Die berühmte Schauspielerin und Ehefrau von Regisseur Roman Polanski besucht das Hamburger Filmfest. Hier feierte Polanskis neues Werk, „Venus im Pelz“ am Sonntag Premiere.
Hamburg „Kannten Sie Sacher-Masoch?“ „Nicht persönlich.“ Schlagfertig zeigte sich Emmanuelle Seigner am Sonntag bei der Premiere von „Venus im Pelz“ im Rahmen des Filmfests im Passage-Kino. Nach dem mit viel Applaus aufgenommenen Film, den ihr Ehemann Roman Polanski inszeniert hat, beantwortete sie Fragen nach den Hintergründen. Es ging dabei auch um ihr Verhältnis zu den Thesen des 1895 gestorbenen österreichischen Schriftstellers Sacher-Masoch, dessen gleichnamige Novelle eine Vorlage für den Film war. Am Montag ist Seigner, die einer der großen Stars des diesjährigen Festivals war, wieder abgereist.
„Venus im Pelz“ erzählt von einem ungewöhnlichen Duell auf offener Bühne. Theaterregisseur Thomas (Mathieu Amalric) hat schlechte Laune. Er findet einfach nicht die richtige Darstellerin für sein neues Stück. Da schneit ungefragt Wanda (Seigner) herein, die ihm überhaupt nicht in den Kram passt. Sie ist ordinär, aufdringlich und ziemlich hemmungslos. Irgendwie schafft sie es aber doch, dass sie ihm vorspielen kann. Und aus der ersten Leseprobe entwickelt sich schon bald zwischen beiden eine fulminanter verbaler Schlagabtausch, bei dem es um Macht, Liebe und Unterwerfung geht und sich die Stimmung mehrfach dreht.
Das gefiel nicht nur dem Publikum im Frühjahr in Cannes, sondern auch dem im Passage im Herbst. Vor dem Kino hatten zahlreiche Fotografen und Fans auf die französische Schauspielerin gewartet, die geduldig Autogramme gab.
Drinnen wurde später mehrfach gelacht, besonders von den Frauen im Publikum. Kein Wunder, denn immer wieder bricht Humor durch diesen Machtkampf, und oft zieht der sich überlegen fühlende Regisseur gegenüber der Schauspielerin den Kürzeren. Auch Seigner haben komödiantischen Aspekte des Films am besten gefallen. An Wanda, die mehrere Facetten ihres Charakters präsentiert, mochte sie am liebsten ihre drastische Seite.
Roman Polanski hat zusammen mit dem Dramatiker David Ives das Drehbuch nach dessen erfolgreichen Bühnenstück geschrieben und in die Filmfassung zahlreiche Verweise auf seine früheren Filme eingebaut. Man findet Anspielungen auf „Tess“, „Tanz der Vampire“, „Der Mieter“ und „Bitter Moon“. In diesem Kammerspiel zeigt der Regisseur nach „Der Gott des Gemetzels“ wieder seine Klasse bei einem Theaterstoff im Kino. Polanskis Erfolge als Filmemacher sind zeitweise gegenüber seinem nicht eben skandalarmen Privatleben – gerade erst hat sein früheres Vergewaltigungsopfer Samantha Geimer ein Buch über ihre Erinnerungen an den Übergriff veröffentlicht – in den Hintergrund getreten.
Zwölf Jahre nach der Tat heiratete er Emmanuelle Seigner, mit der er kurz zuvor den Thriller „Frantic“ gedreht hatte. Für „Venus im Pelz“ arbeiteten sie das fünfte Mal zusammen. Polanski leistet sich in dem Film die Eitelkeit, Amalric wie eine junge Ausgabe seiner selbst aussehen zu lassen. „Ja, das stimmt“, bestätigte Seigner vor der Premiere im Gespräch mit dem Abendblatt. Die 47-Jährige war da noch schlicht mit Top und Jeans bekleidet, und war ausgesprochen uneitel, freundlich und bodenständig. Die vielseitige Künstlerin hat auch als Model gearbeitet, Theater gespielt und Musik gemacht. Gerade erst war sie acht Monate lang mit Luc Bondy und Bruno Ganz auf Theatertournee und ist voll des Lobes für den Schweizer. „Er ist sehr charmant und ein toller Schauspieler. Für seine Leistung in ‚Der Untergang’ hätte er eigentlich einen Oscar verdient gehabt. Aber von der Academy dafür ausgezeichnet zu werden, dass man Hitler so toll gespielt hat, ist wohl etwas schwierig“, sagt sie und lacht.
Mit Bela B. von den Ärzten hat Seigner das Duett „Liebe und Benzin“ eingesungen – und in Hamburg aufgenommen. In wenigen Wochen kommt ein neues Rock-Album von ihr auf den Markt. Sie hat bei einem großen Label unterschrieben.
Eitelkeit ist ein Thema, über das man gut mit ihr sprechen kann. Von allen Kunstbereichen, die sie kenne, sei die bei Schauspielern am ausgeprägtesten. „Immer wollen sie geliebt werden“, sagte sie. Ihr sei das auch lange Zeit so gegangen, aber dann war damit plötzlich Schluss. „Seitdem kann ich besser spielen“, findet Seigner, die aus einer Künstlerfamilie stammt. Wünscht sie sich für ihre gemeinsamen Kinder, Tochter Morgane und Sohn Elvis, denn bodenständigere Berufe? „Das wird wohl nicht so kommen“, glaubt sie. „Sie bewegen sich ja ständig in Künstlerkreisen. Oder glauben Sie, dass jemand, der Elvis Polanski heißt, später mal in einer Bank arbeitet?“
Auch Gisela Werler hätte wohl nicht im Traum daran gedacht, jemals in einer Bank zu arbeiten. Stattdessen überfiel sie Banken, insgesamt acht Stück an den verschiedensten Ecken Hamburg. Am Sonntagabend feiert der Gangsterfilm „Banklady“ von Christan Alvart Deutschlandpremiere auf dem Filmfest. Von Hauptdarstellerin Nadeshda Brennicke stammt die Idee, das ungewöhnliche Leben der Gisela Werler zwischen Tapetenfabrik und maskierten Überfällen auf die Leinwand zu bringen. Brennicke kam mit Regisseur Alvart (der derzeit seinen zweiten „Tatort“ mit Til Schweiger inszeniert) sowie Kollege Andreas Schmidt. Als Bankräuberin ist sie kaum wiederzuerkennen.