Hamburg. Zum 90. Geburtstag des verstorbenen Schriftstellers las Burghart Klaußner Lenz-Texte. Die “Deutschstunde“ im Thalia fiel aus.
„Ein Schriftsteller ist nie wirklich tot, solange seine Bücher gelesen werden“, sagte Daniel Kampa, Verleger des Hoffmann und Campe Verlages, und ergänzte mit Blick in das gut gefüllte Thalia-Mittelrangfoyer lächelnd: „Lebendiger kann man nicht sein.“ Tatsächlich hätten seine Leser dem im Herbst 2014 gestorbenen Hamburger Autor Siegfried Lenz wohl kein schöneres Geburtstagsgeschenk machen können: Am Donnerstag wäre Lenz 90 Jahre alt geworden. Und sein Roman „Der Überläufer“ steht zum runden Geburtstag auf Platz 1 der Bestsellerliste.
Beides musste natürlich gebührend gewürdigt werden, auch wenn die Ehrung am Thalia anders ausfiel als geplant: Nachdem der Schauspieler Burghart Klaußner wunderbar innig aus dem Roman gelesen hatte, unter einem Schwarz-Weiß-Bild des noch jungen Schriftstellers, sollte eigentlich eine Sondervorstellung der Thalia-Inszenierung „Die Deutschstunde“ über die Bühne gehen. Wegen einer Erkrankung im Ensemble musste die Aufführung jedoch kurzfristig abgesagt werden. Die Literatur stand also für sich.
Fast hätte man sich an Stelle der ausgefallenen Vorstellung eine Verlegung von Lesung und Gespräch auf die große Bühne gewünscht, so nah kam man durch die Interpretation Klaußners den Figuren Lenz’, die er, erst 25-jährig, bereits 1951 geschrieben hatte. Wegen „handgreiflicher Treulosigkeit gegen die Heimat“ hatte der Verlag den Text damals nicht drucken wollen.
Spannend ist nun nicht allein die Geschichte selbst, um einen Soldaten, der 1944 von der Wehrmacht zur Roten Armee überläuft. Spannend ist auch, wie das Manuskript 65 Jahre später veröffentlicht wurde; Lenz’ literarischer Nachlassverwalter Günter Berg kann anschaulich davon erzählen. Ein besonders hübsches Detail ist dabei der ursprüngliche Buchtitel: „Da gibt’s ein Wiedersehen“. Wie ungemein passend auch für diesen Abend über, für – und mit Siegfried Lenz.