Hamburg. Hamburgs neuer Generalmusikdirektor dirigierte „Les Troyens“ an der Staatsoper. Publikum feierte Berlioz als maßgeschneiderten Auftakt.

Die Erwartungen an die Hamburgische Staatsoper waren, wie es sich für einen so ehrgeizigen Einstand gehört, extrem hoch. Nach drei Jahren Vorarbeit für ihre gemeinsame Intendanz an der Dammtorstraße präsentierten Kent Nagano, neuer Generalmusikdirektor, und Georges Delnon, neuer Intendant an diesem Sonnabend ihre erste Produktion: Berlioz’ nur selten gespielte Antiken-Oper „Les Troyens“, inszeniert von Michael Thalheimer. Der hatte den auf überschaubare knapp drei Stunden gekürzten Fünfakter in ein ebenso karges wie effektives Bühnenbild gestellt: Eine Holzwand links, eine rechts, in der Mitte ein riesige rotierende Torwand. Klassischer, gut bekannter Thalheimer-Zuschnitt. Die Musik hatte hier eindeutig den Vortritt, die Szene ordnete sich dieser einen großen Idee unter und beschränkte sich, erst recht in den vielen großen Chorszenen, weitgehend auf gut durchsortiertes Frontalsingen mit klassischen, statischen Pathos-Gesten.

Gesungen allerdings wurde auf geradezu überraschend hohem Niveau, denkt man daran zurück, welche Leistungen hier in den Jahren unter Simone Youngs Leitung mitunter angeboten wurden. Den Staatsopern-Chor hatte Eberhard Friedrich beeindruckend auf die großen Linien getrimmt. Im Ensemble setzten Julian Prégardien als Hylas und Christina Gansch als Ascagne feine Glanzlichter. Catherine Nagelstads Cassandre hatte das nötige dramatische Format für ihre Rolle als ignorierte Warnerin vor der List der Griechen. Torsten Kerl blieb als stimmlich indisponierter Enée wohl hinter seinen Möglichkeiten für diese Langstrecken-Partie zurück. Abräumerin des Abends: die russische Mezzosopranistin Elena Zhidkova als Didon, die mit ihrer stimmlichen Präsenz wettmachte, was ihr die Regie an Entfaltungsmöglichkeiten nicht bieten mochte. Und die Philharmoniker waren unter Leitung ihres neuen Hausgotts Nagano über weite Strecken so gut, sie wirkten insbesondere im Holz so sehr wie ausgetauscht, dass man immer wieder auf dem Besetzungsblatt kontrollieren wollte, ob dieses so fein agierende Orchester wirklich die Philharmoniker waren, die in vergangenen Spielzeiten die anhörbare Lust am Spielen schon mal schmerzhaft vermissen ließen. Großer Beifall für alle, tosender für Nagano.

Eine ausführliche Kritik lesen Sie in der Montag-Ausgabe vom Hamburger Abendblatt.