Hamburg. Am Donnerstag feiert „Anne“ Premiere am Ernst Deutsch Theater. Fünf Fragen an Intendantin Isabella Vértes-Schütter.

Das Stück „Anne“, geschrieben vom niederländischen Bestsellerautor Leon de Winter und seiner Frau, der Schriftstellerin Jessica Durlacher, erzählt vom Schicksal Anne Franks, von ihren Ängsten und Wünschen. In Amsterdam wird es mit großem Erfolg gespielt, in Hamburg folgt nun die deutschsprachige Erstaufführung. Am 27. August feiert „Anne“ Premiere am Ernst Deutsch Theater. Die Rolle von Annes Mutter übernimmt in Yves Jansens Inszenierung Intendantin Isabella Vértes-Schütter.

Hamburger Abendblatt: Viele Menschen kennen ,Das Tagebuch der Anne Frank‘. Warum sollte man sich das Stück ansehen?

Isabella Vértes-Schütter: Das Stück geht von einem Traum Annes aus. Sie hat sich immer wieder nach Paris geträumt, wollte, wenn der Krieg vorbei ist, dort Schriftstellerin werden. Von diesem Traum aus springt der Text immer wieder in die Geschichte hinein. Damit ist auch eine andere Anknüpfung für heutige junge Menschen gegeben. So kann man etwas über den Holocaust erzählen und gleichzeitig Bezüge zu unserer Zeit herstellen.

Was sind die wichtigsten Bezüge zu unserer Zeit?

Vértes-Schütter: Die vielen Flüchtlinge, die in unsere Stadt kommen und ihre Geschichten mitbringen. Anne hat ihre persönliche Geschichte aufgeschrieben. Es gibt ja viele Dokumente aus dieser Zeit. Aber etwas über persönliche Erfahrungen kennenzulernen, hinterlässt meist den stärksten Eindruck.

Geht es mehr um den Holocaust oder um das Flüchtlingsthema?

Vértes-Schütter: Beides hängt ja zusammen. Das Stück erzählt eine tolle Geschichte darüber, was damals war. Es bietet aber auch eine sehr gute Möglichkeit, sich zu fragen, was ist denn heute los? Natürlich muss man das Thema Holocaust für jede neue, junge Generation erfahrbar machen. Zum Thema Flüchtlinge stellen sich die Fragen beinahe von selbst. Wie kann man erreichen, dass jeder ein Dach über dem Kopf hat? Wie gehen wir mit den Menschen, die zu uns kommen, um? Damit, dass es so viele sind? Und wie können wir hier alle miteinander leben? Dafür eignet sich dieser Stoff sehr gut.

Was spielen Sie im Stück?

Vértes-Schütter: Annes Mutter. Anne ist ein pubertierendes Mädchen, zudem ein Papa-Kind. Das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter ist alles andere als gut. Anne beschreibt die Mutter im Tagebuch sehr kritisch. Beide sind sehr distanziert, müssen aber zwei Jahre auf engstem Raum miteinander auskommen. Das geht nicht ohne Spannung. Fürsorglich wird die Mutter erst im KZ.

Wie war der Kontakt zu Leon de Winter und Jessica Durlacher?

Vértes-Schütter: Gut. Sie haben zwei Jahre an dem Stück gearbeitet, das der ,Anne Frank Fond‘ in Auftrag gegeben hatte. In Amsterdam, wo das Stück uraufgeführt worden ist, wurde für die Produktion extra ein Theater gebaut. Die Aufführung läuft dort ensuite. Bei uns findet jetzt die deutsche Erstaufführung statt.

„Anne“ 27.8.-29.9., Ernst Deutsch Theater, Friedrich Schütter Platz 1, Karten 20-39 Euro, T 22 70 14 20, tickets@ernst-deutsch-theater.de