Raketenhafter Aufstieg: Shootingstar Karen Köhler liest heute mit Florian Wacker im Salon „Seitensturm“ im Ernst Deutsch Theater.
Hamburg. Karen Köhler ist nicht nur aus Hamburger Sicht so etwas wie der Shootingstar der vergangenen Literatursaison: Ihr im namhaften Münchner Hanser-Verlag erschienenes Debüt „Wir haben Raketen geangelt“ ging durch die Decke. Zumindest nach den Maßstäben des Betriebs, der genau weiß, wie schwierig es meistens ist, Debüts zu lancieren. Bei Köhler, 1974 in Hamburg geboren, war das kein Problem.
Ihre Erzählungen handeln von einer in der Einöde Amerikas gestrandeten Frau, die von einem Indianer gerettet wird. Von der Angehörigen einer Bespaßungsdivision auf einem Kreuzfahrtschiff. Vom Zurückkommen. Vom Weggehen. Vom Mehr-sein-Wollen. Vom Immer-weniger-Werden. Von Abschiedsschmerz. Von Liebesschmerz. Viel von jungen Leuten, weniger von älteren. Nicht alle der Geschichten in „Wir haben Raketen geangelt“ sind gelungen, aber Frische und Unverbrauchtheit der jungen deutschsprachigen Gegenwartsliteratur repräsentiert Köhler dieser Tage idealtypisch.
Und deswegen hat Literaturveranstalter Jochen Brachmann die Autorin jetzt in seinen literarischen Salon „Seitensturm“ eingeladen. Der wird immer im Ernst Deutsch Theater geöffnet und ist als Bühne für Talente längst etabliert. Schönster Teil der Veranstaltungen ist stets das Gespräch nach den Lesungen – es sind immer zwei Autoren zu Gast, und beide stellen sich nach dem Leseteil den Fragen literaturkundiger Gäste. Neben Köhler ist im ersten 2015er-Seitensturm der Frankfurter Florian Wacker dabei. Auch er hat einen Hamburg-Bezug: Sein Erzählungsband „Albuquerque“ erschien im Altonaer Mairisch-Verlag und handelt unter anderem von einem Jungen, der die genialste Arschbombe aller Zeiten ins große Becken des Freibads setzt, danach aber spurlos verschwindet. Muss man gelesen haben.
„Seitensturm“ mit Karen Köhler und Florian Wacker Mo 2.2., 19.30, Ernst Deutsch Theater (U Mundsburg), Friedrich-Schütter-Platz 1. Tickets 12,-, ermäßigt 8,-