Das historische Quotentief des Sommerspecials von „Wetten, dass..?“ auf Mallorca war dem Dienstleister media control sogar eine Sonderanalyse wert. Demnach schalteten überaus viele männliche Zuschauer ab.

Hamburg/Baden-Baden. Während die Debatte um den vermeintlichen Niedergang der ZDF-Unterhaltungsshow „Wetten, dass..?“ größtenteils auf emotionaler Ebene geführt wird, ist der sinkende Zuspruch beim Fernsehpublikum längst messbar. Die erste Sommerausgabe unter Moderator Markus Lanz hatte mit 6,74 Millionen Zuschauern bekanntlich den niedrigsten Einschaltwert seit Bestehen von „Wetten, dass..?“.

Wie media control ermittelte, lag die Reichweite der Mallorca-Ausgabe um fast 50 Prozent niedriger als beim Sommerspecial mit Moderator Thomas Gottschalk vor zwei Jahren, das rund 12,44 Millionen TV-Zuschauer interessierte. Das historische Quotentief war dem Mediendienstleister jetzt sogar eine Sonderauswertung wert.

Demnach schalteten laut media control vor allem junge Männer verstärkt ab. Zappten bei Gottschalk Mitte Juni 2011 noch 160.000 14- bis 19-Jährige rein, so waren jetzt nur noch 50.000 Jüngere dabei - ein Minus von 70 Prozent. Die zweitgrößten Verluste habe es ebenfalls bei den Männern in der Altersgruppe 30 bis 39 Jahre gegeben. 210.000 statt 570.000 Zuschauer bedeuten einen Rückgang um 64 Prozent.

Auch insgesamt kehren die Männer ab 14 Jahre (minus 47 Prozent) dem Showklassiker eher den Rücken zu als die Frauen (minus 44 Prozent). Erwachsene ab 65 Jahre (minus 37 Prozent) halten „Wetten, dass..?“ noch am ehesten die Treue, wobei sich der Zuschauerschwund (über 1,5 Millionen) aufgrund der Gruppengröße hier am deutlichsten auswirkt.

ZDF verzichtet 2014 auf Mallorca-Special

Am Montag hatte das ZDF verkündet, im nächsten Jahr auf ein Mallorca-Special von „Wetten, dass..?“ zu verzichten. Grund dafür sei allerdings nicht das schlechte Abschneiden der Lanz-Show vom Sonnabend, sondern die Fußball-WM 2014. Unterhaltungschef Oliver Fuchs gab als Begründung das Fußballturnier in Brasilien an, das vom 13. Juni bis 13. Juli stattfindet.

Den neuen Minusrekord bewertete Fuchs wie folgt: „Saisonale Schwankungen, insgesamt geringere Sehbeteiligungen im Sommer oder sommerliches Wetter wie am Samstag machen die Quotendiskussion schwierig“, sagte er. „28,4 Prozent Marktanteil für das Mallorca-Special sind trotz der geringeren Gesamtzuschauerzahl ein sehr guter Wert.“ Der Marktanteil sei so gut ausgefallen wie seit der dritten „Wetten, dass..?“-Show mit Lanz im Dezember nicht.

Doch das Quotentief hatte wohl auch weitere Gründe. Nicht alle Stars waren gekommen. Die Michael-Jackson-Kinder und „Baywatch“-Nixe Pamela Anderson hatten — Letztere wegen nicht erfüllter Gagenforderung - abgesagt. Als einziger internationaler Star saß der britische Schauspieler Gerard Butler auf der Mallorca-Couch, musste sich Eisklumpen in die Hose schütten und den „Erlkönig“ rezitieren.

Medien kritisieren Lanz und ZDF

„Was auf der Baleareninsel an Peinlichkeiten geboten wurde, lässt vielmehr jede Ballermannsause wie Hochkultur erscheinen“, kritisierte „Der „Tagesspiegel“ am Montag.

Das Publikum pfiff, als einer Publikums-Kandidatin eine Hawaii-Reise geschenkt wurde, obwohl sie nicht wie gefordert einen Limbo-Tanz aufs Parkett legen konnte. Die Arena buhte, obwohl „sonst eher die übertriebene Neigung besteht, auch den letzten Mist auf der Bühne toll zu finden und euphorisch zu beklatschen“, schrieb die „Süddeutsche Zeitung“. Und Lanz? Ihm sei nichts eingefallen.

„Die Welt“ sieht im „Niedergang“ von „Wetten, dass...?“ auch ein Politikum und bezeichnete es als „skandalös, dass ein öffentlich-rechtlicher Sender einen solchen Absturz zu einer Zeit zulässt, da die gesamte Nation zu einer Art Abgabensteuer in Form des Zwangsbeitrags für die öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten verdonnert wird.

Der „Münchner Merkur“ sah „Wettpaten, die fast ausschließlich aus dem Privatfernsehen rekrutiert werden, flache Witze und ein Moderator, der immer kindischer zu werden scheint – gute Familienunterhaltung schaut anders aus“. Das ZDF rede „in bester Politikerrhetorik die maue Quote schön.“

„Bild.de“ suchte unterdessen schon nach einem Lanz-Nachfolger und brachte ProSieben-Entertainer Stefan Raab ins Spiel, der auch unter den Gästen saß und mit ziemlich lockeren Sprüchen auffiel.

Derweil hat sich Lanz-Vorgänger Gottschalk, der als Reaktion auf die aktuelle Showausgabe von vielen Zuschauern zurückgefordert wird, für zwei Jahre exklusiv mit dem Privatsender RTL über neue Showprojekte geeinigt. Das ZDF plant seinerseits unbeirrt weiter: Am 5. Oktober wird Lanz in Bremen mit seiner zweiten „Wetten, dass..?“-Staffel starten. Im November geht's nach Halle (Saale), im Dezember nach Augsburg.