Hamburg. Deutschlands größtes Privattheater lässt 2015/16 Hubertus Meyer-Burckhardt inszenieren und zeigt Ildikó von Kürthy.

Die große und tiefe Bühne des Ernst Deutsch Theaters zieren ein hohes Stahlgerüst und viel schwarzer Sand – Kulisse für „Iphigenie“ nach Goethe. Doch an Deutschlands größtem Privattheater ist längst nicht alles so dramatisch wie in der aktuellen Produktion. „Übermut & Leichtsinn“ lautet das Motto für die Spielzeit 2015/16, deren Programm Isabella Vértes-Schütter und ihr Team auf jener Bühne am Mittwoch vorstellten.

Es sind prominente, auch überraschende Namen, mit denen die Intendantin aufwarten konnte. So wird Hubertus Meyer-Burckhardt, bisher als Gastgeber der „NDR Talk Show“ und TV-Produzent bekannt, erstmals im Ernst Deutsch Theater inszenieren. Meyer-Burckhardt, vor mehr als 30 Jahren unter Boy Gobert Regieassistent am Berliner Schiller Theater, führt vom 26. November an Regie in Alan Ayckbourns Liebeskomödie „Halbe Wahrheiten“. „Theater ist immer ein Risiko“, sagte Vértes-Schütter angesprochen auf die Wahl des Regisseurs, an der Mundsburg schon mit seinen Talk-Reihen „Soundtrack“ sowie „Frau Müller und Herr Meyer“ präsent.

Wie Meyer-Burckhardt ist Ildikó von Kürthy in Hamburg zu Hause. Die Bestsellerautorin („Mondscheintarif“) hat ihr erstes Theaterstück fertiggestellt. Die Komödie „Liebeslügen“ wird am 17. März 2016 uraufgeführt, „toll geschrieben mit wunderbaren komödiantischen Dialogen“, meint Vértes-Schütter. Kürthys Plot von drei Freundinnen, die sich über Männer, Kinder, Eheprobleme und das Single-Dasein auslassen, spielen Jasmin Wagner, Caroline Kiesewetter und Anke Fiedler. Was zwischen diesen Stücken liegt, ist noch offen. Die Intendantin: „Es wird auf jeden Fall ein politischer Stoff.“

Der steht auch zu Beginn der Saison 2015/16 auf dem Plan. Als deutsche Erstaufführung kommt am 27. August „Anne“ heraus. Das Stück der Niederländer Leon de Winter und Jessica Durlacher erzählt auf Basis der Gesamtausgabe des von den Nazis ermordeten jüdischen Mädchens Anne Frank, wie es mit ihr nach der Befreiung als Schriftstellerin in Paris hätte weitergehen können. Die Titelrolle spielt Kristin Suckow, in dieser Spielzeit in John von Düffels Adaption des Krebs-Buchs „Heute bin ich blond“ zu sehen. Vértes-Schütter selbst gibt Annes Mutter.

Zweite deutschsprachige Erstaufführung wird im Juni 2016 „Bette & Joan“ sein, in dem Manon Straché und Desiree Nick die Hollywood-Legenden Bette Davis und Joan Crawford verkörpern. Zuvor inszeniert Mares-Preisträgerin Mona Kraushaar Shakespeares „Der Sturm“ (Premiere: 15.10.) und Wolf-Dietrich-Sprenger Schillers „Kabale und Liebe“ (28.4. 2016).

Daneben stützt sich das Ernst Deutsch Theater, das 2013/14 zu 360 Veranstaltungen 184.000 Besucher begrüßen konnte (Auslastung: 74 Prozent), weiter auf die Jugendsparte „plattform“, Kinderstücke, Ballett und Poetry-Slam. Auch die biografische Produktion „Leben , so wie ich es mag“ über und mit Volker Lechtenbrink wird vom 1. bis 9. Oktober wieder aufgenommen. Sie war, neben dem Weihnachtsmärchen, bisher mit 97 Prozent der Renner der laufenden Spielzeit.