Der Vorstandsvorsitzende des Verlags Gruner + Jahr, Bernd Buchholz, verlässt das Unternehmen. Julia Jäkel wurde neu in den Vorstand berufen.

Hamburg. Julia Jäkel (40) ist in den Vorstand des Verlags Gruner + Jahr berufen worden. Gemeinsam mit den beiden Vorständen Torsten-Jörn Klein und Achim Twardy soll sie die Geschäfte des Hauses führen und die Aufgaben des bisherigen Vorstandsvorsitzenden Bernd Buchholz (50) übernehmen, teilte Gruner + Jahr am Donnerstag mit. Jäkel verantwortet in ihrer neuen Position das Zeitschriften- und Digitalgeschäft des Verlags in Deutschland. Zuvor war sie Verlagsgeschäftsführerin der Verlagsgruppe „G+J Life“.

Der Bertelsmann-Vorstandschef und Aufsichtsratsvorsitzende von Gruner + Jahr, Thomas Rabe, sagte, mit Jäkel, Klein und Twardy werde der Verlag nun von einem Team erfahrener Verlagsmanager geführt. Der neu zusammengesetzte Vorstand werde gesamtverantwortlich auf die Arbeit des Vorgängers Bernd Buchholz aufbauen.

Buchholz war vergangene Woche zurückgetreten. Als Hintergrund werden Uneinigkeiten zwischen ihm und Bertelsmann, dem Hauptanteilseigner des Verlags, vermutet. Kurz vor seinem Rücktritt hatte es Berichte gegeben, dass der Bertelsmann-Konzern den Verlag komplett übernehmen möchte.

Das „Manager Magazin“ schrieb, Bertelsmann-Vorstandschef Thomas Rabe verhandele mit der Familie Jahr über einen Tausch von deren Anteil an dem Verlag in Höhe von 25,1 Prozent gegen eine Beteiligung an Bertelsmann. Bertelsmann verspreche sich durch den Eigentümerwechsel höhere Einsparmöglichkeiten und eine bessere Kontrolle im schwieriger werdenden Printgeschäft.

Bertelsmann ist mit einem Umsatz von 15,3 Milliarden Euro der größte europäische Medienkonzern. Der Zeitschriftenkonzern G+J setzte im vergangenen Jahr knapp 2,3 Milliarden Euro um.

Beim Verlag bleibt Klein den Angaben zufolge als Auslandsvorstand für die internationalen Aktivitäten verantwortlich. Twardy übernehme zusätzlich zu seinen Aufgaben als Finanzvorstand, Vorstand Druck und Beteiligungen und Leiter Corporate Services wieder die Verantwortung für den Bereich Operations.

Während Buchholz die Geschehnisse am Hamburger Baumwall künftig nur noch aus der Ferne betrachten kann, ist Jäkel die neue starke Frau am Firmensitz an der Elbe. Sie freue sich auf die Aufgabe, erklärte Jäkel. „Gruner + Jahr Deutschland steht für Marken von großer publizistischer Tradition und für eine Vielzahl junger, erfolgreicher Medienprodukte.“

Weniger gut ist die Stimmung derzeit in Teilen der Belegschaft. In einem offenen Brief drückte der Betriebsrat am Donnerstag seine Sorge über die künftige Ausrichtung des Verlagshauses aus und bat die Gesellschaftler um Stellungnahme. In dem Schreiben heißt es, dass intern angeblich über den Abbau von 400 Stellen gesprochen werde.

Das Druck- und Verlagshaus Gruner+Jahr hat nach eigenen Angaben weltweit rund 11.800 Mitarbeiter und erreicht Leser und Nutzer in mehr als 30 Ländern. (epd/dpa)