“Wissen Sie, woher Ihr Nachname kommt?“ ist Professor Jürgen Udolph häufig gestellte Frage.

Hamburg. Eigentlich ist es nur eine einzige, scheinbar banale Frage. Doch mit ihr knackt Jürgen Udolph jeden. "Wissen Sie, woher Ihr Nachname kommt und was er bedeutet?" fragt er. Und verrät dem staunenden Gegenüber kurzweilig, was man ist und woher man kommt. So würde Michael Ballack erfahren, daß sein Familienname eine sorbische Variante von Balthasar ist und schön heroisch "Gott erhalte den König" heißt. Oder Schauspielerin Cornelia Froboess, daß ihr Name "früh verdorben" bedeutet. Während Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit nach dem litauischen Wort für "junges Eichhörnchen" benannt ist.

Das Vorurteil, Namen seien zufälliges Beiwerk, widerlegt Jürgen Udolph somit schnell. Der 63jährige hat an der Universität Leipzig Deutschlands einzigen Lehrstuhl für Onomastik oder verständlicher ausgedrückt - Namensforschung. Und teilt sein Wissen und vor allem viele Anekdoten heute abend in der ZDF-Show "Deutschland deine Namen". Dazu hat Moderator Johannes B. Kerner nicht nur prominente Gäste wie Tanja Wedhorn, Uwe Ochsenknecht, Mike Krüger und Janine Kunze eingeladen. Auch Zuschauer können sich ihre ausgefallenen oder vermeintlichen Allerweltsnamen erklären lassen.

Ein Sendekonzept, das wohl schon deshalb funktionieren dürfte, weil die Onomastik Grundbedürfnisse weckt. "Jeder hat nun mal einen Namen", sagt Jürgen Udolph. "Wenn man plötzlich erfährt, was er bedeutet, ist das ein Stück Ahnenforschung. Die eigenen Wurzeln interessieren alle Menschen." Rund eine Million Familiennamen gibt es in Deutschland. Und auch wenn spontan vor allem Exoten wie Fickeis, Pinkernelle oder Eigensinn spannend klingen, macht Jürgen Udolph auch den vielen Müllers, Mayers und Schmidts Hoffnung. "Unspannende Namen gibt es nicht", sagt er. "Jeder Name hat eine Geschichte."

Um die zu erfahren, führt Udolphs erster Weg zu seinem Laptop. Eine Telefonbuch-CD zeigt ihm, wie oft es den Namen deutschlandweit gibt. Mit einer zweiten CD, einer Art Spezialanfertigung, kann er dann das Hauptverbreitungsgebiet des Namens sehen. Bis die Feinarbeit in diversen Nachschlagwerken beginnt. "Doch die meisten Namen", erzählt er, "lassen sich in Minuten ergründen."

So gibt es etwa die Nachnamen, die sich wie Herrmann oder Otto von Vornamen ableiten. Ebenfalls verbreitet sind Herkunftsnamen wie Brückner (für jemanden, der an einer Brücke wohnte) und natürlich Berufsnamen. Zur letzten Grupe zählt aber nicht nur der Schneider, sondern auch versteckte Berufe wie Himmelheber. So hieß früher der Mann, der bei einer Fronleichnamsprozession den Baldachin trug. Und schließlich gibt es auch Namen, die Eigenschaften beschreiben. Auch wenn Herr Schwarz heute blond ist - seine Vorfahren, da kann man sicher sein, hatten wohl einst schwarze Haare.

Manchmal muß jedoch auch ein studierter Sprachwissenschaftler wie Udolph grübeln, bevor er alle Geheimnisse der Onomastik entschlüsseln kann. "Ganz verrückt", wie er sagt, habe ihn der Name Ronellenfitsch gemacht. Bis er endlich herausfand, daß dieses Mysterium in Serbien Hranilovic heißt und einfach eingedeutscht wurde.

Dafür hatte es der Professor mit seinem eigenen Namen umso leichter, eine echte Entdeckung zu machen. Udolph geht auf die Zeit des Ostgotenkönigs Theoderich zurück und gehört mit 1600 Jahren zu den ältesten germanischen Namen überhaupt. Da sage noch einer, Namen seien nichts als Schall und Rauch.

  • Deutschland deine Namen . Heute 20.15 Uhr im ZDF.