Der Star-Moderator über seine neue Livesendung im Ersten, mögliche Gäste und den nicht vorhandenen Ersatzmann für “Wetten, dass..?“.
Berlin. "Wetten dass ..?" war gestern, vom 23. Januar an gibt es "Gottschalk live". Im Ersten. Was Programmchef Volker Herres dazu bewogen hat zu sagen, die ARD schließe ihre verlorenen Söhne gern in die Arme. Herres hat Gottschalk dann noch einen Spätheimkehrer genannt, vermutlich mit den besten Absichten, aber ohne zu merken, dass man das auch etwas hochmütig finden konnte. Erst recht angesichts der Tatsache, dass Gottschalk bereit ist, den schwierigsten Sendeplatz zu übernehmen, die blaue Stunde zwischen 19 und 20 Uhr, in der bei den Öffentlich-Rechtlichen schon vieles verpufft ist.
Wenn die Sendung nur halb so unterhaltsam wird wie die Berliner Pressekonferenz vom Freitag, dann hat die ARD demnächst ein Problem weniger. Es ging schon gut los mit Gottschalks Bemerkung, wie sparsam die ARD mit den Gebühren umgehe, könne man schon daran erkennen, dass sie nur noch gebrauchte Moderatoren anstelle. Anschließend fischte er ein Häufchen Karteikarten aus seiner Jackettasche und meinte dazu, die sei er vom ZDF gewohnt. Neu sei, dass die ARD-Redaktion sie sicherheitshalber auch noch mit Bildern versehen habe. "Irgendwann", meinte der 61-Jährige mit Blick in die erste Reihe, in der Herres mit seinen Kollegen saß, "habe ich dann nur noch Bildchen in der Hand." Der Frage nach der Quote wich Gottschalk mit der schnodderigen Bemerkung aus, man werde das eben so lange machen, "bis der eine oder andere die Schnauze voll hat". Wenn die ARD nicht mehr wolle, werde er, Gottschalk, jedenfalls nicht sagen: "Ich mach's aber trotzdem."
Die ARD wird schon wollen. Zumal die Sendung als "kostenneutral" gilt. Haribo-Gründer Hans Riegel, der den Moderator bekanntlich über alles schätzt - Gottschalk: "Der ist über achtzig, der hält mich für einen Nachwuchskünstler!" -, tritt als Sponsor auf.
Zu Struktur und Inhalt erklärte Thomas Gottschalk, er wolle sich in der "Wohlfühlhalbestunde" zwischen 19.20 und 19.50 Uhr Dingen zuwenden, die bemerkenswert seien, aber nicht wichtig genug für die "Tagesschau". "Mit einer gewissen Leichtigkeit bei schweren Themen und einer gewissen Schwere bei leichten Themen." Er sei nach wie vor davon überzeugt, dass es im Fernsehen möglich sein müsse, "etwas zwischen FAZ-Feuilleton und 'Bauer sucht Frau'" machen zu können, sagte Gottschalk. Er bezeichnete sein neues Format als kleinteilig, versprach den Zuschauern "eine gewisse journalistische Relevanz", und fügte lächelnd hinzu: "Ich werde zur Überraschung aller dann auch vorbereitet sein." Und ja, es sei ihm bewusst, dass es auch schwierige Tage geben werde. Tage, an denen eine Katastrophe alles überlagere. Aber er sei zuversichtlich, auch das zu meistern. "Ich bin", so Gottschalk "ja kein Heiterhannes."
Produziert wird "Gottschalk live" in einem ehemaligen Bankgebäude, das kurz nach der Jahrhundertwende zwischen der Staatsoper und dem Gendarmenmarkt errichtet wurde. Angesichts der eleganten und zentralen Lage wird es für Gottschalk nicht schwierig sein, Prominente abzufangen, die sich gerade in Berlin aufhalten. Das könne mal Bryan Ferry sein, mal ein Schriftsteller, mal ein Dirigent wie Zubin Mehta. Gottschalk hat sich bewusst entschieden, auf Studiopublikum zu verzichten, die Zuschauer können sich über Homepage, Facebook oder Twitter an der Sendung beteiligen. Gesendet wird immer live, die Frage, ob es personellen Ersatz für den Fall gebe, dass er mal ausfalle, verneinte Gottschalk. "Meine Frau", erklärte er zum Vergnügen der Journalisten, "hat ja auch keinen Ersatzmann, wenn ich mal nicht kann."
Thomas Gottschalk ging am Freitag auch noch einmal auf seinen Abschied von "Wetten dass ..?" ein. Er habe die Sendung geliebt, sagte er, aber jetzt freue er sich richtig auf etwas Neues. "Ich hab nichts zu verlieren", meinte er gut gelaunt, "und Zeit hab ich auch!" Geld sei jedenfalls nicht das ausschlaggebende Kriterium gewesen, zur ARD zu wechseln. "Ich hätte mit weniger Arbeit mehr verdienen können."