Im November treffen sich bei „Operation Ton“ Musiker, Veranstalter und Fans zu einem zweitägigen Workshop-Festival. Dabei sind auch H. P. Baxxter von Scooter und Sterne-Sänger Frank Spilker.

Hamburg Bei all den Diskussionen, inwiefern Hamburg künftig den Titel Musikstadt tragen kann, darf nicht vergessen werden, welche Angebote bereits bestehen. Welche Institutionen und Programme also jetzt bereits dafür sorgen, dass die Stadt spannend, schön und schräg klingt. Dass die Subkultur brodelt und der Mainstream gedeiht. Besonders innovativ zeigt sich dabei der Verein RockCity Hamburg, der bereits zum achten Mal zu seiner Musikerkonferenz „Operation Ton" lädt. Vom am 7. und 8. November laden die Pop-Experten um Geschäftsführerin Andrea Rothaug zur „Informations- und Inspirationsplattform für Musiker und Musikschaffende im ganzen Bundesgebiet“.

Das Besondere des Konzepts: Lebens- und Zukunftsfragen rund um die künstlerische Existenz als Musiker, aber auch als Labelbetreiber, Songtexter, Produzent und Veranstalter werden nicht schlicht in Frontalreferaten erörtert. Stattdessen sorgt ein Mix aus Workshops, Gesprächen, Performances und multimedialen Vorträgen dafür, dass die Inhalte auch wirklich ankommen, anregen und mitunter auch irritieren. Ein Festival an beiden Abenden, das für alle Musikbegeisterten offen ist, verquickt zudem die Theorie mit der Praxis. Und um das Format noch stärker in der kreativen Mitte Hamburgs zu verankern, zieht „Operation Ton" in diesem Jahr von der City ins Schanzenviertel, von den Räumen des Westwerk an der Admiralitätsstraße ins Haus 73 am Schulterblatt.

Welche Relevanz diese etwas andere Konferenz mittlerweile hat, zeigt nicht nur die Tatsache, dass Kultursenatorin Barbara Kisseler die Eröffnungsworte sprechen wird, sondern vor allem die Liste der rund 20 renommierten Redner. Allesamt Querdenker und Crossover-Macher, die ihr Wissen aus Musik-Branche und -Szene weiter geben. Vom Live-Geschäft bis zur digitalen Vermarktung. Prominentester Gast auf dem Podium ist in diesem Jahr gewiss der Hamburger H.P. Baxxter, der mit „The Fifth Chapter“, dem neuen Album seiner Band Scooter, gerade in den Top Ten eingestiegen ist. Der Techno-Rufer trifft auf Sterne-Sänger Frank Spilker. Es dürfte ein interessantes Gespräch werden, stehen doch beide für einen ganz eigenen Umgang mit der deutschen Sprache im Pop. Und bestimmt kann Baxxter zudem sachdienliche Hinweise geben, wie sich eine künstlerische Laufbahn so gestalten lässt, dass die Miete (und mehr) dabei heraus springt.

Vernünftige Proberaum-Musik aufnehmen, die dann alle gleich geil finden

Vielversprechend klingt auch das Panel „Die Stadt als Fabrik“. Unter dem Titel „Musiklabore & Milieubildung“ tauscht sich Kampnagel-Intendantin Amelie Deuflhard unter anderem mit dem Künstler Christoph Schäfer über musikalische Stadtentwicklung aus.

„Wie mach ich vernünftige Proberaum-Aufnahmen, die dann auch direkt alle geil finden?“ Unter dieser expliziten Fragestellung bietet Produzent Moses Schneider, der bereits höchst erfolgreich mit Künstlern wie den Beatsteaks und Tocotronic gearbeitet hat, einen Workshop und einen Vortrag an. Insidertipps liefert ebenfalls der Konzertagent Berthold Seliger, der über „Bands, Brands und Sponsoring“ reden wird. Und Singer-Songwriterin Michelle Leonard, deren Musik unter anderem aus dem Soundtrack zu „Zweiohrküken“ bekannt ist, spricht über geschicktes Netzwerken. Die Musikerin, die bei Universal unter Vertrag ist, ist regelrechter „Operation Ton"-Fan: „Die Atmosphäre ist entspannt und produktiv, die Redner kommen auf den Punkt und sind inspirierend, die Liebe zum Detail ist groß, das Essen viel zu lecker, der Umgang liebevoll“, sagt sie.

Und wenn dann an den Abenden Acts wie Der Ringer, Captain Gips, Schnipo Schranke und Trouble Orchestra zu Konzerten von Avantgarde bis Hip-Hop laden, dann könnte das erklärte Ziel der Konferenz durchaus erreicht werden: „,Operation Ton’ will Mut zum eigenwilligen Musizieren machen.“

Operation Ton Fr 7.11. + Sa 8.11., jew. ab 11.30, Haus 73, Schulterblatt 73, Infos: operationton.de