ZDF-Unterhaltungschef spricht über Änderungen bei „Wetten, dass ..?“ und warum Moderator Markus Lanz nicht zur Debatte steht. Helene Fischer, Cher und Harrison Ford kommen zur Show am Sonnabend.

Der Klassiker „Wetten, dass..?“ sollte umgekrempelt werden. So hatte es das ZDF nach dem Quoten-Desaster auf Mallorca und der massiven Kritik an Moderator Markus Lanz angekündigt. Entsprechend gespannt fiebern Fans jetzt dem Sonnabend entgegen, der ersten Ausgabe der Show nach der Sommerpause (20.15 Uhr). Ein Gespräch mit ZDF-Unterhaltungschef Oliver Fuchs.

Hamburger Abendblatt: Herr Fuchs, die erste „Wetten, dass..?“-Ausgabe nach der Sommerpause punktet mit A-Prominenz. Was hat Rambo alias Sylvester Stallone, was Markus Lanz nicht hat?
Oliver Fuchs: Das ist mal eine interessante Frage. Er hat mehr Muskeln – und er spricht besser Englisch.

Nach dem Flop mit der Mallorca-Ausgabe fokussierte sich die Kritik sehr auf seine Person. Teilen Sie diese Kritik?
Fuchs: Als Aushängeschild einer Sendung muss der Moderator alles einstecken. Ich finde das unfair ihm gegenüber.

Dann zeichnet es also einen guten Entertainer aus, dass er, wie in der Mallorca-Ausgabe geschehen, Prominente auffordert, sich Eiswürfel in die Hose zu kippen?
Fuchs: Nein, da gebe ich Ihnen recht. Da haben wir überzogen. Und Markus ist dann der Leidtragende, weil er das mitgemacht hat. Aber ich weiß, dass er das genauso kritisch sieht wie wir.

Der Berlin-Korrespondent der „New York Times“ hat geschrieben, die Show sei ein Symbol für den Niedergang deutscher Fernsehkultur. Krümmt man sich da als ZDF-Unterhaltungschef nicht vor Schmerzen?
Fuchs: (lacht) Nein, ich gehe mal davon aus, dass das der Kommentar eines einzelnen Journalisten war.

Aber 50 Prozent Quotenschwund können Sie doch nicht wegdiskutieren.
Fuchs: Es ist tatsächlich so, dass die Mallorca-Ausgabe in absoluten Zahlen die schwächste war. Das Erstaunliche aber ist, dass die Sendung mit 28,4 Prozent Marktanteil die erfolgreichste Sendung seit Dezember war, auch in der jungen Zielgruppe.

Gut, aber schätzungsweise jeder Zehnte hat hinterher bei Facebook darüber gelästert.
Fuchs: Die Prozesse dort sind geprägt von Lästereien. Das ist ein weit verbreitetes Hobby.

Das heißt, die Zuschauer sind die Bösen – und das ZDF hat alles richtig gemacht?
Fuchs: Nein. Wir haben uns in der Gästeauswahl vielleicht zu sehr am Privatfernsehen orientiert. Die hatte nicht diesen Glanz, den man von dieser Sendung erwarten darf.

War das aus der Not geboren, weil viele A-Promis die Show schon meiden?
Fuchs: Nein, für die nächste Ausgabe haben wir ja neben Sylvester Stallone, auch Harrison Ford, Cher, und Helene Fischer bekommen. Das widerspricht Ihrer Theorie.

Vor Ihrem Start beim ZDF haben Sie als Geschäftsführer von Eyeworks erfolgreiche Formate fürs Privatfernsehen wie „Schwiegertochter gesucht“ verantwortet. Woher wissen Sie, wie der „Wetten, dass..?“-Zuschauer tickt?
Fuchs: Mit Eyeworks haben wir Formate wie den „IQ-Test“ kreiert, die Ältere und Jüngere abgeholt haben. Insofern unterscheidet sich das gar nicht so groß.

Die Wetten blieben von der letzen Reform verschont. Das ZDF hat das Format drumherum verjüngt. Warum hat das nicht funktioniert?
Fuchs: An den Rändern wurde ein bisschen zu viel gefeilt. Nehmen Sie die rotierende Couch. Die Gefahr war immer, dass man die Couch irgendwo hindreht, wo die Ansprache zum Publikum nicht funktionierte. Wir werden das jetzt vorsichtiger einsetzen …

Was wird jetzt anders?
Fuchs: Ich glaube an den Formatkern. Was Frank Elstner vor 32 Jahren entwickelt hat, war richtig und gut. Es lief ja auch schon in China, und derzeit verhandeln wir in Amerika mit neuen Partnern. Den Kern können Sie nicht verändern. Sie können nur ein bisschen an den Stellschrauben drehen.

Und warum fällt die Lanz-Challenge weg?
Fuchs: Da tut mir Markus schon fast leid. Der Kerl ist verdammt sportlich. Und er sieht gut aus. Die Lanz-Challenges hat er fast ausnahmslos gewonnen. Da kommt fast Neid auf.

Und was wird sonst noch neu?
Fuchs: Wir werden die Couch ein bisschen wärmer machen, wir werden die Farbigkeit ein bisschen ändern.

Das heißt: Alles zurück auf Los?
Fuchs: Ich gehe davon aus, dass das Konzept der Sendung stark genug ist, aber im Detail ordentlicher gearbeitet werden muss.

Aber die Personalie Lanz steht nicht zur Debatte?
Fuchs: Nein, ich glaube an seine Kraft und an seinen Mut. Er war der Einzige, der sich getraut hat, diese Sendung zu übernehmen. Nach den ganzen Watschen stellt er sich trotzdem. Ich finde, das muss belohnt werden.

Und was ist, wenn die Quote weiter sinkt?
Fuchs: Ich werde mich hüten, eine Zahl zu nennen. Wir wollen weiterhin die erfolgreichste Sendung im deutschen Fernsehen bleiben. Einzelne Ausrutscher wären nicht so schlimm.

Warten Sie das Echo auf die nächste Ausgabe ab. Wie lange wird es die Show noch geben?
Fuchs: Ich gehe davon aus, dass es das Format noch lange geben wird.