiert eine Ausstellung der besonderen Art. Zu den zehn Titeln seines Mitte Oktober erscheinenden Albums „Neuanfang“ haben zehn Künstler visuelle Werke geschaffen. Diese werden allesamt auf dem Spielbudenplatz ausgestellt. Mit Hilfe einer App kann bei jedem Bild der passende Song auf dem Smartphone abgespielt werden.

Ein Novum in diesem Jahr ist der „Anchor“-Award. Acht Acts gibt es dabei im Laufe des Festivals. Eine Jury – prominent besetzt mit Produzenten-Legende Tony Visconti oder der isländischen Künstlerin Emiliana Torrini – bestimmt den Gewinner, der am Sonnabend mit der Trophäe ausgezeichnet wird. „Ich suche nach Originalität. Und natürlich auch nach dem überragenden Talent“, erklärt Visconti, der für zahlreiche David-Bowie-Alben mitverantwortlich ist.

„Anchor“-Award soll internationales Gütesiegel werden

Festival-Chef Alex Schulz sieht im „Anchor“ eine fantastische Chance für junge Künstler. Er erhofft sich in der Auszeichnung eine internationales Gütesiegel und eine alljährlichen Orientierungshilfe für Fans und Musikwirtschaft. Dabei scheut Schulz auch keine großen Vergleiche: Für die Musik solle der „Anchor“ das werden, „was die Goldene Palme in Cannes für den Film ist. Ein Prädikat, das bei Publikum, Wirtschaft und Künstlern gleichermaßen renommiert ist.“

Bereits Tradition auf dem Reeperbahnfestival haben die Helga-„Awards“ für die besten Festivals sowie die VUT Awards vom Verband unabhängiger Musikunternehmen. Beide Preisverleihungen finden am Donnerstag statt.

Inspiriert vom South-By-Southwest-Festival im texanischen Austin ging das Reeperbahnfestival erstmals 2006 über die Bühne. Nach einem holprigen Start hat es sich zu Europas größtem Clubfestival gemausert, bei dem es seit jeher neue Musik und aufstrebende Künstler zu entdecken gilt. So standen in den vergangenen Jahren spätere Stars wie Andreas Bourani, Philipp Poisel, Bon Iver, Ed Sheeran oder Jake Bugg auf den Kiez-Bühnen, bevor sie ihren Durchbruch hatten.