Es sind Schätze der Weltkultur, die in Hamburger Museen bewahrt werden. Wir stellen sie vor. Teil 7 aus dem Hamburg Museum.

Unbekannter Künstler: Kruzifix, 10. Jahrhundert

„50 Meisterwerke“ aus dem Hamburg Museum
1965-36 Knochenkruzifix
„50 Meisterwerke“ aus dem Hamburg Museum 1965-36 Knochenkruzifix © HA | Hamburg Museum

Neben einer Kreuzfibel, die noch aus dem 9. Jahrhundert stammt, ist dieses Knochenkruzifix das älteste Symbol des christlichen Glaubens in Hamburg. Dieses kulturhistorisch außerordentlich bedeutende Objekt zeigt den Gekreuzigten mit ausgebreiteten Armen und erhobenem Kopf. Mit schlichten Kerben sind die Augen, der Mund und Finger markiert, Kerben deuten auch den Saum und die Falten eines Gewandes an. Da es sich dabei wohl um eine Ärmeltunika handelt, dürfte es sich um einen Typus aus frühbyzantinischer Zeit handeln.

In Norddeutschland tauchen derartige Christusdarstellungen erst in ottonischer Zeit auf, im 10. Jahrhundert gehörten sie aber bereits zum gängigen Formenkanon und spielten bei der Christianisierung eine wichtige Rolle. So genannte Pektoralkreuze wurden auf der Brust getragen und können sowohl das sichtbare Würdenzeichen eines Geistlichen sein, zugleich aber auch als Ausdruck der persönlichen Frömmigkeit des Trägers verstanden werden.

Jakob Mencke: Holzmodell der „Wapen von Hamburg“, 1722

Wapen III, Baumodell des Konvoyschiffes, 1722
Wapen III, Baumodell des Konvoyschiffes, 1722 © HA | Altonaer Museum

Da Hamburger Handelsschiffe im 17. und 18. Jahrhundert auf dem Mittelmeer häufig von muslimischen Korsaren gekapert wurden, ließ der Rat bewaffnete Schiffe für den Begleitschutz bauen. 1719 wurde ein weiteres dieser „Konvoyschiffe“ in Auftrag gegeben, das – wie bereits zwei Vorgänger – den Namen „Wapen von Hamburg“ trug. Die Ausführung lag in den Händen des Schiffbauers Jakob Mencke. Damit sich die Auftraggeber ein Bild machen konnten, musste er ein großes Werftmodell anfertigen. Dieses befindet sich heute als Prunkstück im Hamburg Museum. Detailreich stellt es das berühmte Kriegsschiff dar, das im Original 50 Meter lang und 14,5 Meter breit war. Mit insgesamt 74 Geschützen verfügte es über eine enorme Feuerkraft. Da es aber nicht nur ein militärisches Objekt war, sondern zugleich die Macht und den Reichtum des Stadtstaats repräsentieren musste, war der Heckspiegel kostbar verziert und vergoldet.

Unbekannte Künstler, vermutlich aus Wien: Bilderuhr mit Alsterpanorama, um 1830

Auf den ersten Blick ist es nur eine hübsche biedermeierliche Hamburg-Ansicht, doch in Wahrheit haben wir es mit einem erstaunlichen „Multi-Media-Kunstwerk“ zu tun. Ungefähr von der Stelle, wo heute die Straße Fontenay zum Ufer verläuft, blicken wir auf die Alster und sehen die Türme von St. Jacobi, St. Petri, St. Katharinen und ganz rechts, ein wenig in den Bäumen versteckt, noch den Turmhelm der Hauptkirche St. Nikolai. Im Vordergrund ist die Lombardsbrücke, und zwar in der 1827 erneuerten Form mit nur noch drei Durchfahrten, links davon erscheint eine der fünf Windmühlen, die es im frühen 19. Jahrhundert im Gebiet des Wallrings noch gab.

Im Vordergrund ist eine Kaffeegesellschaft zu sehen, die den schönen Sommertag an der Alster genießt. Während sich eine Familie um den mit Porzellan eingedeckten Tisch gruppiert, beschäftigt sich ein Paar rechts mit einem Becher-Ballspiel, während links eine Harfenspielerin und ein Geiger für die musikalische Unterhaltung sorgen. Ganz links im Bild ist noch ein Angler zu sehen, der sich von der Gesellschaft ein wenig abgesondert hat.

