Bei den „Heidelberger Hochschulreden” sprach Thomas Gottschalk in freier Rede vor rund 400 Zuhörern über anspruchsvolles TV-Programm.
Heidelberg. TV-Moderator Thomas Gottschalk hat den Spagat zwischen „Supertalent“ und Uni-Dozent an der Universität Heidelberg gewagt. Im Rahmen der „Heidelberger Hochschulreden“ der Hochschule für jüdische Studien philosophierte der 62-Jährige am Mittwochabend in freier Rede vor rund 400 Zuhörern. „Lassen sich Quote und Anspruch in der heutigen Fernsehunterhaltung noch auf einen Nenner bringen?“, lautete das Thema.
Nach rund 30 Minuten unstrukturierter, aber unterhaltsamer Lebenserinnerungen und TV-Anekdoten beantwortete Gottschalk eine Stunde Fragen aus dem Publikum. Dabei gab der frühere „Wetten, dass...?“-Moderator offen zu, dass es in der Gegenwart fast unmöglich sei, mit einem qualitativ und intellektuell hochwertigem TV-Programm ein Millionen-Publikum zu erreichen. Ein Hauptgrund dafür sei die Verringerung der Aufmerksamkeitsfähigkeit.
Als Juror der RTL-Show „Das Supertalent“ versuche er nun aber zumindest, nachdenkliche Inhalte an „Menschen weiterzugeben, die sonst niemand erreicht“. Unter seiner Mitwirkung werde in der Sendung „niemand mehr vorgeführt“, sagte der Entertainer. Als „größten Irrtum in der Fernsehgeschichte“ bezeichnete er unter großem Beifall seinen volkstümlichen Moderatoren-Kollegen Florian Silbereisen.
Ironisch erwähnte der Moderator auch immer wieder seinen ZDF-Nachfolger Markus Lanz. Zu einem Fan sagte er nach der Veranstaltung aber wohlwollend: „Wenn er mit über 13 Millionen Zuschauern anfängt, wäre es völliger Unsinn gewesen, die Sendung abzusetzen. Natürlich wünsche ich dem Format viel Erfolg.“
Entspannen kann sich Gottschalk nach eigener Aussage bei den Sendungen von Günther Jauch (56). „Er erfüllt die Anforderungen eines deutschen Entertainers, weiß auf alle seine Fragen schon die Antwort und ist immer korrekt gekleidet“, sagte der Moderator. Die Einladung von Jörg Kachelmann in Jauchs ARD-Sendung am vergangenen Sonntag hätte sich Gottschalk unterdessen trotz des „saftigen Themas“ und der Traumquote von fünf Millionen Zuschauern „nicht getraut“.