„Stell die Weichen“ heißt ein Folksong der Band Game Ove & die Spielfiguren. Zu finden ist die Nummer auf der neuen Doppel-CD „Krach + Getöse“, die die Gewinnerbands des gleichnamigen Hamburger Popförderprogramms versammelt. Und dieses Lied, wie es da sachte startet und sich dann ins Wütende bis Euphorische steigert, fasst den Geist dieses Hamburger Musikerpreises bestens zusammen.
Seit fünf Jahren stellt der Verein RockCity Hamburg gemeinsam mit der Haspa Musik Stiftung tatsächlich ganz gehörig die Weichen für den Nachwuchs aus der Region. Unterwegs waren die Musiker alle schon, als sie sich bewarben. Sie hatten angefangen Songs zu schreiben und um ihre künstlerische Identität zu ringen, sie hatten Konzerte gespielt und bereits das ein oder andere Fan-Herz gewonnen. Doch wie den langen Atem halten – im Proberaum, in der Branche? Wen fragen, wenn es schwierig wird? Wie seine ganze eigene Pop-Persönlichkeit erstrahlen lassen?
„Krach + Getöse“ bringt jedes Jahr fünf Popacts mit Experten für Workshops und Coachings zusammen, darunter Komponisten, Textdichter und Produzenten. Das Projekt vermittelt die Musiker an Clubs wie das Nachtasyl und Kampnagel, an Veranstaltungen wie das Dockville- und das Reeperbahn-Festival, an Studios wie das Clouds Hill und an Agenturen wie Factory 92. All diese Profis stellen die Signale im Laufe des zwölfmonatigen Programms so, dass die Künstler Fahrt aufnehmen können und nicht ungebremst aufs nächst beste Abstellgleis brettern. Ein Know-how, das mehr wiegt als der Pokal und das Preisgeld von je 1200 Euro, das die Auserwählten ebenfalls erhalten.
Im Knust wird also an diesem Donnerstag nicht nur die Jubiläums-Werkschau gefeiert, sondern vor allem fünf Jahre Herzblut-Engagement. Live bringen ganze sieben Bands aus dem „Krach+Getöse“-Pool ein Ständchen, darunter auch die bereits erwähnten Game Ove & die Spielfiguren. Das Quartett Tonbandgerät wiederum hat mit seinem inoffiziellen Schlachtruf „Irgendwie anders“ bewiesen, dass Popmusik lebensklug und eingängig sein kann, ohne sich dem Mainstream anzubiedern. Gleiches gilt für The Dashwoods, die mit ihren griffigen Indiepopsongs an eindringlichem Gesang melancholische bis schwelgerische Musikmomente erschaffen.
Ein Astronaut alias Eike Swoboda betört mit transparent schimmernden Electro-Kompositionen. Das Duo Parasite Single greift den stilistischen Faden auf und umgarnt den Hörer mit geheimnisvoll anmutenden Melodien. Die Combo Pool, die bereits beim renommierten Festival SX/SW in Texas zu Gast war, verspricht höchste Tanzbarkeit mit viel Groove, den sie in elegante wie komplexe Popsongs gießen. Und auch die Formation Memoriez dürfte mit ihrer Melange von Rock über Jazz bis Funk für verstärkte Aktion unter der Discokugel sorgen.
Auch in diesem Jahr können sich Musiker und Bands aus Hamburg und Umgebung, die mindestens 18 Jahre alt sind, wieder für „Krach + Getöse“ bewerben. Noch bis zum 17. März können sie sich mit Hörbeispielen und kurzer Vita unter www.krachundgetoese.de anmelden. Zusätzlich nominieren 50 Musikexperten aus Hamburg ihre Newcomer. Im Anschluss wählt dann eine Jury die fünf Acts aus, die 2014 ihrer Karriere einen qualitativen Schubs verleihen dürfen. Zu den Entscheidern zählen in diesem Jahr der Musiker und Produzent Matthias Arfmann, die Musikerinnen Anna Depenbusch und Regy Clasen, die Produzentin Melbeatz sowie die Musiker Dirk Darmstaedter, Frehn Havel und Nico Cham von der Band Fuck Art, Let’s Dance.
Diese Experten sorgen dann wohl auch für jenen frischen Wind an Motivation, wie Game Ove ihn besingt: „Ich weiß, es dauert seine Zeit / aber reiß die Läden auf, / denn ich fühle mich bereit“.
Krach + Getöse Do. 20.2., 20 Uhr, Kunst, Feldstraße 66, Eintritt 10 Euro an der Abendkasse.