Der Wirbel um sein Buch und seine Person haben sich bezahlt gemacht. Was er mit den Millionen macht, verriet Thilo Sarrazin im TV-Interview nicht.
Berlin. Das Buch "Deutschland schafft sich ab“ ist vor gerade einmal dreieinhalb Monaten erschienen, seinen Autor machte es in kürzester Zeit zum mehrfachen Millionär. Auf rund drei Millionen Euro schätzte Fernseh-Gastgeber Benjamin von Stuckrad-Barre am Donnerstagabend die Einnahmen aus dem Vertrieb des allein in Deutschland bisher 1,2 Millionen mal verkauften Buches. Der frühere Berliner Finanzsenator als erster Gast in der neuen Late-Night-Show mit Stuckrad-Barre im digitalen Fernsehsender ZDFneo widersprach nicht. Im Gegenteil: Er deutete an, dass die Einnahmen noch höher liegen, da er besser mit seinem Verlag verhandelt habe als von seinem Gastgeber angenommen.
Was er mit dem Geld machen wird, darüber schwieg Sarrazin. Der plötzliche Reichtum habe sein Leben nicht verändert, antwortete der frühere Bundesbanker in der ihm eigenen, völlig regungslosen Art. Sein fünf Jahre altes Tweedjackett sei doch noch nicht so alt, dass er es auswechseln müsse. Als "reich aber sexy“ wollte er sich in Anspielung auf den Spruch von Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) („Berlin ist arm aber sexy“) auch nicht bezeichnen. „Das weiß ich nicht, das kommt auf die Person an“, antwortete der 65-Jährige mit stoischem Blick.
Seine Frau frage ihn auch immer, was er denn nun mit dem ganzen Geld machen wolle. „Ich sage immer: Das kommt aufs Konto und dann warten wir mal in Ruhe ab“, sagte Sarrazin, dem ein Ausschluss aus der SPD droht. Schließlich müsse er auf seine Einnahmen noch Steuern zahlen. Sarrazin war Ende September wegen der heftigen Debatte um seine integrationspolitischen Thesen nach nur knapp einhalb Jahren aus dem Vorstand der Bundesbank ausgeschieden.
Den Wirbel um seine Person, seinen öffentlich diskutierten Rücktritt und die Tatsache, dass er seitdem von Leibwächtern des Landeskriminalamtes rund um die Uhr bewacht werde, kommentierte Sarrazin knapp: „2010 hat einiges für mich beinhaltet.“ Selbstironisch antwortete er auf die Frage nach dem besten Spruch seiner Frau: „Thilo, nicht schon wieder.“ Sarrazin gestand ein, dass er sich in den sieben Jahren als Finanzsenator ständig öffentlich „wie kein anderer Politiker in Berlin“ in politische Fragen eingemischt habe, „die mich nichts angingen“. Dabei habe er – trotz seines grundsätzlich guten Verhältnisses zu Regierungschef Wowereit „mehr als einmal meinen Fast-Rauswurf aus dem Amt riskiert“.
Zur Frage, warum er seine Thesen zur angeblichen Integrationsunwilligkeit muslimischer Zuwanderer und ihrer Gefahr für Deutschland erst nach seiner Zeit als aktiver Politiker veröffentlicht habe, sagte Sarrazin, er habe als Finanzsenator eine andere Aufgabe gehabt. Berlins Haushalt zu konsolidieren, sei vorgegangen. Nach dem Erfolg seines ersten Bestsellers werde er dennoch kein Buch über die Bundesbank schreiben. „Das wäre ein bisschen zu langweilig.“