Hamburg. Das norddeutsche Unikat Peter Heinrich Brix feiert am Mittwoch seinen 60. Geburtstag, der NDR gratuliert mit einem langen Fernsehabend.

Der Mann ist zurzeit einer der führenden Repräsentanten norddeutschen Humors. Dabei ist Peter Heinrich Brix eher leise, nachdenklich, melancholisch und hat öfter mal „einen im Sinn“. Sein Humor ist trocken, und jedes zweite Wort ist eins zu viel. Zwei Serien haben ihn unvergesslich gemacht. Von 1995 bis 2010 spielte er im „Großstadtrevier“ den Lothar Krüger, bevor er den Dienst quittierte, um mehr Zeit für andere Filme zu haben. Unverzichtbar ist er seit 1997 auch in „Neues aus Büttenwarder“ als zum Philosophieren neigender Bauer Adsche Tönnsen.

In beiden Serien spielt bzw. spielte er an der Seite von Jan Fedder. Zusammen bilden sie ein Erfolgsduo à la Jack Lemmon und Walter Matthau. Am vergangenen Sonntag sah man Brix in einer ernsteren Rolle. In „Eine wie diese“ spielte er einen Vater, dessen Tochter in den 70er-Jahren Kommissarin werden will. Am heutigen Mittwoch feiert er seinen 60. Geburtstag, am Donnerstag widmet ihm der NDR einen ganzen Abend.

Hamburger Abendblatt: Sie sind einer der wenigen deutschen Schauspieler, der auch noch ausgebildeter Landwirt ist. Eigentlich fällt mir da nur noch einer ein.

Peter Heinrich Brix: Buck. Aber der hat ja nur gelernt. Ich bin staatlich geprüft und war ein bisschen länger in dem Job als er.

Interessiert Sie heute noch, was sich da so abspielt?

Brix: Ja sicher. Einmal aus der Perspektive des nicht mehr an der Basis tätigen Landwirts. Und dann kann einen Landwirtschaft ja auch gesellschaftlich interessieren. Das Problem der gesunden Nahrung ist ja im wahrsten Sinne des Wortes in aller Munde. Massentierhaltung, Antibiotika und das Ganze für 1,70 Euro. Das ist die Quadratur des Kreises. Es ist nicht möglich, das alles unter einen Hut zu kriegen. An irgendeiner Stelle müssen die Kompromisse gemacht werden. Die Einheiten werden immer größer. Das verändert die Strukturen im ländlichen Bereich enorm, und nicht immer zum Vorteil. Das Motto lautet billig, billig, billig. Wenige Discounter bestimmen den Markt.

Hatten Sie einen großen Hof?

Brix: Es ist ein Familienbetrieb. Ich habe ihn nicht verpachtet, sondern die Verantwortung in andere Hände gegeben. Dort wirtschaftet schon seit 25 Jahren ein Meister.

Es war eine ziemlich mutige Entscheidung von Ihnen, das alles hinter sich zu lassen. Was hat Ihnen damals diesen Mut gemacht?

Brix: Nicht der Mut der Verzweiflung, aber die Alternative wäre gewesen, nicht mehr weiter zu schauspielern. Bei so einem Gedanken wird man traurig. Dann hätte man mit 65 in der Kneipe gesessen und erzählt, dass man auch etwas ganz anderes hätte machen können. Andererseits war mir auch klar, welches Risiko ich eingehe. Ich konnte das nur machen, weil ich nur für mich selbst verantwortlich war und nicht auch noch für kleine Kinder.

Hatten Sie ein Schlüsselerlebnis?

