Mit Hamburg und dem Reeperbahn-Festival pflegt die sympathische schwedische Folk-Pop-Band Friska Viljor eine sehr innige Beziehung.

Docks. "Ich mache gerade die Wäsche", sagt Daniel Johansson am anderen Ende der Leitung, zu Hause im schwedischen Stockholm. Wider Erwarten raschelt sein Bart am Telefon nicht. Denn das waldschratig Zugewachsene ist längst zu einem Markenzeichen von Friska Viljor geworden. Ebenso ein fröhlich la-la-lallender Duktus. Zu schön und einfach ließ sich aber auch der Gründungsmythos immer und immer wieder erzählen: wie Johansson gemeinsam mit seinem Kumpel Joakim Sveningsson voller Liebeskummer (und Alkohol) zu musizieren begann, wie sie den munteren Folk-Bastard "Bravo!" einspielten und wie sie daraufhin beschlossen, nie wieder nüchtern ins Studio zu gehen. Die Legendenbildung, sie wurde zunächst selbst vorangetrieben, um sie in der jüngeren Vergangenheit wiederum beherzt zu demontieren.

"Dieses Bild von uns hat schon cartoonhafte Züge angenommen", erzählt Johansson. "Aber ich zum Beispiel bin mittlerweile an einem ganz anderen Punkt in meinem Leben angelangt." Der 34-Jährige ist verheiratet, das zweite Kind ist unterwegs. Und auch künstlerisch beschreitet Friska Viljor mitunter ruhigere Pfade.

Auf ihrer neuen, vierten Platte "The Beginning Of The Beginning Of The End" findet sich mit "Useless" eine getragene Nummer mit Akustikgitarren und Bläsern, die den ansonsten partywütigen, skurrilen Mix aus Ukulele, Mandoline, Keyboard und Mitgröl-Chören konterkariert. Für große Live-Shows zählt die Band sechs bis sieben Mitglieder. Doch um sich in soften Gefilden weiter auszuprobieren, treten Sveningsson und Johansson auch ab und an als Duo auf. "Aber das ist nur das eine Extrem. Jetzt ausschließlich auf diese zurückgenommene Schiene zu setzen wäre uns auch zu langweilig", erklärt der Sänger und Gitarrist.

Beim Reeperbahn-Festival dürfen sich Fans der skandinavischen Rumpelpopper also getrost auf ein euphorie- und schweißgetränktes Konzert freuen. Wie schon dreimal zuvor. Denn keine andere Combo hat bereits so häufig auf der Kiezklubsause aufgespielt. 2007 etwa, bei ihrem Auftritt in der Prinzenbar, war kaum noch zu unterscheiden, was Band und was glückselig tobende Menge war. Legendenbildung hin oder her. Fest steht: Mit Hamburg verbindet die Band eine ganz besondere Beziehung.

"Nachdem unser erstes Album in Schweden erschienen war, wollten wir ein wenig Urlaub in Hamburg und Berlin machen", erzählt Johansson. Nur, dass Sveningsson und er gar nicht bis in die Hauptstadt kamen, da sie von der "Superfreundlichkeit" in der Hansestadt länger als geplant eingenommen worden waren. "Wir liefen rum und sprachen die ganze Zeit davon, dass wir spontan auf der Straße auftreten wollten", erinnert sich Johansson. "Doch letztlich waren wir zu schüchtern."

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Bei ihren Streifzügen durch Kiez und Schanze kamen die zwei im Plattenladen Back Records an der Wohlwillstraße mit Inhaber Steve Calabretta ins Gespräch, der sofort einen Gig in seinem Laden organisierte. Mit dermaßen durchschlagendem Erfolg, dass die Friska-Kumpane in den folgenden Tagen live noch vier weitere Locations in Hamburg mit Songs wie "Gold" und "We Are Happy Now (La La La)" aufmischten. Darunter die Barbarabar auf dem Hamburger Berg sowie eine Privatparty auf St. Pauli. "Die kannten uns nicht, aber haben uns direkt zu sich eingeladen. So eine Liebe zu Fremden ist außergewöhnlich", schwärmt Johansson. Als Huldigung schrieben sie ihren Freunden an der Elbe die Hymne "Wohlwillstraße".

Für die Hamburger Konzertgänger ist der Musiker voll des Lobes: "In England rennen viele von einem Hype zum nächsten. In Hamburg hören die Leute wirklich zu. Die Live-Kultur ist sehr ausgeprägt. Da musst du richtig gut abliefern." Das haben sie bisher jedes Mal geschafft.

Friska Viljor live Do 22.9., 23.15, Docks, beim Reeperbahn-Festival: 22.9.-24.9., 3-Tage-Ticket 59,50, 2-Tage-Ticket 45,-, Tagesticket 29,50; www.reeperbahnfestival.com