Hamburg. Der 49-Jährige vom Schauspielhaus Zürich wechselt zum 1. August nach Hamburg. Er verfügt über viel Theatererfahrung.
Namenswitze verbieten sich ja, aber dieses eine Mal muss es gestattet sein: Tom Till wird neuer kaufmännischer Geschäftsführer am Thalia Theater. TTTT, das war auch vorher schon so. Bis vor Kurzem hieß die kaufmännische Geschäftsführerin am Thalia: Theresa Twachtmann.
Tom Till kommt aus Zürich nach Hamburg. Der Aufsichtsrat des Thalia Theaters wählte Tom Till einstimmig zum neuen kaufmännischen Geschäftsführer. Der 49-jährige Betriebswirt und Kulturmanager ist seit 2009 künstlerischer Betriebsdirektor am renommierten Schauspielhaus Zürich und seit 2011 zugleich stellvertretender Verwaltungsdirektor und Mitglied der Geschäftsleitung.
„Tom Till ist durch und durch Theatermensch“, sagt seine frühere Intendantin Amélie Niermeyer, die bis 2011 das Düsseldorfer Schauspiel leitete. Dort war Till von 2006 bis 2008 künstlerischer Betriebsdirektor. Niermeyer, die als Professorin in Salzburg arbeitet und in München als Regisseurin, sagt auch: „Das ist schön fürs Thalia. Tom Till ist großartig. Er ist ein begeisterter Theaterfan, kann aber auch harte Entscheidungen treffen, bringt also genau die richtige Mischung mit.“
Till verfügt über eine tadellose Theaterbiografie. Der deutsch-schweizer Doppelbürger, in der Nähe von Stuttgart geboren, studierte in Berlin an der Freien Universität Betriebswirtschaftslehre und Theaterwissenschaften sowie an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Kultur- und Medienmanagement.
1992 gründete er in Berlin mit Stefan Bachmann (heute Intendant in Köln), Lars-Ole Walburg (heute Intendant am Schauspiel Hannover), Autor und Dramaturg Thomas Jonigk und der Bühnenbildnerin Ricarda Beilharz die freie Produktionsgemeinschaft „Theater Affekt“, dessen freie Produktionen auch ausgezeichnet wurden. Von 1998 bis 2006 war Tom Till am Theater Basel tätig, zunächst als Direktionsreferent, dann ab 2001 als künstlerischer Betriebsdirektor des Dreispartenhauses. In der Spielzeit 2008/09 übernahm er interimsmäßig die kaufmännische Geschäftsführung am Theater Neumarkt Zürich, bevor er in derselben Stadt, aber am größeren Schauspielhaus erst künstlerischer Betriebsdirektor und schließlich auch stellvertretender Verwaltungsdirektor wurde. Auch privat ist Till dem Theater sehr verbunden, seine Frau ist Chefdramaturgin am Schauspiel Zürich.
Tom Till gehört außerdem zum Vorstand des Vereins Schweizer Theatertreffen und ist Lehrbeauftragter beim EMAA (Executive Master of Art Administration) der Universität Zürich und beim SVTB (Schweizerischer Verband technischer Bühnen- und Veranstaltungsberufe).
Thalia-Intendant Joachim Lux ist „total zufrieden“, Tom Till als neuen künstlerischen Geschäftsführer an seiner Seite zu haben. „Mir fallen viele Steine vom Herzen“, sagt er, „das ist eine super Lösung, und das Thalia bekommt damit jene Stabilität, die es braucht.“
Auch Kultursenatorin Barbara Kisseler ist von Till sehr angetan: „Mit Tom Till konnten wir einen erfahrenen Kulturmanager und versierten Betriebswirtschaftler für die Geschäftsführung des Thalia Theaters gewinnen. Er ist ein ausgezeichneter Kenner des Theaterbetriebs und bringt die notwendigen Erfahrungen mit, um auf der kaufmännischen Seite die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass das Thalia Theater seinen Erfolgskurs fortsetzt. Ich bin davon überzeugt, dass Tom Till gemeinsam mit dem Intendanten Joachim Lux dafür sorgen wird, dass das Thalia Theater die Herausforderungen der Zukunft bestens besteht.“
Das Thalia, als eine der herausragenden deutschen Bühnen, ist sicherlich ein begehrter Arbeitsplatz für viele Bewerber. Doch ein Theater mit rund 350 Mitarbeitern und einem dafür doch recht knapp bemessenen Etat zu managen, erfordert langjährige und spezifische Berufskenntnisse. Zumal, wenn man in die Fußstapfen des beinahe legendären Ludwig von Otting tritt, der knapp 30 Jahre lang (bis 2013) in leitender kaufmännischer Position am Thalia Theater war. Otting ist Till natürlich bekannt. „Ich habe ihn immer mal wieder gefragt, wenn eine knifflige Entscheidung zu fällen war, und er hat mir immer gute Ratschläge gegeben“, sagt der Deutsch-Schweizer.
Das Hamburger Thalia ist seit vielen Jahren das wirtschaftlich erfolgreichste deutsche Theater, obschon es finanziell nicht zu den bestausgestatteten gehört. „Das Thalia ist mit Abstand das am schlechtesten finanzierte Theater der oberen Liga im deutschsprachigen Raum“, betont Intendant Joachim Lux immer wieder. Rund 30 Prozent des Etats von 27 Millionen werden selbst erwirtschaftet. Kein anderes deutsches Theater schafft so etwas. 20 Millionen Euro gibt die Stadt als Subventionen, rund 280.000 Besucher kommen pro Spielzeit in die Vorstellungen. Die Auslastung liegt bei mehr als 75 Prozent. Das Haus mit rund 350 Mitarbeitern hat für seine Größe ein relativ kleines Ensemble von 33 Mitgliedern.
All dies muss der neue künstlerische Geschäftsführer im Auge haben, wenn er mit Beginn der kommenden Spielzeit am Thalia beginnt. „Ich bin schon lange in der Schweiz und dort sehr gut vernetzt“, sagt Tom Till. „Aber ich glaube, es wird nicht schwer sein, Ähnliches auch in Hamburg zu erreichen.“
Da kann man sicher sein. Das Hamburger Publikum ist begeisterungsfähig, erfahren und offen. Irgendwie ist ja auch Zürich gar nicht so viel anders als Hamburg. Nur der See in der Mitte, der ist hier ein bisschen größer.