Chefredakteur Kai Gniffke räumt aber ein, dass man soziale Netzwerke wie Facebook und Blogs nutzt, um Trends aufzuspüren. Der Rundfunkbeitrag kann wegen Milliarden-Einnahmen sinken.

Berlin/Hamburg. Chefredakteur Kai Gniffke sieht die „Tagesschau“-Redakteure in der ARD gegenüber Nachrichtenjournalisten in Privatsendern im Vorteil. „Wir werden öffentlich alimentiert“. Die „Tageschau“ müsse nicht „auf Teufel komm raus Quote machen“, sagte Gniffke in Berlin bei einer Diskussionsveranstaltung zu Trends im Nachrichtenjournalismus. Damit sei man in „einer wundervollen Rolle“, denn trotzdem hätten die ARD-Sendungen gute Quoten.

Allerdings dürfe sich auch die ARD aktuellen Entwicklungen nicht verschließen und nutze in zunehmendem Maße Quellen wie soziale Netzwerke und Blogs im Internet. Soziale Netzwerke würden unter anderem ausgewertet, um festzustellen, welche Ereignisse Gesprächsthema bei den Menschen sind. Informationen aus dem Internet würden allerdings sorgfältig geprüft , bevor sie weiterverbreitet werden. „Bei anderen sitzt der Colt etwas lockerer“, sagte der ARD-aktuell-Chefredakteur.

Cherno Jobatey, Herausgeber der deutschen Ausgabe des Internetportals „Huffington Post“, warf den öffentlich-rechtlichen Sendern vor, junge Menschen nicht mehr zu erreichen. „Die Mehrheit der Bevölkerung geht weg von den klassischen Medien“, sagte der ehemalige Moderator des ZDF-„Morgenmagazins“: „So wie Nachrichten früher verkauft wurden, funktioniert es nicht mehr.“

Die „Huffington Post“ bemühe sich, „ein bisschen gegen den Strom zu schwimmen“, sagte Jobatey. Jeder sei zum Mitmachen eingeladen. Die am 10. Oktober in Deutschland gestartete „HuffPo“ ist sowohl Nachrichtenseite als auch Plattform für Meinungsbeiträge und Blogs. Jobatey nannte keine Zugriffszahlen auf das Portal. Seriöse Daten lägen erst im Januar vor. Allerdings sei man mit der Resonanz bislang „extrem zufrieden“.

Derweil wurde bekannt, dass der Rundfunkbeitrag zum ersten Mal in der Geschichte der gebührenfinanzierten Sendeanstalten in Deutschland deutlich sinken könnte. Die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) gehe davon aus, „dass es zu einer Absenkung des Beitrags von 17,98 Euro kommen kann“, sagte der KEF-Vorsitzende Heinz Fischer-Heidlberger, der „Süddeutschen Zeitung“. „In welchem Umfang wir dies vorschlagen können, wissen wir erst, wenn der Kommission neue Berechnungen der Anstalten vorliegen und diese geprüft sind.“

Zuvor hatten die Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz und Sachsen, Malu Dreyer (SPD) und Stanislaw Tillich (CDU) eine Senkung des Beitrags ins Gespräch gebracht. Sie hatten darauf verwiesen, dass die Umstellung des Beitrags zu Jahresbeginn den öffentlich-rechtlichen Sendern fast eine Milliarde Euro Mehreinnahmen eingebracht haben könnte.