TV-Allzweckwaffe Markus Lanz steht vor einem großen Jubiläum. Im Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt gewährt der 44-Jährige Einblicke in sein Privatleben - und spricht auch über Ängste.
Hamburg. Der Mann ist omnipräsent: Am Sonnabend moderiert TV-Allzweckwaffe Markus Lanz (44) seine erste Sommerausgabe von „Wetten, dass..?“ live aus Palma de Mallorca. Es ist bereits sein siebter Einsatz in der großen Unterhaltungsshow. Wenige Tage später, am 19. Juni (23.15 Uhr), liefert er die 500. Folge seines erfolgreichen ZDF-Talkformats „Markus Lanz“. Was treibt den charmanten Südtiroler an, der 1992 seine Medien-Laufbahn mit einem Volontariat bei Radio Hamburg begann? Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider traf den Moderator anlässlich der bevorstehenden Jubiläums-Talkshow und erfuhr vieles über den Menschen hinter dem TV-Gesicht.
Markus Lanz über seine Karriere: „Ich habe mich eigentlich immer als Reporter verstanden. Das ist es auch, was ich im Ausland sage, wenn Leute mich fragen, was ich beruflich mache. Mich reizt es bis heute, Dinge als erster zu erfahren, vor allem: Sie selbst zu sehen und mir ein Bild zu machen. Ich wollte immer schon wissen, was hinter der nächsten Kurve kommt. Daher kam auch der Drang, nach Grönland zu gehen, nach Äthiopien oder in die Mongolei.“
Lanz über Sehnsucht nach Wahrheit: „Wenn man sich die Mühe macht und mal ein bisschen genauer hinguckt – also nicht nur schnell meinen Namen googelt, sondern vielleicht mal einen Text liest, den ich geschrieben habe, oder die Fotos betrachtet, die ich gemacht habe – dann stellt man möglicherweise fest, dass es in meinem Leben ein paar Dinge gibt, die mir sehr wichtig sind, und die ich gerade deshalb nicht an die große Glocke hänge. Es ist doch so: Je wahnsinniger alles wird, je größer auch die öffentliche Präsenz wird – und zwar die, die nun einmal zu meinem Beruf gehört, aber auch die, die einfach über einen hereinbricht und die sehr, sehr aufgeblasen und künstlich ist -, desto größer wird die Sehnsucht nach einer gewissen Wahrhaftigkeit.“
Welchen Menschen hat Markus Lanz am meisten zu verdanken? „Ich nehme jetzt mal Menschen aus den Medien wie Klaus Ebert, den ehemaligen Chef von RTL Nord hier in Hamburg, und mir wichtige Menschen beim ZDF, von denen es einige gibt, aber auch Menschen wie Markus Heidemanns, meinen Redaktionsleiter, der bis eine Minute vor Sendungsbeginn wie besessen um das beste Ergebnis kämpft, an dieser Stelle bewusst aus, weil es sich von selbst versteht, dass ich denen sehr viel verdanke. Abgesehen von denen also: mein alter Deutschlehrer und meine Mutter, die mir einfach immer vertraut hat und mich machen ließ.
Ist ein Leben ein Leben ohne Fernsehen denkbar? „Wenn es morgen vorbei wäre, dann würde ich etwas anderes tun. Und zwar mit Haut und Haaren.“ Die Vorstellung, einfach vom Bildschirm zu verschwinden, „empfinde ich als schöne Vorstellung. Einfach weg, so wie: verschwunden in einer Gletscherspalte. Ich habe manchmal einen Albtraum: Wir landen alle auf einem Fernseh-Campingplatz bei Köln, und da wohnen wir dann alle gemeinsam: ehemalige Big-Brother-Kandidaten, Dschungelkönige und Talkmaster. Und Gunther Gabriel ist der Hausmeister, der aufpasst, dass keiner abhaut... Im Ernst: Ja, ich schließe für mich aus, mit 60 noch in einem Fernsehstudio zu sein.“
Lanz über Angst: „Ich bin ein sehr ängstlicher Mensch. Wenn du mit Jägern in Nordgrönland unterwegs bist, in der Dunkelheit der Polarnacht, und du weißt, unter dir geht es 3000 Meter in die Tiefe, und vor dir auf dem Schlitten sitzt einer, dessen Sprache du nicht sprichst, und es gibt keinen Handyempfang und keinen, der dich notfalls abholt, dann kann die nackte Panik in dir hochsteigen. Und ich bin jemand, der dazu neigt. Wenn ich von solchen Touren nach Deutschland zurückkomme, habe ich damit zu kämpfen, dass ich nachts oft wochenlang hochschrecke und panisch bin.“
Lanz über Glück: „Man muss im Leben eine Aufgabe finden, die einen wirklich mit jeder Faser seines Herzens packt. Ich glaube, neben der persönlichen Gesundheit ist es vor allem das: Das Glück, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Ich habe es so unendlich gehasst, wirklich gehasst, in prekären Verhältnissen aufzuwachsen, in denen man von anderen abhängig war. Meine Mutter musste mich und meine Geschwister allein aufziehen, wir hatten nach dem Tod meines Vaters hohe Schulden und hätten schnell zum Sozialfall werden können, wenn uns sehr großzügige Menschen aus meiner Verwandtschaft nicht geholfen hätten. Das hat mich sehr geprägt, und das ist bis heute auch etwas, was mich antreibt. Ich wollte da raus.“
Das komplette Interview mit Markus Lanz lesen Sie in der Sonnabend-Ausgabe des Hamburger Abendblattes.