Hamburg. Peter Heinrich Brix, beliebt dank Serien wie „Großstadtrevier“, feiert 60. Geburtstag. Seine Erdverbundenheit macht ihn erfolgreich.

60? „Das ist schon ‘ne Hausnummer“, sagt Peter Heinrich Brix in seiner knorrigen Art, „aber so ist es eben“. Kein Zweifel: Der Schauspieler, seit gut zwei Jahrzehnten beim Fernsehpublikum in einschlägigen Rollen („Großstadtrevier“, „Neues aus Büttenwarder“) äußerst beliebt, ist auch privat unverkennbar norddeutsch. Zurückhaltend und doch irgendwie herzlich, pragmatisch und bedächtig, dabei zum Glück redefreudiger als in manch seiner TV-Parts. Den runden Geburtstag feiert er am Mittwoch (13. Mai) „in kleinstem Rahmen“. Tags drauf widmet ihm sein Heimatsender, der Norddeutsche Rundfunk (NDR), einen TV-Themenabend (14. Mai/ab 20.15).

Als Bauernsohn bei Flensburg wuchs Brix auf, erst spät gab er die Verantwortung für seinen Hof in andere Hände. Von den Buntschwarzen führte ihn sein Weg hin zu Bühne und Bildschirm. Einen ersten Kurzauftritt hatte der staatlich geprüfte Landwirt 1983 auf einem Feuerwehrfest seines Dorfs. Da war es um den bis dato eher angepassten Hobby-Fußballer geschehen. „Ich merkte, es gibt etwas, was ich auch noch ausdrücken kann“, erinnert sich der Volksschauspieler, „ich wollte einfach spielen, spielen, spielen.“

Bald verkörperte er neben seiner Arbeit zwischen Feld und Schweinemast Figuren von Brecht, Kleist oder auch Pinter auf der Niederdeutschen Bühne Flensburg – in einem alten Rumkeller, aber auch im Großen Haus des Stadttheaters. Früh spürte Brix („ich bin auch gern allein“), dass er besonders mit seiner humoristischen Art bei den Zuschauern ankam. „Humorvoll war ich eigentlich immer gewesen“, meint er, „als Kind immer der Kleinste, aber nicht der Schlauste, konnte ich damit viel kompensieren.“

„Ich bin wohl bauernschlau“

Nach sechs Jahren bei den plattdeutschen Laien war für ihn diese Phase durch. Im Alter von 34 fasste das Nordlicht einen Entschluss – „einen kühnen“, wie es seine spätere Schauspiellehrerin, die legendäre Annemarie Marks-Rocke, nannte: Er übergab den Familienhof einem Meister und ging nach Hamburg – ausgerüstet mit dem eisernen Willen, Profi zu werden. Und mit der Bodenhaftung, die ihm das Leben auf dem Land mitgegeben hat.

Beides ließ den nicht mehr ganz jungen Nachwuchsmimen auch dann nicht umkippen, als er anfangs immer mal wieder von Kollegen belächelt wurde. Und als sich mit Engagements am privaten Ernst-Deutsch-Theater erste Erfolge einstellten, erst recht. „Schauspieler haben leichtes Gepäck, nicht viele Sicherheiten - für weniger stabile Naturen kann das schon gefährlich werden“, so Brix. Alles erst einmal gründlich zu überdenken – auch das sei etwas, was er von seiner Herkunft gelernt habe.

„Ich bin wohl bauernschlau“, sinniert er, „manchmal auch ein alter Schweinehändler. Das bewährt sich etwa beim Aushandeln der Gagen. Es ist ja immer die Frage, wie man so etwas macht.“ Wenn bei solchen Worten ein Lächeln über sein kantiges Gesicht huscht, wirkt Brix besonders sympathisch.

Fahrrad fahren und Holz sägen

Zum Publikumsliebling avancierte er ab 1993 als Lothar Krüger in der Kult-Krimiserie „Großstadtrevier“. Im Mai 2009 ernannte ihn die Hamburger Polizei zum Ehrenkommissar. Erst nach der 23. Staffel löste der Darsteller 2010 seinen Vertrag, um frei für Neues zu sein. Ebenfalls an der Seite seines Kollegen Jan Fedder (60) gibt Brix seit 1997 den maulfaulen Bauern „Adsche“ Tönnsen im genauso schwer kultigen „Neues aus Büttenwarder“.

Beruflich nicht stehen zu bleiben, hat für den bald 60-Jährigen nach wie vor Priorität. Er hofft verstärkt auf Rollen, die sein Spektrum um ernsthafte, auch gesellschaftlich relevante Töne erweitern. Wie in seinen Filmen „Wir machen durch bis morgen früh“ (2014) und „Eine wie diese“ (Sonntag, 10. Mai, 20.15 Uhr, ZDF). Dabei ist es Brix wichtig, seine Fähigkeiten nicht zu überschätzen: „Man weiß ja, mit wem man konkurriert, wenn man eine Hauptrolle in einem Fernsehspiel haben möchte“, sagt er schlicht.

Persönlich lässt es der Mann, der seit 1998 mit seiner Frau Angelika, einer NDR-Produktionsleiterin, verheiratet ist und in den gediegenen Hamburger Elbvororten lebt, „sutscher“ (langsamer) angehen: „Da bin ich ein furchtbar langweiliger Mensch. Ich fahre Fahrrad und säge mein eigenes Holz – das ist alles“, erklärt Brix. Knapp zieht er, wieder mal grinsend, Resümee: „Einer kam durch!“.

(dpa)