Hamburg. Die Zeitschrift „Hamburg History Live“ der Stiftung Historische Museen Hamburg will eine Brücke zwischen gestern und heute schlagen.
Auf satten vier Regalmetern drängten sich die historischen Magazine am Hamburger Flughafenkiosk. Nur befasste sich kein einziges dieser Hefte mit Hamburg und seiner Geschichte. Das muss sich ändern, beschloss Börries von Notz, Alleinvorstand Stiftung Historische Museen, an diesem Tag zwischen zwei Flügen. Mit einem „sehr zarten, unprofessionellen Gefühl“, dass es ein Plätzchen auf dem Zeitschriftenmarkt geben könnte für ein historisches Hamburg-Heft, saß er einige Zeit später mit der einstigen Großverlegerin Angelika Jahr zusammen. Das Ergebnis dieses Gesprächs – und zahlreicher folgender – ist von diesem Donnerstag, 29. Oktober, an am Kiosk zu betrachten.
„Hamburg History Live“ versteht sich ausdrücklich als Publikumszeitschrift. Für Hamburg, die Region und den Norden. Angelika Jahr fungiert als Chefredakteurin, die Texte liefern die wissenschaftlichen Mitarbeiter der Hamburger Museen, die Druckauflage liegt bei 12.000 Stück. Anders als bei den kostenlosen Imagebroschüren, die viele Museen anbieten, setzen die Macher auf opulente Bildstrecken, Reportagen und zugängliche Themen. Bier, Piraten, Olympia – es braucht für die Lektüre keinen Doktortitel in Geschichtswissenschaften. Die als Reihe angelegte Dokumentation über Hamburger Clans (Teil 1: Familie Laeisz) hat, obwohl natürlich seriös dokumentiert, beinahe Klatschpotenzial.
Die Titelgeschichte über Blankenese – „Kleines Nizza an der Elbe“ – spricht versierte Hamburg-Kenner wie Touristen ohne Ortskenntnisse gleichermaßen an. „Man kann das Magazin wie eine Illustrierte in zehn Minuten durchblättern, oder man kann damit einen ganzen Sonntagnachmittag verbringen“, beschreibt es von Notz.
Der Start von „Hamburg History Live“ fällt in eine Zeit, in der es immer mehr Spezialmagazine für eine überschaubare Zielgruppe gibt. Der Copypreis ist dementsprechend hoch (in diesem Fall: 7,50 Euro), das Produkt offensiv auf Schauwert getrimmt. Ein zeitlos schönes Magazin, das sich prima im Bücherregal macht, als Gegenentwurf zu all den Wegwerfheftchen, die es für weniger als zwei Euro reihenweise zu haben gibt. Was in heutigen Zeiten schon fast als verpönt gilt, mindestens aber als kurzsichtig, haben Jahr und ihr Team zur Statusmerkmal erhoben: „Hamburg History Live“ setzt konsequent auf Print. Es gibt keine digitale Ausgabe, keinen eigenen Twitter-Account zum Magazin. Einen Internetauftritt immerhin leistet man sich.
Das Heft möchte keine trockene Geschichtsbuch-Anmutung vermitteln
Der Titel „Hamburg History Live“ spielt auch darauf an, dass das Heft keine trockene Geschichtsbuch-Anmutung vermitteln will. Sondern einen Bogen von der Vergangenheit in die Gegenwart spannt. Früher etwa wurde Hamburg ob seiner 531 Brauereien „das Brauhaus der Hanse“ genannt, Bier wurde schon zum Frühstück getrunken. Heute, so der Text, ist Craft-Beer der neue Trend am Bierhimmel und wird verstärkt in Hamburg gebraut.
Das 90 Seiten starke Heft wendet sich vor allem an „ein gebildetes Publikum mit hohem Einkommen“, so von Notz. An Menschen, die Hamburg wie die eigene Westentasche zu kennen meinen. „Nach der Lektüre unseres Magazins tun sie es dann wirklich“, ergänzt Angelika Jahr. Die Frau, die im Verlagswesen so viel auf die Beine gestellt hat, dass es für drei Karrieren reicht, hatte eigentlich nicht die Absicht, noch einmal im Leben eine Zeitschrift zu produzieren, berichtet sie beim Pressetermin in Hamburg. Bis Museumsvorstand von Notz in ihrem Büro saß und von seinen Flughafen-Impressionen berichtete. Finanziert wird das Magazin über Werbekunden, Stiftungsgelder sowie eine Unterstützung („in fünfstelliger Höhe“) von Hamburg Marketing.
Langfristiges Ziel der Macher ist es, „Hamburg History Live“ drei- bis viermal jährlich an den Kiosk zu bringen. Ob das Zeitschriftenexperiment als geglückt gilt, will man nach der dritten Ausgabe entscheiden, sagt von Notz: „Für ein solches Produkt braucht es ein wenig Durchhaltevermögen.“
„Hamburg History Live!“, 7,50 Euro, erhältlich im Presse- und Buchhandel