Hamburg. Der Hamburger Musikpreis „Hans“ wurde in der Markthalle vergeben. Neu war die Kategorie „Musiker des Jahres“.
Pipi ist kein Name, und auch kein Getränk, und mancher muss schon rennen wenn er nur an „Pisse“, den Song des Hamburger Duos Schnipo Schranke denkt. Eingängig ist sie, die fröhlich klimpernde und bimmelnde Pimmelhymne von Daniela Reis und Fritzi Ernst, aber sie polarisiert auch. Sei’s drum, für die Jury des Hamburger Musikpreises „HANS“, der am Dienstag in der Markthalle zum siebten Mal verliehen wurde, ist „Pisse“ der „Hamburger Song des Jahres“. Das Lied sei „von einer entwaffnenden Frische, die im Pop so kostbar wie rar ist“, so die Begründung der Jury. „Lässig verzahnen die beiden Künstlerinnen hier Chanson, Walzer und Rumpel-Pop-Schnipsel mit einem Text, indem ganz altmodisch die Abgründe der Liebe mit dem Vokabular von ,Feucht¬gebiete’ ausgelotet werden.“ Na gut.
Nominiert für den „Song des Jahres“ waren auch Deichkind mit „Like Mich Am Arsch“ und „So ‘ne Musik“ sowie Johannes Oerding mit „Alles brennt“. Aber die Electro-Rap-Racker und der Songwriter-Pop-Beau waren nicht umsonst in die Markthalle gekommen. Oerding ging trotz zwei Nominierungen leer aus, durfte aber zusammen mit Nico Suave seine Sängerqualitäten live unterstreichen. Deichkind bekam, dem Bandmotto „Denken Sie groß“ entsprechend, den „HANS“ in den Kategorien „Hamburger Künstler des Jahres“ sowie „Album des Jahres“ für den Chartsstürmer „Niveau Weshalb Warum“.
Neu war die Kategorie „Musiker des Jahres“, was auch immer Musiker und Künstler unterscheiden mag. Hier setzte sich Jazztrompeter Nils Wülker dank seines aktuellen Albums „Up“ gegen starke Konkurrenz – Sven Kacirek, Felix Kubin, Leon Gurvitch – durch und gab mit Gastsänger Max Mutzke eine Kostprobe.
Helena Hauff ist „Nachwuchs des Jahres“
„Hamburgs bestes Imaging des Jahres“ ist eine weitere schräg klingende Kategorie, aber das Porträt-Buch „Recorded. Live in Hamburgs Plattenläden“ von Karin Vierkant und Nicolas Christitch ist ganz ausgezeichnet. So auch die Buback Tonträger GmbH, die als Label, Verlag und Booking-Agentur von Deichkind und Schnipo Schranke als „Lotse des Jahres“ nicht nur den diesjährigen „HANS“, sondern auch den Sound der Stadt prägt. So funktioniert gutes Teamwork, auch bei der Mannschaft um das Erfolgsduo Boy, die mit dem Preis für die „Künstlerentwicklung des Jahres“ bedacht wurde.
Der „Hamburger Nachwuchs des Jahres“ heißt Helena Hauff. Sie ist als DJ und Produzentin seit Jahren eine feste Größe im Golden Pudel Club und in der internationalen Electroszene und hat im September mit „Discreet Desires“ ein Debütalbum veröffentlicht, das mit seinen düsteren Kompositionen geradezu einschüchternd beeindruckend ist. Eine gute Wahl.