Bildszenen dieser Art gab es zu jener Zeit häufig, die biedermeierliche Freizeitkultur in Verbindung mit der Wiedergabe einer vertrauten Stadtsilhouette war ein beliebtes Motiv. Doch darauf ist unser Bild nicht beschränkt, denn auf der Rückseite befindet sich eine komplizierte Mechanik mit mehreren Uhrwerken aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert, die nicht nur die Kirchturmuhren antreiben, sondern auch die Flügel der Windmühle an der Lombardsbrücke. Doch damit nicht genug: Man sieht Passanten über die Brücke laufen, auf der Alster verkehren Boote, das Paar spielt sich den Ball zu, der Mann ganz links hebt von Zeit zu Zeit seine Angelroute an, die Harfenspielerin greift in die Saiten, und ihr Musikerkollege geigt nicht nur, sondern wippt auch noch mit dem linken Fuß im Takt. Dazu erklingen von einer Spieluhr vier verschiedene Melodien. Um dieses künstlerisch-technische Meisterwerk herzustellen, mussten in der Zeit um 1830 Maler, Spielwerkmacher, Uhrmacher, Gürtel- und Rahmenhersteller zusammenarbeiten. In Norddeutschland sind Spieluhr-Gemälde kaum bekannt, verbreitet waren sie eher in Süddeutschland und Österreich. Experten vermuten, dass das Hamburger Exemplar in Wien hergestellt wurde. Als es ins Hamburg Museum kam, war dieses auch im internationalen Vergleich nahezu einmalige Werk in sehr schlechtem Zustand, dank der Hilfe des Uhrmachermeisters Helmut Tüxen konnte es 2012 restauriert werden.

Wer die Bilderuhr in Funktion sehen und hören möchte, findet ein Video unter dem Link: www.hamburgmuseum.de/de/ausstellungen-high
lights/bilderuhr-mit-alsterpanorama.htm

Diverse Künstler : Hamburger Hafenmodell, 1900

„50 Meisterwerke“ aus dem Hamburg Museum
Stadtmodell 1900 - alternativ 6
„50 Meisterwerke“ aus dem Hamburg Museum Stadtmodell 1900 - alternativ 6 © HA | Hamburg Museum

Hochmodern war der Hamburger Hafen an der Schwelle zum 20. Jahrhundert. Die Entscheidung für einen offenen Tidehafen, der dem Wechsel von Ebbe und Flut ausgesetzt war, dadurch aber auf Schleusen verzichten konnte, hatte sich als außerordentlich glücklich erwiesen. Und auch mit der Schaffung eines Freihafens, der im Zollanschlussvertrag mit dem Reich vereinbart war, konnte sich Hamburg seine handelspolitischen Vorteile dauerhaft sichern. Kein Wunder also, dass die Hansestadt ihren modernen, innovativen und konkurrenzfähigen Welthafen auf der Pariser Weltausstellung im Jahr 1900 selbstbewusst zur Schau stellen wollte. Dafür ließ man ein aufwendiges Modell im Maßstab 1:1000 herstellen, welches das umfangreiche Kanal-, Straßen- und Schienennetz, aber auch das angrenzende Stadtgebiet detailgetreu darstellt. Das Modell, das heute im Hamburg Museum gezeigt wird, war in Paris eine der Sensationen im Deutschen Schifffahrts-Pavillon.

Sebastian Dadler: Silberne Medaille, 1636

„50 Meisterwerke“ aus dem Hamburg Museum
Medaille - Dadler revers
„50 Meisterwerke“ aus dem Hamburg Museum Medaille - Dadler revers © HA | Hamburg Museum

Der Detailreichtum dieser Darstellung ist atemberaubend: Die silberne Medaille, die Sebastian Dadler, einer der berühmtesten Medailleure der Barockzeit, 1636 im Auftrag des Hamburger Senats geschaffen hat, zeigt eine Vogelschau der Stadt mit ihrem eben erst fertiggestellten neuen Befestigungsring. Man sieht die Häuserreihen, die Kirchen, die Plätze und die Fleete, links die Alster, oben rechts die Elbe. „DA PACEM DOMINE / IN DIEBUS NOSTRIS“ (Herr, gib Frieden in unseren Tagen), die lateinische Inschrift im oberen Teil der Medaille hat besondere Bedeutung, wenn man sich vor Augen führt, dass die Medaille zwölf Jahre vor Ende des Dreißigjährigen Krieges gefertigt wurde. Auf der anderen Seite dieses prunkvollen Staatsstücks ist Merkur, als Gott des Handels, in Gestalt des „Koloss von Rhodos“ zu sehen: Mit dem einen Bein steht er auf dem Land, mit dem anderen auf einem Schiff. Auf der Brust trägt er selbstbewusst das Hamburgische Wappen.