Brix: Nein, es war ein kontinuierlicher Prozess. Ich war an der Niederdeutschen Bühne in Flensburg, die damals auf hohem Niveau unterwegs war. Da hatte ich meine praktische Ausbildung. Wir haben auch Kleist und Pinter in unserem Studio-Theater gespielt, einem alten umgebauten Rumkeller. Wenn ich das mit den späteren Inszenierungen im Ernst Deutsch Theater oder im Theater im Zimmer vergleiche, stand es in der Professionalität und der Intensität dahinter nicht zurück. Sechs Jahre habe ich in Flensburg gespielt und war jeden Abend im Theater. Ich hatte aber auch den Hof, der Innovationen forderte, und zwei Lehrlinge. Irgendwann stellte ich fest: So geht es nicht mehr weiter. Ich hatte viel Glück mit der Entscheidung, die ich dann getroffen habe. Einer kam durch.

Sie haben die Erfolgsserie „Großstadt­revier“, eine sichere Bank, nach vielen Jahren hinter sich gelassen, um auch andere Rollen annehmen zu können.

Brix: Das stimmt, aber man sollte das auch nicht heroisieren. Irgendwann ist so eine Zeit mal vorbei. Das spürte man, und dann muss man auch danach handeln. Natürlich ist es auch riskant. Eigentlich bin ich ein sehr sicherheitsbewusster Mensch. Aber ab und zu muss man Entscheidungen treffen, die man nicht 180-prozentig absichern kann. Das hält einen auch am Leben, denn es ist auch wichtig, sich Raum für neue Entwicklungen zu schaffen.

Hat sich durch Ihre Rolle in der Serie Ihr Verhältnis zur Polizei verändert?

Brix: Das kann man so sagen. Wir hatten dort immer richtige Polizisten als Komparsen. Da kam man also automatisch in Berührung mit der Polizei. Ich bin auch nachts mal mit ihnen mitgefahren. Das hat meine Sichtweise auf ihre Arbeit nachhaltig verändert. Das ist schon ein sehr, sehr schwerer Job. Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zur Hamburger Polizei, die mich auch zum Ehrenkommissar gemacht hat.

Man assoziiert Sie in erster Linie mit humorvollen Rollen. Stört Sie das?

Brix: Ich versuche, mein Spektrum zu erweitern. Aber das geht nur Schritt für Schritt, und ich bin nicht unglücklich mit komödiantischen Rollen, wenn sie gut sind. Jeder gute Komiker kann auch ernsthafte Rollen spielen, weil die Komik aus der Tragik kommt.

Man kann nicht mit Ihnen sprechen, ohne „Neues aus Büttenwarder“ zu erwähnen. Das ist ein großer und andauernder Erfolg. Müssen die Fans Sorgen haben, dass die Serie sich dem Ende zuneigt?

Brix: Ich hoffe nicht. „Büttenwarder“ ist ein Geschenk und etwas ganz Besonderes. Gerade haben wir die Geschichte um ein neues Motiv erweitert. Es gibt dort jetzt einen Friseursalon. Das finde ich großartig. Sie sehen, dass wir dort perspektivisch arbeiten.

Sie tauchen demnächst auch im Miniatur-Wunderland als kleine Figur auf. Fühlen Sie sich schon museal?

Brix: Das Miniatur-Wunderland ist nicht museal. Da sind wir doch auf Augenhöhe mit der Elbphilharmonie. Wenn man dort stattfindet, ist man wichtig. Deshalb haben sie uns da etwas hin gebaut. Es ist alles mit einem kleinen Augenzwinkern. Es zeigt aber auch, dass Büttenwarder immer mehr ins Bewusstsein der Bevölkerung einsickert.

Zusammen mit Jan Fedder bilden Sie ein ganz besonderes Duo. Haben Sie da schon alle Möglichkeiten ausgereizt?

Brix: Das liegt ja nicht nur an uns. Wir ergänzen uns ganz gut, sind schon lange unterwegs, aber immer noch zu allen Schandtaten bereit.

Ist der 60. Geburtstag für Sie ein Tag wie jeder andere, oder haben Sie Vorsätze?

Brix: Ich mache Vorsätze nicht an Daten fest. Das muss schon etwas anders verankert sein. Aber 60 ist schon eine Hausnummer, das muss ich zugeben.

Ein Abend für Peter Heinrich Brix,
Do ab 20.15 Uhr, NDR