Der Moderator der “Tagesthemen“ agiert souverän in der Premiere des Dramas “My Life As A Terrorist“ in der Thalia-Garage in der Gaußstraße.

Hamburg. Alexander Simon braucht Geduld. Mit Verspätung stürmt TV-Nachrichtenmann Tom Buhrow in Trenchcoat mit Schirmmütze und Gitarrenkoffer in die Garage des Thalia in der Gaußstraße. Das ist nur die erste Erwartungsverzögerung an diesem Premierenabend von „My Life As A Terrorist“ nach dem Film von Alexander Oey, in Szene gesetzt von Ali M. Abdullah. In einer fingierten Bürosituation mit röchelnder Kaffeemaschine kommt es zum Gespräch.

Buhrow spielt sich selbst, das aber sehr gekonnt, text- und artikulationssicher und natürlich ohne jede Bühnenscheu. Simon aber ist der Profi, der in der Rolle des unbeholfen näselnden Terroristen Hans-Joachim Klein versucht, Antworten zu finden auf die Frage seines Gegenübers, wie er sich vom studentischen Revoluzzer der 68er-Jahre an der Seite von Joschka Fischer und Daniel Cohn-Bendit zum mordenden Stadtguerilla-Kämpfer wandelte.

Der gelernte Schlosser Klein stürmte am 21. Dezember 1975 mit fünf anderen Terroristen die OPEC-Versammlung, siebzig Minister wurden als Geiseln genommen, drei Menschen kamen ums Leben.

Mit kargen dokumentarischen Mitteln versucht sich der Abend an einer historischen Spurensuche. Inhaltlich liefert er allerdings kaum Antworten auf die Frage, wie sich bei Klein eine „Rückkehr in die Menschlichkeit“ vollzog, außer jener, dass er in einen Strudel aus Machtbeziehungen geriet, die er niemals wirklich durchschaute.

Es ist der Charme dieses ungleichen Darstellerduos, das diesen Abend trägt und zu einem performativen Ereignis werden lässt.

"My Life As A Terrorist" 21.12., 8.1.12, jew. 19 Uhr, Thalia in der Gaußstraße (Garage), Gaußstraße 190, Karten unter T. 32 81 44 44; www.thalia-theater.de