Fünf Mal hat Heidi Klum “Germany's Next Topmodel“ gesucht - und Durchschnittstypen gefunden. Auch die Quote fiel zuletzt deutlich.
Berlin. Heidi ist ein großer Star: Ihr durchdringender Blick, ihre scharfen Analysen, ihre zielsichere Auswahl der richtigen Kandidaten haben die Glitzerwelt fasziniert. Doch während Opossum Heidi die weltweit beachteten Oscar-Gewinner voraussagte, muss sich Namensvetterin Heidi Klum (37) von diesem Donnerstag an mit einem deutlich kleineren Rahmen begnügen: Sie geht als Oberjurorin für ProSieben wieder auf die Suche nach „Germany's Next Topmdodel“ - zum sechsten Mal in jährlicher Folge. Doch auch diesen Job nimmt sie ernst, als ginge es um Leben und Tod.
Für die Bewerberinnen verheißt das wenig Gutes, denn in der Castingshow „wird jeder Fehltritt hart bestraft“, wie der Privatsender vollmundig verkündet. Model Klum selbst heizt die Stimmung per „Bild“-Interview an - was braucht ein Mädchen, um so zu werden wie das große Vorbild? „Biss! Ehrgeiz! Professionalität!“, antwortet sie im Stakkato-Ton. „Wenn es eine junge Frau in diesem Business zu etwas bringen möchte, muss sie die Zähne hart zusammenbeißen.“ Sie selbst sei auch so was von hart gewesen: „Ich habe mit hohem Fieber vor der Kamera gestanden, weil es um sehr viel Geld geht. Da stehen Dutzende Menschen am Set und warten nur auf einen Menschen - auf DICH und darauf, dass DU perfekt funktionierst.“
So müssen die 50 „Mädchen“ - „Topmodel“-Jargon für die Bewerberinnen, egal ob 16 oder 25 Jahre alt - gleich in der ersten Sendung (Donnerstag, 20.15 Uhr) eine echte Mutprobe bestehen: In Abendkleid und High Heels dürfen sie über einen Wackel-Laufsteg stöckeln, darunter gähnt der Abgrund - respektive ein Schwimmbecken. Schon in den ersten Ausschnitten, mit denen ProSieben auf Promo-Tour ging, werden die altbekannten und erfolgreichen Castingshowmuster sichtbar: Es geht nur vordergründig um den Lauftest, die Jury-Meinung über einige Kandidatinnen stand wohl schon vorher fest, Zickenkriegewerden angebahnt und genüsslich vor der Kamera ausgebreitet.
Heidi Klum gefällt sich wieder als Modelmutter der Nation: Sie darf erschreckt die Augen aufreißen, ungläubig mit dem Kopf schütteln und Zeigefinger erhebend tadeln: „Was war das denn jetzt?“, „Das kannst Du aber besser...“ oder „Ts, ts, ts“. Sie thront deutlich herausgehoben in der Mitte der Jury-Troika, neben ihr die beiden Neuen: Creative Director Thomas Hayo (41) - mit Lederjacke, Zottelbart und öligem Haar der Kerl, den die Mädchen anhimmeln dürfen - und Designer Thomas Rath (44) - stylish und überkandidelt erinnert er an Bruce Darnell und Rolf Scheider. Sie lösen ihre beiden farblosen direkten Vorgänger Kristian Schuller und Qualid Laadra ab, die nur eine Staffel neben der übermächtigen Klum bestehen konnten.
+++ Werfen Sie HIER einen ersten Blick auf die Top 50 +++
Das Interesse junger Frauen an der Castingshow hat zuletzt deutlich nachgelassen: 13.374 Kandidatinnen bewarben sich diesmal, im Jahr 2010 waren es noch fast 10.000 mehr gewesen (23.248). Insgesamt 50 wurden für die erste Show ausgewählt, in der mehr als zehn von ihnen bereits rausgeworfen werden. Auch im Fernsehen schwächelte das Format zuletzt: 3,01 Millionen Zuschauer erreichte die fünfte Staffel im Schnitt, der Marktanteil lag bei 10,1 Prozent; in der werbewichtigen Zielgruppe der Jüngeren von 14 bis 49 Jahren waren es 18,1 Prozent. Zwar sind das immer noch Werte deutlich über Senderschnitt, gleichzeitig aber auch die zweitschwächsten in der "Topmodel“-Geschichte.
+++ Was aus Heidi Klums Casting-"Topmodels" geworden ist +++
Die Aufregung über die TV-Fleischbeschau und das Bloßstellen junger Menschen vor Publikum hat sich eben gelegt, das „Topmodel“-Format reiht sich ein in eine Reihe ähnlicher Shows, heißen sie nun „DSDS“, “Supertalent“ oder „X Factor“. Da helfen auch weit aufgerissene Klum-Augen nicht weiter - vielleicht aber härtere Castings? Bei einem Weltrekordversuch müssen die Mädchen in hochhackigen Schuhen über Laufbänder rennen - das tut weh. Klum gibt sich auch hier (via ProSieben-Mitteilung) als Chuck Norris des Modelbusiness: „Das ist ganz normal, in diesem Job holt man sich hier und da schon mal eine Blase. Und eine offene Wunde hatte ich auch schon.“